Seit letzter Woche Donnerstag will ich was schreiben. Darüber, dass man halt auch mal Rückschläge einstecken muss. Dass es eben nicht immer so leicht ist, seine Meinung durchzusetzen. Das man nach einer „verlorenen“ Abstimmung nicht den Kopf in den Sand stecken muss. Aber dann habe ich gesehen, wie viele Abgeordnete der SPD bei der Abstimmung gegen das „Zensurgesetz“ dagegen gestimmt haben, nämlich genau drei Stück. (Nach Ausstieg von Tauss sogar nur zwei). Die Zahl hat mich so fassungslos gemacht. Und mir kam gleichzeitig derartig die Galle hoch, dass ich die Finger von einem Artikel gelassen habe, weil der mir vermutlich eine Abmahnung eingebracht hätte.
Und dann lese ich bei Carte einen Artikel von Wolfgang Michal, in dem er schreibt:
Die Netz-Community hat es z.B. nicht geschafft, die Kreativen (die Schriftsteller, Filmemacher, Musiker usw.) in der Urheberrechtsdebatte auf ihre Seite zu ziehen. Im Gegenteil, sie behandelt die Kreativen geringschätzig und von oben herab wie eine Horde von Bettlern
Da hat er Recht. Und auch wieder nicht. Denn es ist ja nicht so, dass die „Zensursula“ Debatte die erste wäre, die man in den letzten 13 Jahren zum Thema „Bürgerrechte“ geführt hat. Vom „Großen Lauschangriff“ bis hin zu den letzten Geschehnissen gab es ja nun tatsächlich genügend Anlässe, zu denen Künstler jedweder Form auch mal hätten Stellung beziehen können. Und es ist auch nicht so, dass die Diskussionen um Lauschangriffe, Vorratsdatenspeicherung und Zensur in einer kleinen Ecke im Netz geführt wurde. Fast alle Medien haben berichtet und immerhin haben es 134.000 Menschen auch geschafft, die ePetition zu finden.
Es gibt, endlich, eine Handvoll Kabarettisten, die sich der Themen annehmen. Volker Pispers, Hagen Rether oder Georg Schramm sind so Kandidaten. Aber der Rest? Wo sind denn die Literaten? Und wo die Musiker? Gut – niemand will wirklich einen Protestsong von „Bap“, aber das wäre immerhin mal etwas. Was machen die alle? War es nicht mal schick, sich für Bürgerrechte zu engagieren? Sich gegen einen Staat zu wehren, der sich zu stark in die eigene Freiheit einmischt? Und wo sind die Filmemacher und Schauspieler, die sich deutlich äußern, die einen Wandel wollen, die Angst vor der Gesundheitskarte, der Speicherung ihrer Daten und dem Verlust ihrer Rechte haben?
Wo sind die alle? Wo ist die selbsternannte „geistige Elite“? Habe ich die Kolumnen in den Tageszeitungen verpasst? Die Artikel in den Magazinen überblättert? Den Fernseher aus gehabt, als man sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen die weitere Einmischung des Staates ins eigene Leben verbeten hat?
Ach so, man reagiert nur, wenn es um das eigene Konto geht. Da sind natürlich wieder alle dabei. Vielleicht liegt es daran, dass sich die, meist ehemals linke, Elite seit Gerhard Schröder in einer Art inneren Immigration befindet. Vielleicht ist man immer noch in einer sehr langen, ehemals vorübergehenden Depression, ausgelöst durch den Ausverkauf der Ideale, die die SPD mal angetrieben hat. Vielleicht ist das auch der Grund, warum in letzter Zeit so viele deprimierend schlechte Bücher erschienen sind. Vielleicht ist das der Grund, warum am Theater nichts stattfindet, warum sich die Kunst komplett verabschiedet hat und im Kino (und erschreckenderweise im Fernsehen) nur noch Till Schweiger zu sehen ist, warum deutsche Musiker nur noch jammern und „ihren Weg suchen“.
Mag sein, dass man auch im letzten Fall mehr Künstler hätte ansprechen müssen. Mehr Medienöffentlichkeit für die Anliegen hätte mobilisieren müssen. Aber mittlerweile kommt man sich ja vor, als müsse man die „Künstler“ unter einem sehr großem Stein hervor zerren. Freiwillig scheint da niemand was machen zu wollen. Während man sich die Finger wund schreibt, während einen junge Generation um ihre Bürgerrechte kämpft, schnarcht die kreative Elite weiter fröhlich vor sich hin. Es ist traurig aber vor allem ist es erbärmlich.
