Tag 1
# Ich bin schon ein Fuchs. Das dachte ich jedenfalls. Denn wer fliegt schon am Pfingstsonntag in den Urlaub? Um kurz nach 10? Offenbar viele, Tegel ist brechend voll und vor dem Check In von Air Malta stehen schon etliche Leute. Das Flugzeug ist komplett ausgebucht. Und offenbar sind Malteser alle winzig klein. Der Sitzabstand nach vorne ist nicht existent. Wenn ich zwei Zeitungen in der Fach unten reinstecke, kann ich mich schon nicht mehr bewegen. Hühner in Legebatterien haben deutlich mehr Platz. Dafür Fensterplatz und eine schöne Aussicht auf die Alpen.
# Auf Malta herrscht Linksverkehr, über die Zahl der überfahrenen Touristen schweigen sich die sonst so gerne mit Ziffern um sich rumwerfenden Reiseführer aus. Ich habe aber keine Lust in der geheimen Statistik aufzutauchen, also hämmere ich mir laufend „Stehen bleiben, rechts schauen“ ein. Klappt fast immer, aber offenbar sind die maltesischen Autofahrer wirr auf der Strasse herum irrende Menschen gewohnt.
# Nebenbei versuche ich mein Mobilfunktelefon ins Netz zu bringen. Es weigert sich standhaft eine Datenverbindung aufzubauen. Kann daran liegen, dass O2 hier nicht existent ist und man zu Vodafone geroutet wird. Das steinalte N70, das ich sicherheitshalber mal mitgenommen habe und das mit Vodafone läuft, funktioniert dagegen tadellos. Sensationell auch der Preis fürs Datenroaming, der mir per SMS mitgeteilt wird:
…zahlen Sie 0.50 Euro plus 0.10 Euro pro 50KB…“
# Abendessen. Mir gegenüber sitzen zwei deutsche Frauen, die Cocktails mit Schirmchen trinken und winzige kleine Handtaschen mit sich führen. Sie sehen ein wenig aus wie Krankenschwestern und reden über die „Clique“. Die dunkelhaarige redet und gestikuliert, die Blonde nickt angestrengt und sagt ganz oft „Ja“ und „Genau“. Die Dunkle sagt am Satzende oft „Weisste“ und streicht sich dabei energisch eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Weisste“ – wusch, Strähne weg. Das Essen dauert, ich spiele mit dem Handy und suche offene WLAN Netze. Überraschenderweise werde ich fündig, das Restaurant hat ein komplett offenes WLAN. Vielleicht eine Nebeneinnahmequelle für WLAN Sniffing. Mir egal, ich kann twittern.
Tag 2
# Ohne Frühstück mache ich mich auf den Weg Richtung Valetta. Um dahin zu kommen, muss man entweder den Bus nehmen, oder eine Fähre. Die entpuppt sich als quietsch-türkisch angemaltes Schiff auf dem mit großen blauen Buchstaben Löwenbräu Werbung macht. Die Fahrt über die Bucht dauert 5 Minuten und kostet 87 Cent.
# Setze mich in eins der Touristencafés und werde sofort mit drei mittelalten schwäbischen Hausfrauen bestraft, die sich unentwegt gegenseitig versichern, wie schrecklich alles im grundegenommen ist. „Die Plastikstühle sehen ja schon sehr alt aus“. „Die Karte ist aber nicht sehr reichhaltig.“ „Das Mädchen ist aber nicht aufmerksam.“ Warum fahren so Leute weg?
# Ich mache einen Abstecher ins Archäologische Musuem. Mir sind die Schlangen vorm Palast und der Kathedrale zu lang und außerdem interessiere ich mich gerade sowieso eher die frühgeschichtliche Phase der Insel. Das Museum hat vor allem Artefakte aus der sehr frühen Zeit (5000 bis 3000 v.C.) und die bestehen entweder aus den üblichen Tonscherben oder, und, das ist etwas überraschend, aus Figuren von übergewichtigen Frauen mit riesigen Brüsten. Gut, das gibt es öfter aus der Zeit, aber die Menge der ausgestellten Figuren ist dann doch erstaunlich. Vermute, der Verantwortliche hat entweder einen gewissen Fetisch, oder weiß, was das in prähistorischer Geschichte vielleicht nicht immer so versierte Publikum interessiert.
