Die Sache mit der Homöopathie

Ich bin auch kein großer Anhänger der Homöopathie. Naturheilkunde – ja, aber diese bis zur Unkenntlichkeit verdünnten Dingse – nein. Zumindest für mich nicht. Soll die Solidargesellschaft so Sachen also tragen? Die Skeptiker sagen, dass sollte man nicht. Es sei Quatsch, wissenschaftlich erwiesen, dass die Wirkung nicht vorhanden sei und eine Schande für die Krankenkassen, dass sie so einen Blödsinn überhaupt bezahlen. Bei der angespannten Lage der Kassen, sollte das Geld lieber sinnvoller investieren.

Mag sein, dass die Homöopathie nichts bringt. Meine Erfahrungen mit ihr sind mehr als gering. Aber so einfach ist das mit der Heilung nicht. Wenn in der Schulmedizin alles immer nur nach dem Ursache/Wirkungs Prinzip funktionieren würde, dann wären vieles einfacher. Tut es aber nicht. Manche Medikamente helfen dem einen, dem anderen helfen sie überhaupt nicht, obwohl es sich um ein und diesselbe Krankheit handelt. Manche verursachen bei einem Patienten schlimme Nebenwirkungen, beim anderen passiert nichts. Vorhersehbar ist das nicht, der Unterschied zu nicht nachweisbaren homöopathischen Mitteln liegt nur darin, dass es immerhin nachweisbar ist, dass sie unter bestimmten Rahmenbedingungen, bestimmte Wirkungen erzielen, wenn auch nicht immer.

Heilung ist auch etwas, das im Kopf stattfindet. Doppelblindstudien mit Plazebos haben das nachgewiesen. Es kann schon helfen, wenn ich nur daran glaube, das mit etwas hilft. Das macht die Homöopathie auch nicht besser, aber auch nicht schlechter als Pillen aus Zucker. Rationalität ist es etwas, das einem in vielen Lebenslagen weiterhilft, was einen die Dinge oft klarer und unemotionaler sehen lässt. So kann man am Ende oft zu einem besseren Schluss kommen, als wenn man die Dinge nur durch die emotionale Brille betrachtet. Aber gilt das auch für lange und schwere Krankheiten? Gilt das für Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht mehr weiter wissen? Die verzweifelt sind und eben allem eine Chance geben wollen? So sehr ich mit der Homöopathie nichts anfangen kann, so wenig will ich anderen Menschen vorschreiben, was ihnen hilft, und was nicht.

Die Gesundheit ist ein hohes Gut, dass man erst schätzt, wenn man krank ist. Und wenn man schon alles durch hat, und nicht mehr weiß, was man sonst noch so nehmen kann, damit es einem hilft, dann schaut man eben auch mal bei der Homöopathie vorbei. Warum nicht? Meine Mutter hat seit Jahren Probleme mit dem Knie. Sie hat, als gelernte Krankenschwester, die Schulmedizin von vorne bis hinten durch, sie weiß, dass letztendlich wohl nur eine OP helfen kann, aber die birgt auch so ihre Risiken. Sie nimmt seit Jahren irgendwelche Globuli. Und ihrer Ansicht nach, helfen die Dinger. Sie verbessern nicht viel, aber sie lindern die Symptome. Ihr ist das Nachweis und Hilfe genug.

Ob die Homöopathie nun was bringt, oder nicht, ich finde die gesamte Diskussion überflüssig. Man redet über eine Belastung der Krankenkassen von 9 Millionen Euro pro Jahr, was angesichts der Defizite ein Witz ist. Im Zusammenhang mit den Perversitäten rund um den Finanzsektor ist es zu dem lächerlich. Mag sein, dass die Homöopathie eine Luftnummer ist, mag sein, dass die verdünnten Wirkstoffe nichts bringen. Die psychologische Hilfe, die manches Mittelchen für einen Patienten hat, ist aber ein höheres Gut, als die 9 Millionen Euro im Jahr.