34 Antworten zu „Vorübergehende Depression“
Wir hätten na ja ob nun wirklich unbedingt Künstler auf alle Fälle aber andere namhafte Persönlichkeiten ansprechen müssen, wir hätten auch mehr Vereine ansprechen müssen, die sich mit dem Thema Kinderpornografie und deren Vertrieb auskennen, das nicht nur alleine Christian Bahls schultern lassen.
Wir hätten viel mehr Leute aus den Generationen derer mit an Bord holen müssen, die auch die ansprechen können, die nicht allzu internetaffin sind.
Ja, wir haben ein paar Fehler gemacht, zum Beispiel geglaubt, die Leute verstünden das alles was wir schreiben. Das stimmt aber nicht. Sie lesen es nicht mal, weil sie teilweise ja gar nicht wissen, dass und wo es uns gibt. Und Meinung wird eben immer noch hauptsächlich offline gemacht, das müssen wir verstehen, akzeptieren und dementsprechend agieren.
Weise gesprochen. Beim Lesen fiel mir (zumindest einiger) unausgesprochener Groll von der Seele. Danke.
Hi,
ja, ich persönlich sehe das ähnlich.
In einer Zeit wo Musik und Filme nur noch produziert werden, ist keine Zeit oder auch kein Wille für systemkritische Meinung(außer zum Geld verdienen).
Allein das Wort „Musikindustrie“ sagt schon einiges aus…
Musik und auch Filme wurden früher einmal gemacht um damit etwas auszusagen, um seine Meinung zu verbreiten, Denkanstöße zu geben, Gefühle zu vermitteln…darum war es auch eine Kunst…und nicht in erster lienie ein „Broterwerb“.
Heute hingegen haben wir sehr viele, die einfach nur noch Kohle mit Musik/Filmen machen und/oder einfach nur Berühmt werden wollen.
Das ist der falsche Ansatz. Musik und Filme sind Kunst..wenn man sie produziert wird eine Kunstindustrie (Musik-/Film-Industrie) daraus…leider zählt in der Industrie aber nur noch eins…das liebe Geld und keine Ideale mehr…
Dazu fällt mir ein „Witz“ ein, der viel Wahrheit in sich trägt:
Was macht ein Jazz-Musiker der im Lotto gewinnt?
Er spielt weiter seinen Jazz, bis das Geld alle ist…
Ich fände schön wenn sich daran mal wieder etwas ändern würde…
Leider ist dieses Phänomen in jeglichen Lebensbereichen zu finden, tragischer weise auch in der Politik. Grade dort vermisse ich Idealisten die nicht des Geldes wegen Politik machen(Vorstandspöstchen, Beratertätigkeiten etc.), sondern sich für ihre Ideale einsetzen.
Es ist traurig das die „Internetz-Kuhmunietie“ die Künstler aufwecken muss/soll. Viele haben wahrscheinlich schon die Ohren verstopft mit dem Geld was ihnen aus denselben raus quillt…
nati0n
Nicht die Autoren oder „Literaten“ entscheiden, was veröffentlicht wird, sondern die Verlage. Nicht die Schauspieler oder Regisseure entscheiden, was gesendet wird, sondern die Redaktionen und Produktionsgesellschaften. In den Theatern entscheiden die Dramaturgen, die Regisseure, die Intendanten was gegeben wird, weder die Schauspieler noch die Dramatiker. Muss ich dir ja eigentlich nicht sagen.
Und Verlage, Redaktionen etc. stellen vor einer Entscheidung meist eine Frage: „Gibt es dafür ein Publikum? Ist das für unser Publikum interessant?“
Unsereiner weiß um den Zusammenhang von Internetsperren und bürgerlicher Freiheit, aber dem typischen Mitglied meines Tennisclubs (mein persönlicher sozialer Seismograph) muss ich den eine Viertelstunde lang erklären, und dann hat er er/sie’s vielleicht immer noch nicht begriffen. Und so lange dieser Erklärungsbedarf besteht, solange werden die darstellenden Künstler (und die Autoren, die für sie schreiben) das Thema auch nicht aufgreifen. Weil es sich schlicht und einfach nicht verkaufen lässt. Ist so. Vielleicht traurig, aber es ist so.
