Nischenblogger und die Finanzierung

Chris Harris, schlechthin einer DER Autoblogger/Journalisten der neuen Generation und einer der ganz, ganz wenigen, die in den letzten Jahren Geld damit verdient haben, beklagt, dass er mit seiner Arbeit kein Geld mehr verdienen kann.

„Why is the business of reviewing cars broken? You can point to all manner of factors, most of which I’ll trawl through here at some point, but the fundamental issue is that making money from the process has become too difficult for most. It’s a classic case of a conventional business (print) being decimated by something new (the web) underscored by one uncomfortable bleak structural issue, that the old way of doing things (paper) still often generates more money than the new way (internet).“

ich sage ja immer (auch etwas genervt von den Problemen), dass das gesamte System Journalismus/Finanzierung seit ein paar Jahren im Umbruch steckt und sich die neuen Strukturen auch noch ein paar Jahre Zeit lassen werden. Vielleicht auch nie finden werden. Mit reinem Content ist im deutschsprachigen Automobilbereich und auch im Motorsportsektor, egal wie spezialisiert man ist, kaum Geld zu verdienen. Es ist eben kein „Lifestyle“ und keine „Mode“, wo die Strukturen anders sind. Selbst mit Reiseblogs lässt sich mehr Geld verdienen.

In Deutschland hängt das mit der Reichweite zusammen. Auch wenn man, wie das Racingblog, die monatliche Reichweite eines gut laufenden Printmagazins hat – Werbekunden lassen sich so gut wie nicht finden. Bei 90% der Blog-Kollegen sieht es ebenso aus, wie bei mir. Es reicht nicht und es besteht eine maximale Unsicherheit über zukünftige Einnahmequellen.

Auf dem Markt gilt bekanntermaßen Angebot und Nachfrage und damit verbunden auch die Frage, was man als Anbieter einem Werbekunden oder Sponsor bieten kann. Reichweite ist eine Sache, da kann ich im Racingblog durchaus was bieten. Der Artikel über den Mercedes AMG A45 hat mittlerweile knapp 50.000 Leser erreicht – durchaus nicht schlecht. Ich habe eine homogene Zielgruppe, ich habe eine treue Leserschaft, ich habe wenig Streuverluste. Aber reicht dieses Angebot, um genug erwirtschaften zu können?

Nicht mal für mich selber reicht es, geschweige denn um eine Redaktion zu bezahlen. Um eine kleine Redaktion einrichten zu können, müsste ich circa 100.000 Euro im Jahr verdienen. Angesichts der Situation auf dem Markt ist das völlig undenkbar. Auch nicht per Crowdfunding.

Ein Teil des Problems ist dabei die Autoindustrie selber. Einige Unternehmen haben in den letzten Jahren sehr viel Geld in die Entwicklung der Social Media Kanäle gesteckt und das sehr erfolgreich. Millionenreichweiten bei Instagram oder Pintrest, teilungswütige Fans, die Neuvorstellungen durch alle Kanäle treiben. Warum sollte die Industrie in kleine Reichweiten wie in Blogs Geld stecken? Sie machen das auch schon in dem sie Blogger auf Veranstaltungen einladen. Aber Werbung? Eher nicht.

Die im letzten Jahr aufkommende Welle namens „Content Marketing“ hat daran auch nichts geändert, da die Kosten für eine weitreichende Marketing Aktion im hohen sechsstelligen Bereich liegen. Advertorials quer durch die Blogszene zu buchen hat zwar den Vorteil, dass man eine hohe, langfristige Sichtbarkeit erreicht, aber die meisten Unternehmen scheuen die Investition noch. Was ich durchaus verstehen kann, es lohnt sich nur dann, wenn man bisher selber keine oder kaum Reichweite in den sozialen Medien hat und wenn man wirklich langfristig planen will.

In den letzten Jahren hat es wenig Bewegung auf dem Markt gegeben. Nischenthemen und Nischenblogs haben es genauso schwer sich zu finanzieren, wie 2010. Und eine Änderung ist auf dem Markt nicht zu erwarten. Im Moment bleibt da nur die Möglichkeit seine Webseite als „Hobby“ zu betrachten, wenn man etwas Glück hat, dann kommen die Serverkosten auch wieder rein.

Eine Antwort zu „Nischenblogger und die Finanzierung“

  1. […] Wie hier an anderer Stelle schon mal erwähnt, sind die Verdienstmöglichkeiten für Nischenblogs beschränkt. Mode, Lifestyle und, mittlerweile mit Abstrichen, Tech sind die Sektoren, in dem sich mit ein wenig Glück und Fleiß ein brauchbares Ergebnis (+ 3.000 brutto/Monat) einfahren lässt. Diese Summen sind auch nicht sicher, nicht mal für sehr erfolgreiche Blogger, denn wie alle Dinge, unterliegen auch Blogs einer gewissen Aufmerksamkeitsökonomie. Agenturen und Industrie beobachten sehr genau, welches finanzielle Engagement sich wo lohnt. Vor ein paar Jahren waren das allein Blogs, mittlerweile verlagert sich viel Geld in Bereiche wie YouTube oder Instagram. Nur weil meine Seite ein Jahr prächtig läuft, heißt das noch lange nicht, dass das im Folgejahr genauso ist. […]