Update aus meinem Leben – Limited Juli Edition

# Mal wieder für zwei Wochen im Rheinland, diesmal mit vollem Programm. Die Frau besuchen, Eltern besuchen, Formel Eins Rennen in Hockenheim besuchen, Wiesbaden besuchen.

# Kaum war ich letzte Woche angekommen, ging ein Drama los. Der gerade mal sieben Monate alte Kater der Frau lag/war im Krankenhaus. Seit drei Tagen fummelten die Ärzte dort an dem Kater rum, ohne das was passierte. Verdacht darauf, dass er was verschluckt hatte, aber Röntgen und Ultraschall zeigten nichts. Letzte Möglichkeit: Bauch öffnen, abtasten. Nach der OP verstarb der Kater. Es gibt einige Beweise, die darauf hindeuten, dass die Klinik – muss man so sagen – amateurhafte Scheiße gebaut hat. Dazu folgt vielleicht noch mal ein eigener Eintrag.

# Trotzdem zum Formel Eins Rennen gefahren, ich war eingeladen und konnte schlecht absagen. Mich ablenken lassen und dann doch amüsiert. In der Zwischenzeit Ersatz-Katzenbaby gesucht und fündig geworden.

# Fassunglos die Sache mit der Loveparade wahr genommen. Mal davon abgesehen, dass es meine Abneigung für Massenveranstaltungen weiter verstärkt hat, fiel meine Kinnlade in Folge der Ereignisse im Sekundentakt nach unten. Nur ein Zugang, ein Tunnel als Eingang, kaum Schleusen davor. Man muss kein Ingenieur sein um schon vorher zu sehen dass das problematisch werden kann. Ich war in den 90ern auf einigen großen Raves, Konzerten etc., aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Dazu hat niemand das Rückgrat die Verantwortung zu übernehmen, was mehr als einen bitteren Beigeschmack hat. Wenn die Leute, die zumindest alleine durch ihren Job eine Mitverantwortlichkeit für solche Dinge haben, als Kapitän auf einem Schiff arbeiten würden, wären sie vermutlich die ersten, die in den Rettungsbooten säßen. Der Mangel an eigenem Ehrgefühl ist bei manchen fast noch abstoßender, als das Unglück selber.

# Noch fassungsloser war ich allerdings über die Berichterstattung in den Boulevardmedien. Unter dem Deckmantel ekelhafter und falscher Betroffenheit wurden Fotos der Opfer hervor gekramt und an die Öffentlichkeit gezerrt. Hätten die dafür Verantwortlichen tatsächlich eine Nuance Betroffenheit verspürt, dann wäre es vielleicht nicht zu so einer Zurschaustellung gekommen, weil das Gefühl, etwas zu tun, was nicht richtig ist, zumindest eine Hürde dargestellt hätte. Die Medien, die das verbrochen haben, hatten danach auch noch die Dreistigkeit, sich den Mantel der Pressefreiheit umzuhängen. In dem Zusammenhang schämt man sich immer öfter, dass man Journalist ist. Das Wort „Journalist“ ist ein Schimpfwort geworden, ein Beruf, der manchmal schon unterhalb von „Banker“ und „Gebrauchtwagenhändler“ rangiert. Aber dann lese ich dann auch mal wieder so was und ich frage mich, in welchem Zustand Staat und Kommunen wären, wenn es solche Journalisten nicht geben würde.