26 Antworten zu „Die Sache mit der Homöopathie“

  1. Regine Heidorn

    Scheint so, als wäre der Anteil der Homöopathie an den Pharmakosten und den Aufwänden für medizinische Versorgung recht gering. Ausgerechnet die Homöopathie rauszuwerfen, erscheint nicht nur als eine billige Oberflächenkorrektur oder Nebelkerze. Es erweckt vielmehr den Anschein eines Problemlösens in homöopathischen Dosen.

  2. thomas

    Wenn Homöopathie-Pillen das gleiche wie Zuckerpillen kosten würden (und Placebo draufstünde), hätte ich auch nichts dagegen. So bin ich aber sehr dafür, dass Kassen solchen Unsinn nicht weiter finanzieren (es sei denn der Arzt verschreibt ein Placebo und es werden Placebo-Preise gezahlt).

  3. […] DonDahlmann hat einen sehr schönen Blogeintrag geschrieben, vielleicht können ja einige mit seiner Meinung mehr anfangen. Warum solle man den […]

  4. […] bei DonDahlmann gefunden: die Debatte dreht sich um 9 Millionen Euro pro Jahr. var flattr_wp_ver = '0.71'; var flattr_uid = '1685'; var flattr_cat = 'text'; var flattr_tle = […]

  5. vor allem: wenn die Homöopathie aus dem Leistungskatalog gestrichen wird, müssen statt dessen ja andere Medikamente verschreiben werden, oder nicht? Und die sind in der Regel wesentlich teurer. Ersparnis??

  6. Ich hab weniger ein Problem mit den Kosten als mit den anderen Folgen.

    Karl Lauterbach begründet seinen Vorstoß so:
    “Viele Patienten glauben, die Kassen zahlen nur das, was auch nachweisbar hilft”, sagte er dem SPIEGEL. Er kritisiert vor allem die Techniker-Krankenkasse und die zahlreichen Betriebskrankenkassen dafür, dass sie die Homöopathie bezahlen: “Die Krankenkassen adeln mit ihrem Vorgehen eine Wundermedizin wie die Homöopathie auch noch.”

    Und das ist für mich ein viel stärkeres Argument gegen Homöopathie. Das zugehörige Weltbild ist ein Schritt zurück vor die Aufklärung und in ein magisches Weltbild. Geschütteltes Wasser ist auch nicht besser als der Zaubertrank aus dem Märchen. Die Welt wird wieder von unsichtbaren Kräften bevölkert und unerklärliche Tränke und Pillen helfen in dieser Welt. Wissenschaft ist böse, Magie ist gut.

    Was wurde über die Götter in Weiß geschimpft, die nur Fremdworte sprachen und die niemand verstand. Und heute erklären die Ärzte ihr Handeln und plötzlich rennen alle zum Homöopathen, der liefert Erklärungen die wieder niemand versteht und er erscheint wieder als Halbgott.

  7. Wahre Worte.

  8. Kluge Worte, danke dafür. Ich glaube übrigens (und die Fälle, die ich kenne, bestätigen das), dass Menschen, die sich homöopathisch behandeln lassen, das deutlich gezielter tun, sprich: dass sie oft bereits wissen, ob Ihnen die Homöopathie helfen kann oder nicht. Insofern könnte ich mir vorstellen, dass in diesem Bereich deutlich weniger Mittel verschrieben werden, die sich als wirkungslos erweisen.

  9. Ich habe lange im Krankenhaus gearbeitet und bin für meinen Teil froh, dass ich keine harten Medikamente benötige. Das ist mittlerweile leider auch nichts anderes als skrupellose Geldmache und Abzocke. Und sie „helfen“ nur, weil sie quasi alles zerstören. Ich frage mich nach wie vor, wie viele Leute sich das Zeug einfach so reinhauen.

    Ich hatte starkes Asthma in Verbindung mit Heuschnupfen. Habe mich hyposensibilisieren lassen, Cortison genommen, etc. Letztlich habe ich mich entschlossen auch ein paar Globuli zu nehmen. Circa vier Stunden später hatte ich einen massiven Ausschlag am ganzen Körper – und kein Asthma mehr. Mittlerweile kann ich im Hochsommer Radfahren, das war früher undenkbar. Dieser Sommer ist der Erste, wo ich keine bronchialerweiternden Sprays und Antihistaminika benötigt habe.

