Die Ifo-Studie arbeitet mit nicht korrekten Zahlen

Ich bin etwas im Eile, aber die heute erschienene Ifo-Studie(pdf) kann man so nicht stehen lassen. Sie behauptet, dass E-Fahrzeuge im besten Falle 11 % und im schlechtesten Falle 28 % mehr CO2 verursachen, als ein Mercedes Diesel 220d. Als Vergleich hat man dazu einen Tesla 3 genommen. Aus Zeitgründen hier nur die beiden wichtigsten Faktoren, die die Studie leider unglaubhaft machen:

1. Man rechnet noch mit dem NEFZ Verbrauch

Die Studie basiert auf dem veralteten und vor allem für Verbrenner schön gerechnetem NEFZ Verbrauch. Der neue WLPT Zyklus führt zu bis zu 30% höheren Verbräuchen. Das gilt natürlich auch für den Tesla. Da der angebotene Ladestrom aber bei fast allen Anbietern aus regerativen Energiequellen kommt, ändert sich der CO2 Wert kaum, auch wenn der Verbrauch steigt. Beim Diesel bleibt er jedoch bestehen. Die 30%, die ein Diesel besser sein soll als ein E-Auto sind allein schon deswegen hinfällig, weil der NEFZ Wert 30% unter dem tatsächlichen Verbrauch liegt.

Hier noch mal genauer aufgeschlüsselt:

2. Falscher Flottenverbrauch

Zitat aus der Studie: „So wurde der CO2-Ausstoß pro Pkw-Kilometer von 2015 bis 2020 gesetzlich bereits von 130 auf 95 Gramm pro Kilometer gedrückt.“
Die Autoren vergessen zu erwähnen, dass nicht ein einziger Hersteller diese Wert in der Flotte zur Zeit schafft.

3. Die „Schweden-Studie“

Es gibt eine lange Geschichte zur unglücklichen Schweden-Studie. Diese hat ein Problem bei der Berechnung der CO2-Werte bei der Batterieproduktion. Das Handelsblatt (und andere Publikationen) haben die Studie, bzw. das, was daraus berichtet wurde, schon widerlegt. Ich zitiere hier ausdrücklich aber das Handelsblatt, weil die nun wirklich nicht in dem Verdacht stehen für die Öko-Industrie zu schreiben.

Zitat aus der Ifo-Studie: „In einer Metastudie, die eine Vielzahl von anderen wissenschaftlichen Arbeiten zusammenfasst, schätzen Romare und Dahllöf (2017), dass pro kWh Batteriekapazität zwischen 145 kg und 195 kg an CO2-Äquivalenten ausgestoßen werden. Für eine Tesla-Batterie von 75 kWh bedeutet das einen zusätzlichen CO2-Ausstoß von 10 875 kg bis 14 625 kg CO2.“

Die „Schweden-Studie“ ist eine Metastudie, sie fasst mehrere Studien zusammen. Diese Studien geben wiederum unterschiedliche Werte an. Pro Kilowattstunde (kWh) liegen die Werte zwischen 70 und 200 Kilogramm emittiertem CO2. Die Schweden haben dann einen Mittelwert genommen (140 kg). Einige Journalisten haben aber den Höchstwert genommen, auf eine 100 kWh Batterie eines Tesla umgerechnet und kamen so auf die 17 Tonnen CO2, die auch von der Ifo-Studie ausgerechnet wird. Nur stimmen die 17 Tonnen CO2 hinten und vorne nicht.

LG hat Zahlen zur Produktion eines Akku rausgerückt. Zitat Handelsblatt: „…dass die Emissionen bei etwa 140 Kilogramm pro Kilowattstunde Speicherkapazität liegen. Bei einer Kapazität von 24 kWh wurden also bei der Herstellung des Akkus für den Ford Focus insgesamt 3,2 Tonnen CO2 freigesetzt. Zum Vergleich: Ein Benziner mit knapp sieben Liter Verbrauch stößt diese Menge auf einer Fahrstrecke von 20.000 Kilometern aus.“ Rechnet man dies wiederum auf den Tesla hoch, kommen man auf einen Wert von unter 10 Tonnen.

