Shanghai – Tag 6

Gut, das war zu erwarten, dass der Tag etwas zäher sein würde (Siehe Eintrag eins drunter). Nachdem ich aber schon am Vortag mein eh sehr schmales Touriprogramm eingedampft hatte, muss ich heute dann doch was machen. K., seine Freundin und ich schleppen uns durch das warme Shanghai, mitten durch den Park und dem sich dort befindlichen Heiratsmarkt. Dort bieten Familie ihre Töchter an, die sie los werden wollen, aber auch Männer zeigen sich auf den DIN-A4 großen Blättern in lässiger David Hasselhoff Pose vor ihrem Import-Wagen. Und natürlich stehen hier die Menschen zu tausenden in der Gegend rum. Es werden Familienfotos ausgetauscht und offenbar verhandeln die meisten Eltern untereinander aus, wer da wen heiraten soll.

Danach holen wir die maßgeschneiderten Hemden ab, die ich am Montag noch bestellt habe. Fünf Stück für zusammen 480 RMB, was ungefähr 45 Euro sind. Hand genäht, fantastische Qualität. Leider schaffe ich keinen Anzug, weil zu wenig Zeit bleibt, dass der für gut befundene Schneider noch ein paar Anzüge hin bekommt, die so um die 500 RMB kosten. Das nächste Mal…

Danach dann endlich in den Technikmarkt. Man kennt das ja, dass in China alles gefälscht wird, aber überrascht war ich dann doch, dass ich ein neues iPad2 mit 512 GB Speicher hätte kaufen können. Gibt es natürlich nicht, aber offenbar weiß das nicht jeder. Die Chinesen fälschen alles. Wirklich alles. So gar Cola. Man sollte nur die in der Dose kaufen, auch im Supermarkt, hätte mich K. gewarnt, denn Dosen fälschen ist wegen des Verschlusses nicht so einfach und günstig. Flaschen seien einfach, ganz besonders Wasserflaschen wie „Evian“ usw. würde gerne mal nachgemacht. Es gibt nichts, was nicht gefälscht wird und die Qualität der Fälschungen ist mittlerweile so gut, dass man die Sachen teilweise schon wieder teuer werden.

Der Markt, der wie ein offizielles Kaufhaus aussieht, platzt jedenfalls vor lauter „Authorized Apple Dealer“ aus allen Nähten, deren „Authorized“ – Schilder selbstverständlich auch alle gefälscht sind. Sonst würde es ja auch keinen Spaß machen. Leider verkaufen sie dort tatsächlich nur nachgemachte, oder (Schock!) echte Ware, die dann genau so teuer ist wie in Deutschland. Noch mehr interessiert hätte mich der Markt, auf dem der „Schrott“ angeboten. Zum Beispiel diese 800 mW Laserdinger. In Deutschland ist die Stärke von Laserpointern auf 1 mW beschränkt. Mit 800 mW kann man Streichhölzer anzünden und kommt in Sachen Reichweite gefühlt bis zum Mond. Leider habe ich keine Fotos vom Markt, hatte die Kamera vergessen, und auf die Idee, mir da für 20 Euro eine nach gemachte Casio zu kaufen, kam ich auch erst auf dem Weg nach Hause.

Abends schlägt dann die lange Nacht samt Kater zurück und außerdem möchte ich nicht komplett müde den nächsten Reisetag angehen. Wir bleiben im Hotel, genießen die fantastische Aussicht auf die Stadt und K. bestellt etwas zu Essen. Das funktioniert auch anders, es gibt einen Lieferdienst, der die Sachen bei dem Restaurant abholt, bei dem man bestellt. Der Lieferdienst kocht also nicht selber, sondern nimmt die Bestellung entgegen, gibt das an die Restaurants weiter, holt es ab und liefert es ins Hotel. Praktisch, sollte man hier auch mal einführen.

3 Antworten zu „Shanghai – Tag 6“

  1. Danke für deine interessanten Berichte aus Shanghai. Als jemand, der schon eine Weile dort lebt, nimmt man gewisse Dinge gar nicht mehr wahr… Lustigerweise war ich heute morgen auch beim Heiratsmarkt.

    Übrigens, die 800 mW sind auch gefälscht – jedenfalls werden einem beim Shanghai Science & Technology Museum Laser in unterschiedlichen Stärken angeboten, die dann aber doch alle verdächtig ähnlich aussehen… Stärker als die in Deutschland erhältlichen sind sie aber wohl.

  2. Kommentator

    Kann bzw. muss der deutsche Zoll Fälschungen von Markenartikeln nicht einziehen und vernichten? Nur, wenn er sie entdeckt, natürlich.

  3. Den Restaurant-Lieferdienst gibt es schon: http://www.bloomsburys.de/