Die Künstler, die vom Verkauf von Werken und Eintrittskarten leben, werden das Thema erst aufnehmen, wenn sich ihr Publikum dafür interessiert. Das Thema Bürgerliche Freiheit wäre eigentlich DAS klassische Thema fürs Theater, und dort könnte man es – dank Subventionen – auch ohne finanzielles Risiko verhandeln, nur hat sich die Mehrzahl der subventionierten Bühnen in die ästhetische Unverbindlichkeit verabschiedet. Versuch doch mal spaßeshalber in einer Theaterkantine eine politische Diskussion zu beginnen. Du wirst staunen.
Und zum Thema „geistige Elite“ und Bürgerrechte: Die geistige Elite hält sich schon sehr lange bedeckt, was das Thema Bürgerrechte angeht. Eigentlich hätte diese Elite schon bei Schilys Anti-Terror-Paketen mit Mann und Maus auf der Straße sein müssen, um dagegen zu wettern, denn da fing der Ausverkauf der Bürgerlichen Freiheit ja an (eigentlich ja schon bei Notstandsgesetzen, beim deutschen Herbst… ). Schon da war es verdächtig ruhig hierzulande.
Das Schweigen im intellektuellen Walde hat hierzulande eine sehr lange Tradition. Ungefähr um 1990 rum galt Resignation plötzlich als schick. Diese Mode dauert an.
Als Musikerin fühle ich mich hier direkt angesprochen und möchte zu einer etwas differenzierteren Betrachtung aufrufen. Mir scheint, daß die Schere der Handelnden und der Schweigenden nicht bei den Tätigkeiten (in dem Fall: Kreativberufe) auseinanderklafft. Sondern bei dem Grad der jeweiligen direkten Betroffenheit. Das ist bedauerlich und spiegelt die notorische Entsolidarisierung unserer Gesellschaft, die immer mehr zu einem neuen Klassensystem mutiert – wird aber nicht besser dadurch, daß alle (Künstler) über einen Kamm geschert und damit auch noch diejenigen vergrätzt werden, die sehr wohl aktiv sind.
Was meine eigene Band angeht: Wir machen was. Lautstark und hörbar. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch privat, in unseren Weblogs und in persönlichen Gesprächen.
Weil wir der Meinung sind, daß Politik (im wahren Wortsinn) und das Leben (also auch die Kunst) nun einmal nicht zu trennen sind…
Und unseren Soundtrack zur Lage der Nation gibt’s jetzt kostenlos zum Anhören und zum Download, hier:
http://www.singvoegel.com/index.php/stasi-20/
Ad astra! :-)
Eine sehr wahre Betrachtung, vielen Dank!
Das Thema wird eigentlich um so unverständlicher, wenn man bedenkt, das gerade weite Teile der Kunst und der sog. medienschaffenden Industrie einer der ersten Bereiche sein könnte, die vom nun etablierten Brückenkopf der Zensur aus unter Beschuss genommen werden könnten. Ohne Zweifel wird mancher sich zwar die Hände gerieben haben, bei dem Gedanken daran das nicht bald nach den Kipo-Seiten auch Tauschbörsen etc. hinter Stopschildern verschwinden könnten.
Das die Reise aber auch in eine ganz andere Richtung gehen kann zeigen nun aber z.B. die Forderungen, gewisse PC- bzw. Konsolenspiel-Genres zur Gänze zu verbieten.
Vielleicht kommen danach bestimmte Film-Genres, „unliebsame“ Randsparten der Musik und Literatur, etc. und irgendwann dann alles, was nicht ganz auf Linie ist. Und von den Kreativen hat es kaum jemand bemerkt.
Es liegt nicht an den („kleinen“) Künstlern, die zweifelsohne u.a. auch Protestlieder schreiben, singen, aufführen und, wie oben zu sehen, zum freien Download anbieten. Die Musiklandschaft wird schon lange durch die großen Plattenfirmen und Medien #diktiert und damit auch #zensiert.
Da weiterhin dieselbe Partei, die momentan mit der Zensurdebatte die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, das Urheberrecht für diskussionswürdig erklärt (dem ich übrigens voll und ganz zustimme), dann werden die an die GEMA und Plattenfirmen geknebelten Musiker als diejenigen, die neben den Plattenfirmen am meisten von den Ausschüttungen haben, nicht diese Partei unterstützen. Dann nämlich „entern/ändern“ sie selbst Ihre bisher vermutlich rosig aussehende Zukunft. Und wer würde das schon freiwillig tun?