# Überhaupt kreisen gerade ein paar unausgegorene Gedanken zum Thema Netz, Medien und Journalismus im Kopf rum. Die konzertierten Angriffe der Verleger und der privaten Fernsehsender auf ARD und ZDF, die undurchsichtige Rolle von Wikileaks. Vor allem Wikileaks beschäftigt mich. Es reicht mittlerweile nicht mehr, Wikileaks als Helden der Presse- und Informationsfreiheit zu feiern. Was sie machen ist gut, aber, das weiß jeder, der sich mit brisanten Informationen beschäftigt, sie stellen nicht die Fragen, die man angesichts des Materials stellen müsste. Im Falle der Afghanistan-Dossiers wäre das: „Cui bono“ und wer ist der Informant, bzw. aus welcher Ecke kommt er? Als der Journalismus die Aufgaben von Wikileaks noch selber stemmen konnte, wussten die Reporter zumindest ungefähr, woher die Sachen kamen. Der Informant „Deep Throat“ aus dem Watergate-Skandal hat sich zumindest (der Sage nach) gegenüber den beiden Reportern der „Washington Post“ so weit zu erkennen zu geben, dass man die Dokumente einschätzen konnte. Es reicht nicht, ein paar brisante Texte in einem toten Briefkasten oder bei wikileaks zu finden, man muss auch wissen, aus welchem Umfeld sie stammen. Das gehört eigentlich zu den Aufgaben eines Journalisten, der mit verdeckten Quellen arbeitet. Deswegen gab es mal einen umfassenden Informantenschutz und auch Journalisten waren vor staatlicher Überwachung geschützt. Das gibt es nicht mehr, wie diverse Beispiele aus Europa und den USA belegen. Wenn aber Informanten keine andere Möglichkeit mehr als Wikileaks bleibt, sind die Journalisten von einem direkten Zugang zum Informant abgeschnitten. Was bleibt, sind die „Brotkrumen“, also die Dokumente. Allerdings kann man nicht mehr prüfen, aus welcher Quelle sie stammen und damit kann man auch nicht mehr überprüfen, zu welchem Zweck sie veröffentlicht werden. Handelt es sich, wie bei „Deep Throat“ um einen frustrierten, aufrechten Angestellten einer Behörde? Oder wird einem das Material von jemanden in die Hände gespielt, der für einen anderen Staat arbeitet und völlig andere Ziele hat? Warum gerade dieses Material? Alles offene Fragen, die mir so durch meinen Hinterkopf schwirren.

# Wie andere auch mal BlackVPN ausprobiert. Ich spiele seit einem Jahr mit dem Gedanken, mir einen VPN-Provider zuzulegen. Verlangsamt zwar ein wenig das Netz, kostet auch noch Geld, aber dann wäre da der Vorteil der Sicherheit. Zum einen, was die eigene Verfolgbarkeit angeht, zum anderen traue ich dem Braten in Sachen Datenvorratsspeicherung nicht.
Fazit nach ein paar Stunden. Geht erstaunlich flott, ein schneller Speedtest zeigte, dass die Performance Einbußen zwar da sind, aber die HD-Streams, die ich damit geschaut habe, gingen problem los. Mit der UK-VPN geht auch Spotify, für Hulu und andere US-Sender nimmt man den US-VPN.
Wer es ausprobieren will: 3 Monate kosten mit dem folgenden Ref-Code 10 Euro (statt 27 Euro) für den „global service“. Mein Benefit dabei: wenn sich zwei User mit dem Code anmelden, bekomme ich 1 Gratismonat. Ref-Code: PEUNTZN

# Auf der anderen Seite gedacht: Ist es also so weit. Man überlegt, seine Festplatten zu verschlüsseln, man nutzt einen VPN. Irgendwie ist es schizophren. Man entblättert sich bei Facebook und Twitter, aber gleichzeitig verbirgt man seine digitalen Spuren hinter VPNs und anderen Dingen. Man trennt freiwillige Datenfreigaben von jenen, die man nicht kontrollieren kann. Oder anders gesagt – man vertraut Google, Twitter und Facebook mehr, als dem Staat.

2 Antworten zu „Update aus meinem Leben – Limited Juli Edition“

  1. Ich benutze bisher den HotSpot Shield VPN-Service. Aber der ist so elend langsaaaam, wenn auch kostenlos. Ohne VPN geht ja bei mir mal gar nich, außer es ist mir zu langsam und ich muß schnell mal „was machen“. Dann schalte ich’s aus. Von daher…Vielleicht versuche ich ja doch das Blackdings mal.

    Das mit der Katze tut mir leid :( . Meine Schwester hatte mit dem Hund, der auch dauernd was verschluckt, da bisher immer mehr Glück.

  2. Die Sache mit der Katze hat mich schockiert. Irgendwie war der Juli der Monat der toten Haustiere. Sehr unschön, das alles. Das arme Fellchen.