    Mir ist es um ehrlich zu sein relativ egal, wie es gewirkt hat. Mir hat es geholfen. Und darum geht es schließlich.

  10. Danke für den Artikel! Deswegen danke, weil ich ihn jetzt nicht mehr schreiben muss, Du hast alles Relevante gesagt.

    Wichtig ist vor allem der Kostenpunkt, den Du angesprochen hast. Mit dieser aktuellen von der Politik initiierten Debatte über Homöpathie soll nur wieder eines erreicht werden: komplett davon abgelenkt werden, dass es auch dieser Regierung – wie übrigens auch schon der Lauterbach angehörenden SPD zuvor bereit – mal wieder nicht gelungen ist, dem Raffzahn Pharmaindustrie endlich den Hahn abzudrehen. So zahlen wir weiterhin – und zwar nur wir Deutschen – in Europa die höchsten Medikamentensätze! Da sollte gespart werden. Stand dieser Punkt bei Rösler noch auf der Agenda, ist er wieder einmal gänzlich runtergefallen in der Debatte. Da ist unser Gesundheitsminister und sind seine Kollegen mal wieder lobbyfreundlich eingeknickt, wie die Tulpe im Wind.

    Es sollte an ganz anderen Dingen gespart werden, z. B. an Untersuchungsmethoden. Kaum noch Diagnostik per Ultraschall kostengünstig durchgeführt, weil irgendwo ein teures MRT rumsteht, dass letztendlich in der Diagnostik selten etwas genauer befunden lässt als eine Ultraschallkopfdiagnostik – nur eben deutlich mehr Untersuchungspauschale bringt. Gleiches gilt z. B. für Ultraschall als Therapie. Da wird lieber mit Tauben auf Spatzen geschossen – weil es mehr bringt. Da sollte man ansetzen. Nicht immer die teuerste Untersuchungsmethode als das höchste Gut zu verkaufen, weil der Bankkredit zwickt!

    Die Kosten der Kassen für Homöpathie sind denkbar gering. Wir setzen in Deutschland lächerliche 7% der Kosten aller rezeptfreien Arzneien in Homöopathiemittel um. Über 70% (!) der in Deutschland umgesetzten homöopathischen Arzneien wurden davon nicht einmal verordnet, das heißt, hier zahlt der Patient sowieso schon seine Arznei komplett selber! Wovon reden also unsere Politiker mit diesem hirnverbrannten Vorschlag also? Davon, das sie mal wieder zeigen wollten, dass sie das von ihnen über die letzten Jahre verkomplizierten Gesundheitssystem selber überhaupt nichts mehr begreifen?

    Selbst für die restlichen 30% der tatsächlich vom Arzt verordneten Medikamente bekommen Patienten auch nur die Zuschüsse und zahlen ihre Pauschale. Diese Medikamente sind meist so günstig, dass der Patient daher bei Verordnung 80-100% der Kosten alleine getragen hat und nicht die Kasse. Die Kassen wissen schon, warum sie die Homöpathie nicht aufgeben wollen. Die haben damit die letzten Jahre enorme Einsparungen erzielen können. Denn alles, was alternativ in der Schulmedizin und an Pharmaziekosten nachwächst, wird die Kassen deutlich teurer kommen. Da muss man schon mal nachfragen in unserer von der Pharmaindustrie dogmatisierten deutsche Gesundheitswelt – wer hat ein echtes Interesse an der Ausgliederung von Homöopathie im Gesundheitswesen, wenn gar nicht die Krankenkassen?

    Fehlende Evidenz von medizinischen Behandlungsmethoden liegt übrigens immer dann vor, wenn keine Studien zu einem Medikament oder einer Behandlungsmethode gar nicht durchgeführt werden. Diese sind generell sehr teuer und in den allermeisten Fällen werden sie daher anteilig oder ganz von der Pharmaindustrie mitfinanziert. Daher erlaube ich mir an Sprüchen „es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis zur Wirksamkeit von Homöopathie“ meine ganz eigenen Gedanken hinsichtlich einer immer mehr Profit orientierten Medizinwissenschaft zu machen.

