Update aus meinem Leben (Jammer-Edition)

Ich hatte doch mal dieses Dings im Internet, dachte ich gestern Abend auf der Autobahn.

– Immerhin habe ich eine super Entschuldigung für die Pause. Während andere ihr Blog zusperren, weil sie im Urlaub sind, habe ich noch was getan: ich bin krank geworden. In meinem linken Ohr hat sich eine hartnäckige Entzündung eingenistet und das schon seit dem Mai. Damals wusste ich nicht, dass es eine Entzündung ist, aber die drei Ärzte, die ich in zwei verschiedenen Städten aufsuchte wussten es auch nicht. Deswegen ging es mir da noch gut. Dann ging ich Mitte Juni zum vierten Arzt und der machte mich krank. So krank, dass er mir empfahl, mein Ohr doch mal von weiteren Ärzten ansehen zu lassen, wenn ich narkotisiert bin. Also Termin im Krankenhaus.

Die ersten fünf Kliniken quittierten meine Bitte als Kassenpatient für einen baldigen (weil, jetzt wo ich wusste, dass ich krank war/bin, tat es natürlich sofort weh), Termin mit hysterischem Lachen. Eine Dame beschimpfte mich kurz und bot mir einen Termin für den November an. Immerhin – im Bundeswehrkrankenhaus wollte man mich schon Ende Juli sehen. Mein Glück, dass die Regierungsmitglieder, die da sonst gewartet werden, alle im Kofferraum von Ulla Schmidt nach Spanien unterwegs waren. Zwischenzeitlich hatte ich eine Mittelohrentzündung (Arzt Nummer 5 und 6) und seit dem ein leichtes Pfeifen im Ohr. Arzt Nummer 7 stellte die Diagnose von Arzt Nummer 4 komplett auf den Kopf und schickte mich nach Hause. Aber ich solle doch der Sicherheit wegen noch mal wieder kommen.

Arzt Nummer 8 war eine Woche später unsicher, Arzt Nummer 9 ebenfalls weswegen ich jetzt einen Termin Ende September zur OP habe. Dann wird das Ohr unlecker aufgeschnitten und ich habe drei Wochen lang einen Tampon im Ohr. Dann weiß ich wenigstens, warum ich so schlecht höre.

– So eine dauerhafte Entzündung macht müde, auch wenn sie lokal begrenzt nur im Ohr nistet. Dazu kommt eine allgemeine Schlappheit (Sommer) und die Tatsache, dass ich seit meinem Urlaub im letzten Mai in den USA höchstens zwei Tage am Stück frei gemacht hatte. In der Zwischenzeit habe ich, über den Daumen gepeilt, zwei Bücher geschrieben. So von der Textmenge her. Und dann wundere ich mich, dass meine Energie komplett weg ist. Und irgendwie, so dachte ich, hängt die Nummer mit dem Ohr vermutlich mit der Arbeit zusammen.

Deswegen habe ich natürlich sofort Entschlüsse gefasst (Weniger arbeiten! Auch mal einen Tag frei machen! Oder gar mal eine ganze Woche! Wegfahren! Gesünder Leben! Tierbabys retten!) die ich konsequenterweise alle sofort nicht umgesetzt habe. Ok – eine Sache schon.

– Was ich aber wirklich gemacht habe: Twitter und halt das Blog hier etwas schleifen lassen. Und ehrlich gesagt – vermisst habe ich beides nicht sonderlich. Zumindest nicht die Frequenz, in der ich es betrieben hatte. Dazu fehlt mir auch immer noch die Energie, auch wenn etwas besser geworden ist.

– Mir zu folgenden Themen etwas überlegt (© Supatopcheckerbunny): Postdemokratie, Kommunikationsgeschwindigkeit, Paid Content, Sport, Mut, eingefahrene Lebenswege, Herausforderungen, Deutschland, Lebensmittelindustrie, Ausland, Arbeit. Ich werde diese Themen vermutlich schütteln und demnächst (© Katrin Passig, Sascha Lobo) in einen Blogeintrag packen, statt in viele. Das ist auch bequemer für alle zu lesen.

– Perverserweise dachte ich zwischendurch mal: „Oh, Krankenhaus. Endlich kann ich im Bett liegen und all „Lost“ Staffeln sehen.“ Dann fielen mir die Risiken und Nebenwirkungen wieder ein. Auch doof.

