Shanghai – Tag 3

Ich bin in Wuxi, eine Industriestadt, die etwas 120 km westlich von Shanghai liegt. Der Stadt kann man gerade dabei zu sehen, wie sie sich verändert. Die gesamte Innenstadt wird offenbar gerade nach und nach abgerissen, die alten Wohnviertel sind fast alle verschwunden. Dafür wachsen außerhalb der Stadt unzählige Wohnblocks. Laut einer Zeitung entstehen alleine 2011 in China 10 Millionen neue Wohnungen, 2012 noch einmal 10, zwischen 2013 und 2016 weitere 16 Millionen Appartements. Und das sind nur die staatlichen geförderten Wohnungen, die günstige Mieten haben. Angeblich sind das nur 20% der Neubauten, der Rest kommt aus privater Hand. Das da beim Bau schon mal geschludert wird, hat man neulich gesehen. Dennoch sind die Zahlen unfassbar und selbst die 40 bis 50 Millionen neue Wohnungen reichen hinten und vorne nicht aus. Zum einen, weil die alten ja abgerissen werden, die Leute also quasi nur umziehen, zum anderen weil immer mehr Menschen vom Land in die Stadt ziehen. Wohnraum, vor allem in Shanghai, ist wohl sehr knapp, die Mietpreise haben für Ausländer westliches Niveau aber auch die Einheimischen zahlen extrem viel, so dass viele Wohnungen doppelt belegt sind. Die einen schlafen Nachts, die anderen tagsüber.

Das Park Hotel in Wuxi hat einen guten westlichen Standard, vor allem das Frühstück ist erstaunlich reichhaltig. Man gibt sich wirklich Mühe eine Art kontinentales Frühstück zu bieten, aber es gibt auch die englische, die amerikanische und die chinesische Version. Letztere besteht aus süßen Dim-Sum und Dingen, die man sonst eher Mittags oder Abends essen würde. Mich reizt ein gefährlich scharf aussehendes Gericht mit unbekannten Zutaten in einer schwarzen Soße. Da ich hier ja zum arbeiten bin, verzichte ich auf Experimente und bleibe bei Obst und Toast. Das letzte, was ich bei einem Workshop haben möchte, ist ein verrenkter Magen/Darm-Trakt.

Arbeit, Arbeit, Arbeit. Highlight während der Arbeit ist der Besuch der Kantine. Streng chinesisch organisiert und trotz einer langen Schlange, geht es wahnsinnig schnell. Man geht an vier Stationen vorbei, jede Station bietet in einer kleinen Essschale zwei verschiedene Gerichte an. Die Chinesen greifen schnell zu, zögern tun nur die Ausländer in der Schlange, die vom teilweise schwer zu identifizierenden Inhalt der Schale leicht überfordert sind. Dabei ist es im Grunde relativ egal, weil man sich nur zwischen „Könnte sein, dass ich einen marginalen Prozentsatz des Inhalts erkenne.“ und „Was ist das?“ entscheiden muss. 50% ist dann sehr lecker, 25% im Bereich „interessant“ angesiedelt und der Rest fällt unter den Aspekt „Das lasse ich meinem Magen zu liebe dann mal“.

Auf dem Foto sieht man folgendes: Hinten links ein leicht süßlicher Joghurt, erste Schale hinten links: irgendwas mit Tofu. Könnte Pak Choi gewesen sein, man weiß es nicht. Rechte Schale hinten: Ente in einer extrem leckeren, dunklen Soße unbekannter Herkunft. Rechte Schale vorne: Vermutlich Schwein mit Dings und Ingwer.

Abends gehen wir auf Empfehlung des Hotels in ein von Halogendeckenflutern taghell beleuchtetes Restaurant. Eine in Shanghai lebende Deutsche bestellt dann einfach mal Essen für uns. Nacheinander laufen 5 Vor-, 10 Hauptspeisen und 3 Nachspeisen über den Tisch, einen gefährlich aussehendes Fischgericht vergessen die freundliche Köche dann zu unserer Erleichterung. Zwischenzeitlich verlieren nämliche alle leicht den Überblick, was wir eigentlich bestellt hatten, da immer mehr komische Sachen auf dem Tisch landen. Aber die sind allesamt sehr lecker und auch der Quallensalat ist erstaunlich spannend. Am Ende zahlen sechs Leute für das gesamte Essen und mehrerererere Biere zusammen umgerechnet 36 Euro. Kann man also machen. Auch am nächsten Tag ist die Freude groß, dass das Essen keine weiteren Schäden verursacht hat.

Eine Antwort zu „Shanghai – Tag 3“

  1. China ist eines der Länder, die mich ja brennend interessieren. Ich möchte da unbedingt mal hinreisen.
    Ob die mich wohl reinlassen würden?