Shanghai – Tag 1

Eine Woche Shanghai – Ich habe mehr oder weniger Tagebuch geführt und stelle die Reise in den nächsten Tagen „nach“. Ein paar Fotos gibt es auch bei Flickr. Das war auch keine Urlaubsreise, sondern hatte mit Arbeit zu tun. Ein deutscher Konzern hatte sein neues, internationales Redaktionsteam nach Wuxi (ca. 120km außerhalb von Shanghai) gebracht, ich war insgesamt drei Tage mit vor Ort um das Thema „Online-Journalismus“ in einem Workshop zu bearbeiten. Ein wenig Zeit für Shanghai blieb aber doch.

Ich fliege recht gerne, auch wenn 12 Stunden Flug nach Shanghai doch schon erheblich lang sind. Wenn aber dazu dann auch noch 2 Stunden Verspätung kommen, die man im Flugzeug verbringen muss, weil ein Triebwerk 3 Minuten vor dem Start eine „leichte Unregelmäßigkeit“ hat, dann ist dann zusätzlich etwas unangenehm. Die ersten Flugminuten nach der erfolgten Reparatur waren dann auch dementsprechend spannend. Da bestätigt sich mal wieder der alte Spruch, dass Flugreisen aus 99% unfassbarer Langweile und 1% totalem Horror bestehen. Immerhin habe ich auf der Hinreise Glück, eine nette Stewardess verschafft mir eine Sitzreihe, da der Flug bei weitem nicht ausgebucht ist. So lässt es sich dann einigermaßen aushalten.

Wenn man in Shanghai ankommt muss man durch eine relativ volle, aber entspannte Immigration und sich dann durch die üblich langen Gänge des Flughafen bewegen. Die Einreise nach China ist, mal abgesehen vom Visum, dass man sich vorher besorgen muss, einfach. Verglichen mit den USA, wo es einem ja deutlichst schwerer gemacht wird. Im Gegensatz zu den meist eher unfreundlichen TSA-Beamten, kann man die chinesischen Grenzbeamten gleich elektronisch bewerten. Ich hab für die Fahrt in die Stadt dann den Transrapid genommen. Wobei der Transrapid nicht mal annähernd Richtung Stadtzentrum fährt, aber immerhin bis zur Metrostation. Aber das Abenteuer wollte ich mir nicht nehmen lassen. Kosten für die knapp 10 Minuten Fahrt: Knapp 5 Euro. Dafür fährt man dann für ein paar Sekunden mit 430 km/h durch die Außenbezirke von Shanghai. Im Prinzip besteht die Fahrt auch nur aus der Beschleunigung auf die Geschwindigkeit, dann bremst der Zug und man ist da. Eigentlich sollte der Transrapid ja wirklich bis in die Stadt fahren, aber das wird wohl nicht mehr passieren, denn auf der geplanten Trasse stehen mittlerweile Hochhäuser. Und wirklich toll ist die Fahrt auch nicht. Der Transrapid ist laut, unbequem und rumpelt ganz schön durch die Gegend. Die Chinesen haben offenbar auch keine Lust mehr auf die Technologie und bauen lieber eigene Hochgeschwindigkeitszüge.

Die Fahrt mit dem Taxi in die Stadt dauert dann noch mal 30 Minuten und führt an unzähligen Hochhäusern vorbei. So aus westlicher Sicht erwartet man ja, dass in einem Stadtzentrum ein paar Hochhäuser herum stehen, dann werden die Gebäude flacher. So wie in New York, Chicago oder London. Das ist hier anders, die gesamte Stadt scheint ausschließlich aus Wolkenkratzer zu bestehen. Nicht ein eingeschränktes Gebiet, sondern ein Areal von mehreren Quadratkilometern, in dem ein Hochhaus neben dem anderen steht. Immer wenn man denkt, man sei gleich da, folgen noch mehr von den Dingern. Ein Stadtzentrum ist nicht wirklich auszumachen, auch wenn es das natürlich gibt. Jedenfalls macht einem Shanghai gleich auf der Fahrt vom Flughafen schon mal klar, was in der Stadt los ist.

Das erste, was mir in Shanghai angeboten wird, ist logischerweise eine falsche Rolex. Das zweite, ist die Rechnung des Taxifahrers, der mir dreimal mehr abknöpft, als sein sollte. Es kam mir schon etwas viel vor, aber nach 26 Stunden auf den Beinen und nur 3 Stunden Schlaf in der Nacht zu vor, bin ich viel zu verpeilt um mit einem nicht englischsprechenden Taxifahrer zu diskutieren. Dummerweise vergesse ich mir die Taxinummer zu merken. Wie mir mein Gastgeber K. erklärt, kann ein Fahrer locker seine Lizenz verlieren, wenn er erwischt wird. Nun ja, klassischer Touri-Ripp-Off, den man halt mindestens einmal mitmachen muss.

Kaum im Hotel probiere ich mal die chinesische Firewall aus. Twitter, Facebook usw. sind tot, auch über Drittapplikationen wie Hootsuite. Ohne VPN geht da nicht viel, da auch etliche Google Sachen tot sind. Das Handy geht in China, allerdings ohne Datendienste. Dafür kann man sich aber eine günstige Prepaid-Karte von China Telecom besorgen, wenn man länger unterwegs ist. Das lohnt eventuell, wenn man Google Maps usw. verwenden will. Allerdings braucht man das nicht unbedingt. Wer keine Angst vor Datendieben hat, der kann sich mit seinem Handy auch einfach an eine Strassenecke stellen und nach offenen WLANs scannen. Die gibt es vor allem in Wohngebieten wirklich oft. Ein kleiner Trick, wie man trotz Facebook-Sperre auf die Seite posten kann, ist Gowalla. Der Locationdienst ist nicht gesperrt und postet Logins und Fotos zu Facebook durch.

Am ersten Tag war ich nach 26 Stunden Reise tot, aber um den Jetlag los zu werden, muss man leider wach bleiben. Irgendwie habe ich durch gehalten, auch weil mich Freund K., bei dem ich in Shanghai unterkommen konnte, wach gehalten hat. Abends gab es zur Belohnung die angeblich besten Dim-Sum der Stadt. Ob es die besten der Stadt waren, kann ich nicht beurteilen, aber sie waren wirklich extrem lecker. Dafür waren sie auch, verglichen mit den sonstigen Preisen in Restaurants, ziemlich teuer. China ist bei weitem nicht so billig, wie ich mir das vorgestellt habe. Essen ist, normalerweise, günstig, Getränke, Zigaretten usw. auch. Im Prinzip alles, was im Land hergestellt wird, kostet fast nichts. Zum Vergleich: Eine Pepsi kostet zwischen 2 und 4 RMB, das sind zwischen 20 und 40 Cent. An den Garküchen bekommt man das Essen ebenfalls für unter einem Euro und ist danach auch satt. Die einstündige Taxifahrt vom Flughafen Pudong in die Innenstadt kostet ca. 200 RMB, das sind ca. 20 Euro. Aber alles, was importiert wird, ist teuer. Technik kostet genauso viel wie in Europa oder den USA, es sei denn man kauft Fakes. Absurd sind die Bierpreise. Das übliche Tsing Tao kostet in der 0.3 Flasche entweder 15 RMB, aber auch je nach Laden schon mal 40 RMB, also 4 Euro, was für dortige Verhältnisse ziemlich teuer ist.

Um 23.00 Uhr dann endlich im Bett gewesen und mit der Aussicht eingeschlafen.