    Mir ist Homöopathie bisher – mit erstaunlichen Ergebnissen – bei der Behandlung meiner Katzen begegnet. Also Lebewesen, wo der Kopf – vermute ich mal – im Rahmen der Behandlung anders agiert, als bei uns Menschen. Grundsätzlich glaube ich sehr an das Gesetz: in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist und umgekehrt.

  11. Ich plädiere schon lange dafür, dass auch Wallfahrten von Krankenkassen bezuschusst werden: Meiner italienischen Kusine hat eine davon bei schweren Gelenkschmerzen geholfen (wenn man nicht zwischen Kausalität und Koinzidenz unterscheidet).

    Darin läge doch die eigentliche Lösung: Homöopathiegläubige lassen sich als Religionsgemeinschaft eintragen und künftig von Steuergeldern statt von Krankenkassen finanzieren.

  12. Malte Diedrich

    creezy, don:
    Die Kosten für die Medikamente sind gar nicht der springende Punkt. Allerdings erfordert die Lehre der Homöopathie eine umfangreiche Anamnese und diese wird von den Krankenkassen bezahlt. Nur habe ich bisher keine Zahl dazu gelesen. Allerdings wird diese deutlich höher sein als diese 7-9 kolportierten Millionen.
    creezy, deine Theorie zu den Evidenzstudien ist zwar ganz nett, aber falsch. Es gibt reichlich Studien, nur haben die bisher keine Evidenz gefunden. Und: Zu der von dir gescholtenen Pharmaindustrie gehören übrigens auch die Homöopathiehersteller, die einen grossartigen Profit damit machen, Wasser (mit Gedächtnis) teuer zu verkaufen.

  13. @Malte
    Können wir bitte in der Diskussion bei den Homöopathieherstellern bleiben, die nicht an Baldrianschöpfung bei Vollmond glauben – und auch nicht die gesamte Homöopathische Industrie über den Alternativdaumen scheren? Das könnte in der Diskussion helfen. Danke.

    «Allerdings erfordert die Lehre der Homöopathie eine umfangreiche Anamnese und diese wird von den Krankenkassen bezahlt.“

    Wow!Was für ein sehr geiles Argument! Und der Hausarzt – auch von der Krankenkasse bezahlt – behandelt günstiger, weil er die umfangreiche Anamnese nicht mehr durchführt (oder nicht bezahlt bekommt? Deiner Meinung nach?), stattdessen lieber mit Kanonen feuert und hinterher die zahlreichen Kontraindiktionen und Nebenwirkungen nicht mehr kontrolliert bekommt, mangels ausreichender Anamnese?

    Starkes Argument!

    Zum Thema Manipulation von medizinischen Studien bitte ich Dich Dich noch mal genau einzulesen. Es gibt diverse großartige sehr teure Studien, die die Evidenz so mancher Behandlungsmethode widerlegt, einzig, weil der Hauptfinanzier der Studie das Kontraprodukt in der Entwicklung hatte und die Behandlungsmethode widerlegen wollte. Demgegenüber gibt es natürlich auch Studien zur Homöopathie kleinere Studien, die die Wirksamkeit belegen. Die aber sind klein. Und die kleinen Stimmen hört man nicht, wenn gleichzeitig laut gesprochen wird.

    So oder so gilt: der „Haben ‘se da nicht mal ‘ne Pille, Doktor“-Patient ist das eigentliche Kostenproblem. Ob der an Globuli glaubt oder an von der Pharmazie gepressten chemisch verunreinigten Baldrian, ist dabei völlig schnuppe. Und dann halte ich es mit der Devise, gib dem Kopfpatienten lieber das billigere Produkt. Und in Deutschland sind Globuli immer noch meist günstiger als die Produkte von Bayer & Co. That’s it!

