Der hat abgeschrieben, die Sau!

Da hat also jetzt eine Journalistin einen Blogger kurzzeitig abgemahnt (und sofort einkassiert, nach dem der Fehler klar wurde), weil bei ihm ein Zeilen aus einem Text zu lesen sind. Passiert ist es, weil Frau Schweitzer eine Firma beauftragt hat, die mal schauen sollte, wo denn so überall Texte von ihr im Netz auftauchen, für die sie kein Geld erhalten hat. Offenbar, so zumindest ihre Einschätzung, ist der verlagsseitige Content-Klau sehr verbreitet. Sich dagegen zu wehren ist völlig richtig, vor allem wenn man keinen „Total Buy Out“ unterschrieben hat. Und eigentlich müsste man Frau Schweitzer dankbar sein, dass sie, nun ja, die Eier hat, sich so gegen die Verlage zu wehren. Ich würde gerne mal die Liste der angemahnten Firmen sehen.

Das sie sich in ihrem Text für machen Geschmack im Ton vergreift – geschenkt. Interessant ist eher die Einstellung, was das zitieren jedwegen Materials angeht. Ich zitiere mal aus ihrem Blogbeitrag:

Um aber schon mal einige Fragen zu beantworten, nein, das Zitierrecht greift hier nicht. Wenn Leute auf meine Artikel klicken, davon habe ich nicht viel, weil ich nicht nach Klicks bezahlt werde, sondern pauschal.

Da mag sie beim Originalartikel von nomnomnom in Sachen Zitatrecht nicht falsch liegen. Das Zitat ist schon sehr lang und nicht eingerahmt in eine eigene Berichterstattung. Aber da zeigt sich dann auch, wie groß der Graben zwischen dem klassischen Journalismus und dem Netz-Journalismus ist.

Kopiert man, auch nur auszugsweise, einen Text in ein Printmagazin, dann wäre das Diebstahl. Im Netz bedeutet eine solche Kopie aber eine Empfehlung. Frau Schweitzer schreibt, dass sie pauschal bezahlt wird, nicht nach Klicks. Das Problem ist aber, dass die Klicks von Leuten kommen, die ihren Text auszugsweise kopieren. Verlinkt keiner den Text mittels eines Zitats, liest ihn auch keiner. Sinken die Klickzahlen, sinkt auch das Honorar von Frau Schweitzer. Es funktioniert im Netz also teilweise anders, und Zitate sind quasi und um drei Ecken die Beschleuniger für mehr Einnahmen. Und dienen im Reputationsmanagement. Es gibt ja nicht wenige Autoren, die sich einen Namen erschrieben haben, weil sie oft zitiert und verlinkt wurden.

Frau Schweitzer hat den Fehler gemacht sich nicht die Abmahnungen vorher genau anzusehen, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass Blogs auch schon mal Texte zitieren. Und weil sie die Funktionsweise des Netzes nicht kennt. Zumindest der letzte Punkt sollte sich seit heute erledigt haben.

6 Antworten zu „Der hat abgeschrieben, die Sau!“

  1. eine empfehlung im internet passiert also nur mittels unverhältnismäßiger zitatlänge? ich glaube, dass frau schweitzer der unterschied zwischen „ehrung“ und contentklau in dem fall wohl bewusst ist.

  2. […] Shared Der hat abgeschrieben, die Sau!. […]

  3. […] Eva Schweitzer und die Hodenlosigkeit deutscher BloggerDer hat abgeschrieben, die Sau! […]

  4. Es ist die Frage, ob man das Zitat nur eingebettet in einen einzelnen Blogeintrag sehen muß oder nomnomnom als Gesamtwerk aus Fundstückschnipseln betrachtet in dem das Textfragment eben nicht mehr als ein Schnipsel ist.

  5. Nein, Don, die Frau kennt die Funktionsweisen des Webs besser als Ihr ihr alle unterstellen wollt.

    Warum verweist sie clever im vorletzten Absatz ihres Textes auf ihre neues Buch und befindet sich unterhalb des Artikels in direktem Zugriff nach dem Hinweis der Link zu ihrem Buch auf Amazon?

    Warum nicht ’nen kleinen Blogger anmahnen, ‘nen Freund bei der taz gebrauchen, die Abmahnung des kleinen Bloggers mit großer Stellungnahme zurück ziehen, um so ordentlich Publicity zu machen? Ich meine, wer kannte bis vorgestern denn Frau Eva Schweitzer und ihre Werke?

    Keiner so richtig? Viel weniger als heute – zumindest in diesem Medium? Ach so!

  6. name

    Weil Sie nun die bekommene Aufmerksamkeit auch noch positiv ausnutzen möchte. Ist ja nur menschlich.

    Aber es ist schade, dass die ganze Problematik nicht so wie hier gelöst wurde:

    http://hausblog.taz.de/2009/10/twitter-wird-sich-relativ-schnell-erledigt-haben/#comment-1051

    Ist viel erwachsener und vorallem wurde da nachgedacht bevor man sich beschwerte.