# Am Abend schlechtestes Essen seit Ewigkeiten. Aus Interesse ein Restaurant gegenüber des Hotels ausprobiert. Eigentlich schon beim Blick auf die Karte bereut, aber der Ausblick von der Terrasse war schön. Die Bruschetta ist hart wie Stein und kann nur gegessen werden, nachdem ich sie in Olivenöl ertränkt habe. Die Pasta ist hart, die Sosse ein totgekochtes Sammelsurrium aus nicht erkennbaren Zutaten. Eigentlich sollen Teile von Tintenfischen drin sein, sehe aber zunächst nichts. Später entdecke ich auf dem Boden einen kompletten (!) plattgedrückten (!) Minitintenfisch. Er tut mir außerordentlich leid.
# Rauche heimlich im Zimmer aus dem Badezimmerfenster raus. Fühle mich wie im Landschulheim.
Tag 3
# Unruhige Nacht. Die Verantwortlichen dafür heissen „Stechmücke“ und „Anti-Brumm“. Die Mücke summte sich unangenehm ins Ohr, aber der gemeine Deutsche (Ich) hatte vorgesorgt und sich in der Apotheke ein Mückenabwehzeug namens „Anti-Brumm“ besorgt. Damit sprühe ich mich grossflächig ein und zeige der Mücke den Mittelfinger. In der Tat – das Vieh lässt mich in Ruhe. Schlafen kann ich allerdings trotzdem nicht, denn das Zeug stinkt infernalisch und beisst unangenehm in der Nase. Gesund kann das nicht sein, denke ich. Währenddessen sitzt die Mücke geduldig in einer anderen Ecke des Zimmers und wartet. Ich denke „Wollnwa doch mal sehen“ und versuche eine Position einzunehmen, in der die Dämpfe meine Nase nicht komplett zerstören. Nach zwei Stunden gebe ich auf und dusche. Am nächsten Morgen hat die Mücke vor lauter Hohn all die Stellen zerstochen, an denen vorher das Zeug klebte. Am Nachmittag stirbt sie unter dem Buch „Auf der Spur des Bösen – Ein Profiler berichtet“. Na, wer lacht jetzt?
Tag 4
# Hafenrundfahrt durch die ganzen Häfen von Valetta. Das angenehmste ist das auf dem Wasser sein, der Rest eher langweilig.
# Auf dem Weg zu Fuß zurück zum Hotel starte ich einen leisen und verzweifelten Kampf mit meiner Unterhose. Die ist neu und nicht nur sie, auch die sechs weiteren im Hotel stammen aus der gleichen Fabrikation. Dummerweise rutscht sie nicht nur, sie rollt ihre Nahtstellen zusammen und reibt an den Stellen, die irgendwie doof sind. Also die Stellen an sich nicht, aber die Unterhose, genau da. Wenn ich weiter so viel zu Fuß gehen möchte, wird das mit den Dingern nicht gehen. Oder ich besorge mir Vaseline, was jetzt, behaupte ich mal, auch keine schicke Lösung ist. Neue müssen her, aber wo kauft man denn hier Unterwäsche? Ich habe weder einen H&M noch sonst was gesehen. Die Reiseführer gehen alle davon aus, dass man seine Unterhosen vorher sorgfältig geprüft hat und verweigern die Auskunft. Was tun? Einen vertrauenswert aussehenden Malteser fragen, wo der seine Unterhosen so kauft? Vielleicht fahren die ja rüber nach Sizilien um sich Wäsche zu kaufen. Vielleicht tragen sie auch keine Unterhosen, wer weiß das schon (der Reisefüher jedenfalls nicht). Ich entdecke einen Laden für Frauenunterwäsche und frage einfach, wo es so etwas ähnliches für Männer gibt. Die resolute Dame mit Fönfrisur zuckt nicht mal mit der Augenbraue und meint nur „100 Meter, rechts.“ 10 Minuten später sind mein Urlaub und mein Unterleib gerettet.