Und entschuldigt bitte diesen Schachtelsatz, der unersättlich danach schreit, 3x gelesen zu werden ;-)
Lieber Don Dahlmann, ja, ich denke, dass diese Diskussion geführt werden muss, und ich freue mich, dass Sie das aufgreifen. An manchen Kommentaren hier und anderswo sehe ich aber, wie fremd manchem Netzbewohner die reale Welt der Künstler ist, wenn sofort wieder die alten Unterstellungen von Big Knete über Egoismus bis zu „keine Ahnung vom Internet“ kommen. Vielleicht müssen die Veranstaltungen der Netz-Gemeinde (z.B. die re:publica) mal etwas mehr geöffnet werden, vielleicht braucht es ein gegenseitiges Kennenlernen. Die Zeitung lesenden Urheber erfahren ja meist nur, dass ihnen die Netzgemeinde an die Wäsche will, dass die Piraten das Urheberrecht für obsolet erklären (was so nicht stimmt; allerdings sind die bisherigen Reformvorschläge äußerst vage). Die Urheber, die mit dem Urheben ihr Geld verdienen, sagen sich: Ich unterstütze doch nicht die, die mich fertig machen wollen. Also unterschreiben sie den Heidelberger Appell (obwohl sie mit den Verlegern keineswegs in einem Boot sitzen).
Umgekehrt haben Sie Recht mit Ihrer Eingangs-Bemerkung: Ja, wo bleiben denn die Künstler? Gerade die sollten doch begreifen, dass die Thematik des Netzes weit über das Urheberrecht hinaus reicht. Dass sie als Bürger von Entwicklungen betroffen sind, die weit jenseits des Urheberrechts liegen. Ceterum censeo: Wir brauchen einen produktiven Dialog.
denke es braucht noch ein wenig vernetzung.
aber diverse künstler wären sicher dabei.
[z. b. @fettesbrot oder die ärzte sind im thema …]
hier kann man sie schnarchen seh’n:
http://feuerhake.unverkaeuflich.net/article/7118/
(Original von Grandville und von 1832, aber erstaunlich aktuell)
Einspruch – ich finde nicht, dass man hier eine bestimmte Personengruppe verantwortlich machen sollte. Was wir hier exemplarisch bei Künstlern erleben, ist doch genau das, was unsere moderne Welt zunehmend prägt: den Leuten fehlen schlicht und ergreifend die Eier in der Hose. Im Job schiebt man riskante Entscheidungen lieber weiter, unsere Nationalmannschaftsabwehr spielt Sicherheitsquerpässe statt in die Tiefe, Wirtschaftsbosse und -entscheider machen das, was sie können.
Und die Künstler? Die konzentrieren sich darauf, ihre Klappe zu halten, ihre Auftraggeber nicht zu verwirren und die Brötchen zu verdienen. Die Journalisten – ehemals übrigens „vierte Gewalt“ schwankt zwischen kritiklosem Abdruck von Polemiken beider Seiten und bahnbrechenden Nachrichten über Olli Pocher und Sandy Meyer-Wölden bzw. DPA-Abdruckmaschine. Und warum? Weil auch hier der Ethos, der tiefere Sinn hinter der Profession (wie auch bei Künstlern, Sportlern, Intellektuellen) verschwunden ist zugunsten einer sachbearbeiterartigen Arbeitseinstellung.
Also: wo die Leidenschaft für den Beruf fehlt oder zu risikoreich für den Einzelnen ist, fehlt auch genau der „Freigeist“, die kritische Haltung, deren Abwesenheit hier bemängelt wird.
Ich hoffe ja immernoch auf was von curse oder den söhnen Mannheims. Die schätze ich so ein, dass die Eier haben. Aber hach, ich bin ja auch idealist…
ach, blablabla. das gesetz ist richtig und wichtig. und die ewigen herumnörgler werden solange nicht ernst genommen wie sie nicht über ihren eigenen tellerrand hinausblicken wollen. über achtzig millionen bundesbürger haben die petition nicht unterzeichnet. angesichts dessen sollte auch immer in betracht gezogen werden, dass vielleicht nicht alle anderen „blöd“ sind und, was den bundestag anbelangt, die hochgelobte opposition nur als solche (und nicht etwa in der sache) dagegen gestimmt hat.