  14. Ich bin da völlig bei vsnfd Tim Michin hat es auch sehr schön gesagt: Wie nennt man alternative Medizin, deren Wirksamkeit erwiesen ist? Medizin.
    Homöopathie wirkt nachweislich nicht besser als Placebos, spiegelt Patienten aber wahrheitswidrig vor, Wasser und Zuckerkügelchen hätten ein Gedächtnis, und Quecksilber und Hundekot könnten sie heilen. Alleine das ist schon widerwärtig. Dass unser Solidargemeinschaft dafür zahlen soll, ist in meinen Augen schon alleine deshalb inakzeptabel, sogar wenn es wirklich insgesamt kaum ins Gewicht fällt.

  15. Malte Diedrich

    ähm, also ganz ehrlich creezy: deine Logik ist ähm, überraschend.

    Ich hab nicht geschrieben, dass ein Arzt keine umfangreiche Anamnese mehr durchführen soll. Nur sollte man die halt auch als zB Erstanamnese bezahlen und nicht mit H. begründen, so dass vlt auch Patienten, die nicht an H. glauben in den Genuss einer vernünftigen Anamnese kommen.

    Bei dem Satz

    „Können wir bitte in der Diskussion bei den Homöopathieherstellern bleiben, die nicht an Baldrianschöpfung bei Vollmond glauben – und auch nicht die gesamte Homöopathische Industrie über den Alternativdaumen scheren?“

    bitte ich um Erläuterung. Wenn du von Pharmaindustrie sprichst, meinst du dann nicht zB Boiron?

    Und deine Studienkritik: Was willst du damit sagen? Dass es die H. noch nicht geschafft hat, eine passende, wissenschaftlich saubere Studie zu präsentieren? Dass ja alle Studien, die gross sind, gekauft sind? Dass es Studien gibt, die eine Wirksamkeit von H. über Placebos hinaus verneinen?

    Und wie schön, dass du das eigentlich Kostenproblem erkannt hast. Musst es jetzt ja nur noch ändern.

    Mann, mann, mann.

  16. Oliver

    Die genannte Zahl von 9 Millionen ist falsch. In dem verlinkten Artikel sind die 9 Millionen als Kosten für „homöopatische Präparate“ genannt.

    Diese Präparate gehören z.B. bei der TK nicht zur Kassenleistung. Was die Kasse (TK) bezahlt, ist aber die homöopatische Anamnese, bei der für eine einmalige Sitzung mehr Geld bezahlt wird, als der Hausarzt für einen Patienten im ganzen Quartal bekommt.

    Hierzu werden keine Zahlen genannt. Ich habe auch noch keine Quelle dazu gefunden. Ich nehme aber an, dass sie deutlich höher liegt. Das ergibt schon die einfache Überschlagsrechnung.

  17. Maschinist

    Ein paar Millionen für wirkungsloses Zeug – Das gibt es auch in der Schulmedizin.
    Dennoch sollten die Beitragszahler nicht dafür aufkommen, denn Zahlungen für Homöopathie sind wie eine Legitimation und Homöopathie ist oftmals die „Einstiegsdroge“ für Esoteriker, Heiler und „alternative“ Medizin. Und DAS ist dann wirklich gefährlich.
    Wer für ein Zipperlein zur Homöopathie greift, kommt bei der Krebsdiagnose schnell auf die Idee sich mit Vitamin C o. ä. kurieren zu lassen.

  18. […] Die Sache mit der Homöopathie (Irgendwas ist ja immer) Mag sein, dass die Homöopathie eine Luftnummer ist, mag sein, dass die verdünnten Wirkstoffe nichts bringen. Die psychologische Hilfe, die manches Mittelchen für einen Patienten hat, ist aber ein höheres Gut, als die 9 Millionen Euro im Jahr. (tags: twitthis) […]

  19. @ thomas: „Wenn Homöopathie-Pillen das gleiche wie Zuckerpillen kosten würden (und Placebo draufstünde), hätte ich auch nichts dagegen“ … Leider funktionieren Placebos ja genau so nicht. Dass eine (gefühlte) Besserung eintritt, hat ja damit zu tun, dass der Kranke davon überzeugt ist, ein wirkungsvolles Medikament zu sich zu nehmen. Wer davon überzeugt ist, dass sein Medikament ohnehin nichts bringt, weil er weiß, dass er ja nur ein Placebo futtert, der fühlt sich nicht besser.