Tag 5
# Mit dem Bus nach Mdina. In ihrer Hübschheit erstarrte, mittelalterliche Stadt mitten auf der Insel. Kirche angesehen (was sonst). Als ich wieder aus selbiger trete, hat sich der Ort komplett verändert. Eben war alles verschlafen und ruhig, jetzt strömen (nicht nur gefühlt, sondern wirklich) tausende Menschen durch die Stadt. Ich frage einen Wächter, wo die denn alle plötzlich herkommen und er sagt nur „Kreuzfahrtschiff“. Malta wird regelmäßig von großen Schiffen angesteuert. Morgens rein, dann werden die Passagiere den ganzen Tag mit einer Hundertschaft Bussen über die Insel gekarrt. Mdina war vorher schon eher langweilig, jetzt ist es unerträglich. Ich flüchte ins Naturkundemuseum. Warum Mdina ein solches Ding hat, entzieht sich meiner Kenntnis, denn so wirklich Natur drumherum gibt es ja nun auch nicht. Zu sehen sind hunderte von präparierten Vögeln, neben denen nicht nur der Name steht, sondern auch ob sie oft oder nur selten auf der Insel vorbei schauen. Bei einigen steht: „Früher oft, heute eher selten.“ Das ist etwas makaber, denn Malta ist bis heute dafür bekannt, dass die Einwohner gerne Vögel abschiessen. Da die Viecher auf ihrem Weg von/nach Europa hier Halt machen müssen, kann man alles abknallen, was nicht schnell genug wieder weg ist. Verboten ist es zwar, aber das hilft ja eher selten. Das es den Vögeln irgendwann zu blöd wurde und sie jetzt einen großen Bogen um Malta machen wundert also niemanden so richtig.
Tag 6
# Nach einer wie üblich beschissenen Nacht (Bett, Mücke, Klimanlage) um halb neun aufgestanden. Captain Morgan höchstpersönlich will mich um kurz vor 10 abholen um mit mir einmal rund um die Insel zu fahren! Gerädert zum Frühstück, zum ersten Mal überhaupt, und erkenne, dass ich bisher nichts, aber auch gar nichts verpasst habe. Ich verzichte dankend auf in Öl schwimmenden, labbrigen Bacon, weißliches Rührei usw. Es sollte nicht die einzige Enttäuschung blieben am Vormittag.
Statt Captain Morgan höchstpersönlich holt mich irgendein Mann ab und quetscht mich einen schon vollen Minibus. Am Hafen empfängt mich eine Dame, die offenbar heute morgen vergessen hat ihre Hose anzuziehen. Oder Captain Morgan zwingt seine weiblichen Angestellten dazu Shorts zu tragen, die knapp über dem Hüftknochen aufhören. Während ich über ihre Hosenlosigkeit nachdenke, erklärt sie mir, dass man heute leider keine richtige Inselrundfahrt machen kann. Der Wind sei so schlimm, der Kapitän habe beschlossen die Rückseite der Insel, wo der Wind noch schlimmer sei, nicht anzufahren. Ich stehe leicht schwitzend bei 25 Grad um 10 Uhr morgens in der Windstille und bin leicht verärgert. Zum einen ist es eine halbe Rundfahrt zum Preis von einer Ganzen, zum anderen ist es genau die Rückseite der Insel nebst der vielen Buchten und Cliffs, die mich interessiert. Eine andere Dame, diesmal mit Hose, so streng ist er also nicht, dieser Captain Morgan, offeriert mir ob meines säuerlichen Gesichts, dass ich die Rundfahrt verschieben könne. Sie gibt mir noch den Tipp es nicht am Wochenende zu versuchen, da sei Regen und Sturm angesagt. Also verschiebe ich auf Dienstag, meinen letzten Urlaubstag.
# Neues Zimmer. Diesmal mit Blick auf die Bucht und Balkon. Endlich nicht mehr aus dem Fenster raus rauchen.
Tag 7
# Mal wieder Busroulette gespielt. Zwar haben die meisten Busse eine Route, die sie abklappern, aber das heißt noch lange nicht, dass der Fahrer dazu Lust hat. In der vergangenen Woche habe ich erlebt, dass Fahrer Abkürzungen genommen haben, einfach an Haltestellen vorbei gefahren sind, wenn zu viele Leute davor standen oder nur dann anhielten, wenn man es ihnen deutlich sagte. Ich habe allerdings auch welche erlebt, die für Touristen einen Umweg gefahren sind, damit die zu ihrer Behausung kamen und solche, die die Stationen auch angesagt haben. Mein Roulette führte mich nach Qawra, weiter oben im Nordosten der Insel. Der Grund: hier soll es ein Museum für historische Fahrzeuge geben.
Der Bus spuckt mich in der Vormittagshitze von Qawra aus und ich weiß jetzt, wo die Briten auf der Insel Urlaub machen. Gegenüber der Bushaltestelle gibt es fünf Pubs, in denen Briten sitzen, die britische Fussballtrikots tragen und britisches Bier trinken, während Wiederholungen britischer Premier League Spiele laufen. Und hier soll ein Museum sein?