8 Antworten zu „Update aus meinem Leben (Jammer-Edition)“

  1. Ich wünsch dir gute Besserung und vor allem einen möglichst kurzen Aufenthalt in der Klinik.

  2. Ebenso. Und schön, mal wieder was vom Don zu lesen! Fehlte. Muss es denn Lost sein? ich empfehle doch eher Weeds oder Breaking Bad oder West Wing.

  3. Gute Besserung. Und, ja, die Zügel mal etwas lockerer zu lassen, ist definitiv eine gute Idee (wenn auch zurzeit keine originelle).

  4. Lieber Don,
    im richtigen Leben sind wir uns zwar noch nie begegnet, (was daran liegt, dass ich mich einfach zu wenig auf den einschlägigen Events herumtreibe und sehr selten in Berlin bin). Aber trotzdem kenne ich Dich schon lange bzw. den, der Du in Deinen Blogs bist, und das ist einer, der einfach dazu gehört, den man gerne liest, der meistens etwas zu sagen hat und den man vermissen würde, wäre er nicht mehr da. So wie ich zum Beispiel Peter Praschl vermisse, bzw. den, der er war, wenn er in seinen Blogs schrieb, denn auch Peter kenne ich nicht wirklich, auch wenn wir mal auf einem Münchner Balkon zusammen geraucht haben. Trotzdem war er lange schlicht unverzichtbar und ist nun weg (schient es zu sein) nicht mal mehr auf VAGUE gibts Neues. Wenn er über Einsamkeit schrieb, dann hätte man etwas tun wollen, im selben Moment wissend, dass das nicht möglich war, und man hätte auch gar nicht gewusst, was.

    Mit den Ohrenschmerzen ist es ähnlich: Niemand kann sich auch noch das Leid aller anderen Menschen zu eigen machen ohne wahnsinnig zu werden, deshalb bleibt es ja meist bei einem „Gute Besserung“. Trotzdem hat sich (nach meiner Beobachtung) im Web etwas breit gemacht, was eine ganz andere und neue Art von Empathie ermöglicht zwischen Menschen, die sich gar nicht wirklich kennen (irgendwann vielleicht aber doch mal), sie ist losgelöst vom Unmittelbaren aber dennoch vorhanden. (darüber will ich schon länger was schreiben, komme aber einfach nicht dazu).

    So. Für die Tatsache, dass überhaupt kaum noch wer in Blogs kommentiert, war das sehr lange. 140 Zeichen sind ja eher der neue Standard. Außerdem hab ich jetzt genug rumgeschleimt. Also: Mix Dir n ordentlichen Martini, und das mit dem Ohr wird hoffentlich bald wieder!

  5. Also ich hätte auf otitis externa gewettet. Das gemeine Taucherohr plagt viele zur Sommerzeit. Auch Nicht-Taucher. Wie sagt meine Mutter immer „Allet was mit’m Kopp zu tun hat, is‘ Sch…“

    Bitte, bitte keine Entschuldigung. Von mir gibt es allerdings Bewunderung. Denn sein Blog auch nur für einen Tag zu „vergessen“, gelingt mir noch nicht. Aber ich arbeite daran;)

  6. Mist, das muss doch auch ohne OP zu regeln sein! ,-(
    Gute und ganz schnelle Besserung von mir aus und vor allem aber: GUT gejammert! Aber Ohrenschmerzen haben und Tierbabies retten, das zeugt von Unkaputtbarkeit! Kopf hoch!

  7. Da hinterlassen die Doktoren aber keinen guten Eindruck. Neun Experten und neu verschiedene Meinungen aber keine gesicherten Erkenntnisse. Ist ja schon irgendwie bedenklich. Ich hoffe bei der OP kommt was sinnvolles bei raus und wünche gute Besserung.

  8. anonym

    Was „Lost“ ist, weiß ich nicht, ich sehe nicht fern. Vmtl. läuft es auf einem dieser seltsamen Privatsender. Will das Ganze aber nicht werten.
    Das mit dem Vogel fand ich überraschend, aber auch sehr sympathisch.
    Ansonsten alles Gute für Sie, daß Sie sich (bald) dauerhaft erholen.