    Und die Diskussion über Homöopathie bringt das leider auch keinen Zentimeter weiter.

  20. Wie ich schon in meinem Blog schrieb, halte ich Homöopathie für eine tolle Sache, weil sie die Arztkosten bei Wehwehchen und Symptombehandlung all derjenigen senkt, die sich freiwillig und mit diesen Placebos bescheiden. Davon abgesehen, Don, ist dein Artikel leider etwas euphemistisch geraten. Alleine das Wort „Verdünnung“ suggeriert, es handele sich um stark verdünnte Wirkstoffe, was mitnichten der Fall ist: Es handelt sich um nicht vorhandene Wirkstoffe, deren Wirkung über eine nicht näher definierte „Energie“ an Wasser oder Zucker übertragen wird. Homöopathie ist nur mit Alchemie vergleichbar. Dass Heilung im Kopf stattfindet, ist ein richtiger und wichtiger Aspekt – in ihr liegt wohl der Wert der Homöopathie. Das ist aber kein Argument pro Homöopathie sondern eines dafür, dass in unserem Gesundheitssystem etwas fundamental schief läuft, wenn Ärzte keine Zeit mehr finden, sich um die Patienten zu kümmern. Homöopathie ist also so etwas wie ein Placebo fürs kranke Gesundheitssystem. Wirklich bitter finde ich, dass die Kassen bereit sind, für wirkungslose Scharlatanerie Geld auszugeben, während ich z.B. alle paar Jahre einen vierstelligen Eurobetrag für neue Hörgeräte aufbringen darf, ohne die ich mein Leben nicht führen könnte. Leider gibt es die nicht verdünnt und beim Heilpraktiker. Natürlich würde eine adäquate Versorgung mit Hörgeräten ungleich teurer werden, trotzdem muss man sich fragen, inwiefern es ethisch vertretbar ist, dass bestimmte Leistungen gestrichen werden, während esoterische Leistungen bezahlt werden – und seien sie auch noch so viel billiger.

  21. […] in unbedeutenden Blogs (vgl. z. B. Naty’s Blog) bis hin zu “Top-Bloggern” wie Don Dahlmann und Johnny Haeusler ist abgedeckt. Letzterer bezieht allerdings für seine […]

  22. bin jetzt einmal weder pro noch contra, möchte aber ein paar ergänzungen einbringen:

    das wesen der homöopathie besteht in „gleiches durch gleiches zu heilen“. und die homöopathie glaubt daran, dass menschen ziemlich verschieden sind und ergo auch so reagieren, deshalb werden die globuli und tropfen meist pro patient speziell zusammengestellt. daraus ergibt sich, dass die durchführung von aussagekräftigen, also grossen klinischen studien mit einem entsprechenden patientenpotential kaum machbar ist.

    viele menschen verwechseln homöopathie und naturheilkunde, und bringen da einiges durcheinander. auch daraus resultieren die verschiedenen berichte über wirkung und nichtwirkung.

    daran kann man einfach nichts ändern, das ist so.

    aber das grösste sparpotenzial bei medikamenten hätten die hoch entwickelten länder dann, wenn es möglich wäre zu kontrollieren ob die verehrten patienten die vom arzt verschriebenen medikamente wie verschrieben einnehmen. und wer irgendwas erzählt und die medikamente heimlich wegwirft, ins klo wirft, der nachbarin gibt, off-label verwendet, oder irgendwo vergammeln lässt, der müsste den dreifachen preis des jeweiligen medikamentes selber zahlen. erben werden in die pflicht genommen.

    sie haben ja keine ahnung, wie das das krankenkassendefizit positiv beeinflussen täte. der entrümpler hier um die ecke bringt pro entrümpelung einen reisekoffer voller suspekter medikamente, nahrungsergängzungsmittel etc. zum entsorgen.