Tatsächlich versteckt es sich um die Ecke hinter weiteren 10 Pubs im einem Neubau und liegt mehr oder weniger in einem Keller. Die Sammlung stammt von einem Privatmann, der a) Geschmack hat und b) das passende Kleingeld dazu. Die ausgestellten Wagen sind nicht nicht so wahnsinnig selten (sieht man mal von einem NSU Cabrio und verschiedene Sunbeam ab), aber sehr hübsch und mit viel Liebe zum Detail präsentiert.
# Abends im ältesten Pup von Malta, dem „City of London“. So lange man nicht rein geht, oder die Toilette benutzen muss ist es auch ok. Der Laden ist in einem bedauernswerten Zustand, die Gästen passen sich an.
Tag 8
# Regen. Schlafen. Lesen. Essen.
Tag 9
# Langer, langer Spaziergang durch Sliema und St. Julians. Man kann wirklich nicht behaupten, dass Malta, oder zumindest diese Orte „schön“ seine. Nicht hässlich, aber auch nicht wirklich schön. Ich laufe kreuz und quer, aber schöner wird es nicht. Stattdessen: lange, leere Strassen mit engen Bürgersteigen, selten mal ein Platz, kaum Cafés oder Restaurants. Die konzentrieren sich alle auf die Touristenecken. Hatte ja gehofft, ein Restaurant abseits der Touri-Ecke zu finden, in der ich untergebracht bin, aber ich bleibe glücklos.
# Spätes Mittagessen. Das ist auf Malta sehr einfach: man ißt ein Sandwich. Eintweder ein Baguette, oder ein Toast, oder ein Ciabatta oder ein Ftira. Letzteres ist ein relativ salzloses maltesisches Fladenbrot. Beim Belag hat man wenig Auswahl: Schinken/Käse/Tomaten. Salami/Käse/Tomaten. Ei mit Mayonaise. Club Sandwich. Ich verzichte aus naheliegenden Gründen auf die selbstmörderische Kombination Ei/Mayo bei knapp 28 Grad im Schatten.
# Abend: Balkon, Buch Aussicht.
Tag 10
# Zweiter Anlauf mit Captain Morgan ins Geschäft zu kommen. Wieder gescheitert, denn der Wind hat zugelegt. Stattdessen spontane Inselrundfahrt mit dem Bus. Ein Doppeldeckerbus, dessen Dach fehlt. Man kann also oben in der prallen Sonne sitzen. Und ich denk noch: „Oh, da muss man aber aufpassen, wegen Sonnenbrand“. Schmiere mich großzügig ein und vergesse das Gesicht.
# Der Bus hält hier und da, ist eine „Hop on, hop off“ Sache. Mein einziges Ziel sind die Tempelanlagen von Hagar Quim. Trümmer sehen, halt. Malta hat für so eine kleine Insel einiges an Trümmern zu bieten. Da man allerdings erst seit knapp 200 Jahren auch darauf achtet, ist nicht alles so vorhanden, wie es mal war. Vielen liegt wohl unter den mehr oder weniger legal gebauten Häusern. Ein Ausflug lohnt sich aber durchaus. Zum einen sieht man etwas mehr von der Insel, zum anderen sind die megalithische Tempelanlagen knapp 4500 Jahre alt.
#Abends sitze ich auf dem Balkon, kühle mein Gesicht mit allen Cremes, derer ich habhaft werden kann und trinke Bier.
Zusammengefasst: War nett, dieses Malta. Nicht spannend, nicht unmwerfend, aber nett und genau richtig, für ein paar Tage Erholung. Ich hatte sehr kurzfristig gebucht, und wollte eigentlich nicht mehr, als mich entspannen, ein wenig die Insel kennenlernen und ansonsten nichts tun. Das hat hervorragend geklappt.
Jede Menge Bilder gibt es hier (mit Katzen Content!)
Eine zweites Posting mit Restaurants, Tipps, Links usw. folgt noch.
Gelesen:
Axel Petermann – Auf der Spur des Bösen
Volker Kutscher – Der stumme Tod
Thomas Noguchi – Der Coroner (gibts nicht mehr, Ramschware)
Gregor Schiemann – Werner Heisenberg
Clive Cussler – Dragon
11 Antworten zu „Malta“
Ich war vor 10 Jahren auch mal auf Malta und deinem Bericht nach hat sich die Insel nicht verändert! Bin gespannt auf den zweiten Teil deines Berichts.