Dazu kommt dann allerdings auch noch, dass die Gigafactory, in der die Batteriezellen für den Akku hergestellt werden, mit regenerativen Energien betrieben wird. Aber selbst, wenn man diesen Faktor ignoriert. Der tatsächliche Wert bleibt bei unter 10 Tonnen CO2. Damit sinken auch die Werte pro Kilometer von den in der Ifo-Studie angegebenen Wert von 98 Gramm auf um die 55 Gramm.

Nervigerweise findet eine eigene Aufschlüsselung der Daten und Werte in der Ifo-Studie nicht statt, man bedient sich der falschen Zahlen aus der Schweden-Studie und weist an keiner Stelle darauf hin, dass die Studie mehrfach kritisiert und widerlegt wurde.

40 % weniger CO2 pro Kilometer als angegeben. 30 % weniger Verbrauch bei Diesel, weil man sich auf einen alten Verbrauchswert bezieht. Zusammengerechnet liegt das E-Auto, wie viele andere Studien auch belegen, deutlich unter dem Diesel.

Was man Ende dann dazu führt, dass plötzlich der Diesel besser da steht, als der E-Motor. Erstaunlicherweise ist diese Studie des Ifo-Institut die einzige mir bekannte Studie, die behauptet, dass ein Dieselfahrzeug über die gesamte Lebensdauer immer in Sachen CO2 immer besser dasteht, als ein E-Auto. Selbst die mit falschen Zahlen agierende Schweden-Studie gibt an, dass ein Tesla S ab einer bestimmten Laufleistung besser ist, als ein Diesel.

4. Stickoxide
Völlig außer Acht gelassen hat die Studie die Frage der Stickoxide, die ja gerade bei Diesel ein Problem darstellen. Die Fahrverbote, die gerade diskutiert und teilweise umgesetzt werden, beziehen sich aber nicht auf die CO2 Belastung, sondern auf Stickoxide und Feinstaub.

Die Ifo-Studie ignoriert diese Punkte komplett und bezieht auf die reine CO2-Belastung, was völliger Unsinn ist. Zum einen stimmen die Daten nicht, zum anderen will die Studie so den Eindruck vermitteln, ein Diesel sei in Sachen Umweltbelastung besser, als ein E-Auto.

Man könnte fast das Gefühl haben, dass die Autoren das Publikum nur trollen wollen um möglichst viel Aufmerksamkeit auf das eigene Institut zu lenken. Wissenschaftlich korrekte Arbeit sieht anders aus.

2 Antworten zu „Die Ifo-Studie arbeitet mit nicht korrekten Zahlen“

  1. Werner

    „Mehr CO2 als ein Diesel: E-Autos belasten das Klima um 11 bis 28 Prozent mehr, sagt ifo-Studie“

    https://www.epochtimes.de/umwelt/e-autos-belasten-das-klima-um-11-bis-28-prozent-mehr-als-ein-dieselauto-hans-werner-sinn-koelner-physiker-christoph-buchal-a2859204.html

    In der Studie ist der Physikprofessors Christoph Buchal Hans-Dieter Karl und Hans-Werner Sinn der Meinung das Benzin und auch Diesel vom Himmel fällt und der Strom für den Tesla erst im Strommix erzeugt werden muss.

    Nun für einen Liter Kraftstoff wird bereits ca. 1,6 kWh Strom eingesetzt bis der Kraftstoff im Tank vom Vergleichbares Fahrzeug ist und der braucht ca. 8 Liter/100km.

    Also steckt da im Kraftstoff bereits um die 13kWh an Strom in der Herstellungskette.

    Mit 13 kWh fährt ein Tesla Model 3 bereits 72 km. Durchschnittsverbrauch Tesla Model 3 ca. 18 kWh/100km, nach spritmonitor.de aus der Praxis.?

  2. […] zusammengetragen haben. Dabei sind ihnen leider einige Fehler unterlaufen, die ihnen hier, hier und hier medialen Gegenwind einbrachten. Schade ist nur, dass bei der Mehrheit der Deutschen die Schlagzeile […]