  23. michael

    Was ich überhaupt nicht verstehe ist der Gleichmut mit dem Homöopathie-Befürworter die nicht unbedingt an deren Wirksamkeit glauben, Patienten anlügen und täuschen wollen. Ich halte es ethisch überhaupt nicht vertretbar Homöopathie weiterhin in irgendeiner Form zu unterstützen bloß weil Placebos unbestreitbar nützlich sind.

    Wie Placebos ethisch vertretbar genutzt werden können ist durchaus eine interessante Frage, auch keine unmöglich zu beantwortende Frage. Vorstellbar wäre zum Beispiel eine schriftliche Einwilligung beim Hausarzt, die es diesen erlaubt bei harmlosen Erkrankungen den Patienten ohne dessen Wissen Placebos zu verschreiben.

  24. @kelef:

    „wer irgendwas erzählt und die medikamente heimlich wegwirft, ins klo wirft, der nachbarin gibt, off-label verwendet, oder irgendwo vergammeln lässt, der müsste den dreifachen preis des jeweiligen medikamentes selber zahlen. erben werden in die pflicht genommen.“

    klar, das ist *die* Lösung. Blind auf den Arzt vertrauen, der das Medikament empfiehlt das der Pharmavertreter am stärksten beworben hat – das muss ja wirken. _Bloss_ nicht auf den eignen Körper hören, wo kämen wir da hin wenn Patienten auf einmal selbst beurteilen könnten wie es ihnen geht. DAS wird’s richten… — Mal aus ganz eigener Erfahrung. $arzt hat mir $medikament verschrieben von dem ich $dosis nehmen soll. $dosis ist nach Meinung diverser anderer Experten zu hoch. Ich habe auf 1/4 der $dosis so massive Nebenwirkungen dass ich kaum stehen kann, $arzt empfiehlt weitere Einnahme und Kontroll-Termin in 4 Wochen. Ist dann logischerweise meine Schuld wenn es mir lausig geht, nicht wahr?

    Zur Kostenfrage mal ein ganz anderer Punkt: Ich finde es schön dass auf Homöopathika (zu denen ich eine durchaus differenziert kritische Haltung habe) herumgehauen wird, aber mal ganz ehrlich; selbst wenn es denn *nur* ein Placebo-Effekt sein _sollte_ der da wirkt – ja und? Super! Wenigstens wird hier ohne Schaden am Patienten geheilt. Tagtäglich werden massiv wirkende Medikamente, wie z.B. Statine, verordnet, die Unsummen kosten und deren angebliche (Erst-) Wirkung absolut fragwürdig ist, die sogenannten Nebenwirkungen aber katastrophal. Danach fragt dank Pharmazielobby niemand.

    Tatsache ist, Homöopathika sind ein Nebenschauplatz, der von etwas ablenkt, das grundsätzlich im Argen liegt – dass nämlich das Medizinsystem sich selbst und seine Kosten ohne vernünftiges Controlling auf Wirksamkeit hin selbst verwaltet.

    Müssen wir deswegen auch Wallfahrten bezahlen? – ich empfehle so manchem mal einen Blick auf Reha- und Kurpläne, die überspitzt gesagt Makramee zur Selbstfindung bei Leuten mit Herz-OP empfehlen… vielleicht ist eine Wallfahrt nach Lourdes sogar die bessere Alternative…

  25. […] Don Dahlmann zur letztwöchigen Homöopathiedebatte und einen Teil der Diskussion darunter. „Ob die Homöopathie nun was bringt, oder nicht, ich finde die gesamte Diskussion überflüssig.„ Man scheint sich dort generell weitgehend einig zu sein, dass Homöopathie Blödsinn ist, […]

  26. Interessante Sicht und ein wirklich „ehrlicher“ Artikel.

    ich bin der Meinung, wenn die Homöopathie bei jemandem „nachweislich“ (also nicht nur physisch sondern auch psychisch) Besserung bewirkt, sollte die Behandlung zumindest teilweise auch weiterhin von der Krankenkasse übernommen werden.

    Denn wie du schon sagst: Man sollte den Menschen nicht vorschreiben was Ihnen hilft und was nicht.