Viele Grüße und schöner Tag noch,
Juliane
Auch wenn ich glaube dass man sich da gut entspannen (und offensichtlich einige Bücher lesen kann), ich hab bisher noch nie jemanden getroffen der von der Insel wirklich begeistert war und wieder hin möchte.
Sehr schön dazu auch der Text „Dem Elend probesitzen“ von Max Goldt dazu, finde im Netz leider nur eine englische Übersetzung, unterhaltsam:
http://andrewhammel.typepad.com/german_joys/testdriving-misery-.html
Wunderbar geschrieben, danke!
Bzgl. Tag 1 – #3:
Bei mir hat folgende Anleitung von o2 (für das iPhone) geholfen:
Um im Ausland Datendienste wie Email, Websurfen, etc. nutzen zu können muss zuvor ein Zugangspunkt (APN) eingerichtet werden. Dies geht folgerndermaßen: „Einstellungen“ >“Allgemein“ > „Netzwerk“ > „Mobiles Datennetzwerk“ > Bei APN „internet“ eingeben.
http://www.o2online.de/nw/assets/blobs/pdfs/informationen-iphone.pdf
Seitdem ich Anfang der 90er unten war scheint sich -ausser der Farbe der Busse- nicht viel geändert zu haben. Auch damals konnte man den Touristen (zumindest ein Mal) im Vorfeld erfolgreich weissmachen, Malta sei sowas wie ein Ferienziel.
Tja, wohl kaum – und doch viel mehr: es ist Mittelmeer für Fortgeschrittene! Eine schiefe, beige Steinplatte im Wasser – im Norden verstaubte Stadt, im Süden verstaubter Fels, gleichsam ein von Nordafrika abgebrochener leicht kariöser Zahn. Keine Kulisse, sondern Leben! Abgase in der Luft, Gehupe, Gedrängel von Arbeitern und Studenten im morgentlichen Bus in Sliema, abends dann siffige Pubs und hochglänzende Edel-Discos. Ein urbanes Flirren ohne „Stil“, gottlob! Und eine gut 5000 Jahre konsistente Kultur- und Zivilisationsgeschichte, die man irgendwie immer spürt (P. Boa würde sagen, in den alten Geistern der Insel), mit Malta als Stepping-Stone für die Entwicklung eines zurückgebliebenen Ur-Europas.
Wer mediterrane Entspannung und pittoreske Fassade möchte, der möge doch rüber nach Gozo gehen. Oder gleich woandershin. Italien ist nicht weit.
Danke fürs Lob :)
@Nick: Dachte mir, dass ich einen VPN suchen muss, dazu hatte ich keine Lust. War ja Urlaub ;)
@Puprä: Stimme zu. Malta ist jetzt nicht das klassische Urlaubsziel im Mittelmeer, aber für eine Woche hält man es gut aus. Ich würde allerdings nicht im Juli/August fahren, da hat es auf Malta gerne mal 40 Grad und mehr.
@DonDahlmann Zwei Wochen geht auch noch ganz gut (damals: Ostern, alle Felder grün, richtig verstörend!), sofern man von üblichen Urlaubsschemata Abstand nimmt, nach denen die Insel sonst zu schnell ausgelutscht wäre. Könnte mir fast eher vorstellen, auf dem Steinhaufen dort ein, zwei Jahre lang zu arbeiten und zu leben.
[…] Ergänzung zu meinem Bericht aus Malta, hier ein paar […]
Nachdem ich im DLF mal einen Bericht darüber gehört habe, wie extrem fremdenfeindlich die Insulaner (und die Regierung) afrikanischen Boatpeople gegenüber sind, würde ich NIEMALS dorthin reisen!
Schlimm!
Ich glaube, man muss in diesen Ländern keine Angst vor Mayonnaise haben. Entweder ist sie nicht selbstgemacht, kommt aus dem Glas und ist voll mit Konservierungsstoffen und hat ein Ei nur hartgekocht gesehen. Oder sie ist selbstgemacht und dann ziehen die die nur mit Milch und Öl hoch, aus Kostengründen.
Aber sehr schöner Reisebericht. Die Erinnerung an Mücke hätte allerdings noch was warten können. (Voll verdrängt die Viecher nach dem langen Winter.)
Die „Golden Bay“ einen der schönsten Strände Maltas sollte man sich auch nicht engehen lassen.