Da ist meinem Vornamensvetter ein Stück weit zuzustimmen. Das Problem erscheint mir an dieser wie an anderen Stellen weniger der Wunsch der Künstler nach „Big Knete“ zu sein, sondern eher, dass das Gefühl des Prekariats Künstler aller Art in eine Situation bringt, in der ihnen die Beschäftigung mit einer Detailregelung der dunkleren Ecken des Internets als ein Luxusproblem erscheint.
Natürlich war es für viele Autoren immer schon schwierig: Ein Wolfdietrich Schnurre, Gruppe47, erschienen bei Reclam, Beltz, Ullstein, Klett, dtv und meinetwegen Aufbau, konnte sich trotz Longsellern erst mit dem Honorar für unsere Lesung in der ESG Tübingen endlich wieder einen funktionierenden Staubsauger kaufen.
Seither aber hat sich das Mainstreaming der Verlage noch weiter verschärft und es gilt umsomehr das Diktum des Heinz G. Konsalik von der Frankfurter Buchmesse 1997: „Deutsche Autoren die nur zwei Bücher pro Jahr herausbringen dürfen sich nicht wundern wenn sie nicht davon leben können“.
Was Musiker angeht: Siehe oben bei nati0n zu Jazz. Bei bildenden Künstlern reicht ein Gespräch am Rande der Art Basel um zu erkennen dass es für die Lebenden dort nicht besser aussieht.
Generell gilt, dass es immer schon einfacher war, die Kreativen gegen ein großes Feindbild zu aktivieren – und als solches eignet sich La Merkel einfach genauso wenig wie Guido Fönwelle. Dann meinetwegen eher gegen die G8, da ist dann auch Jan Delay dabei. Oder gegen die hässlichen Nazis denen man mit „Rock gegen Rechts“ dagegen halten kann. Da lässt sich mobilisieren. Aber gegen Usrula von der Leyen, diese Inge Meysel der Generation Merkel? Kaum.
Und es gilt, einen Kampf nach dem anderen zu kämpfen, bei #zensursula nicht auch gleich die Freiheit der Filesharing-Seiten zu verteidigen, sondern gleich die Freie Rede, auch wenn die erst als übernächstes auf der Zensurliste stehen wird.
Wenn die Gegenseite mit einer Susanne Gaschke in der ZEIT den Untergang des Abendlandes und aller Kreativen Kunst beschwört wenn nicht endlich die kommenden Netzsperren auch auf Filesharing ausgedehnt werden, dann müssen wir klar machen dass es gilt jetzt schon das freie Wort zu verteidigen und dass wir deshalb schon heute aufstehen – und Verbündete suchen.
Wie in anderen Kommentaren schon anklingt: Natürlich war es ein Fehler, Verbündete nur auf unseren Buddylisten und in unseren im Netz schon bestehenden social networks zu suchen – das hilft der ePetition, aber damit lockt man tatsächlich keine Kunstschaffenden unter dem drückenden Stein wirtschaftlicher Sorgen hervor – dafür braucht es mindestens ein großes „Konzert für die Freiheit“ – gegen die Zensur zumindest auch ihrer Lyrics.
Können wir machen – braucht aber etwa ein Jahr Vorlauf, wenn es nicht ein „Flashmob für die Freiheit“ werden soll sondern ein medial zelebriertes grösseres Ereignis. Also?
Sicher, ich habe pauschalisiert. Es gibt sicher vereinzelt Musiker, die da etwas machen. Und jede Stimme ist ja wichtig. Aber um den Punkt der „kritischen Masse“ zu erreichen, bedarf es eben mehr.
Die Sache mit dem Dialog, lieber Herr Michal, ist sicher richtig. Vielleicht sollte man mal versuchen so etwas mittels einer Diskussionsrunde zu starten. Hier in Berlin gibt es ja nun genügend Künstler, da sollte sich doch jemand finden, der Lust hat, teilzunehmen.
@don:
wäre das nicht ein thema für die #unkomm?
full ack!
ich habe bisher auch nur eine stellungnahme eines musikers bzgl. der zensursuladebatte und zum thema musik im internet gefunden. Chris Kubczak von den Broilers im interview bei der PCAction:
http://www.pcaction.de/Broilers-Unser-Interview-ueber-Medienzensur-das-Internet-als-Vertriebsplattform-Monkey-Island-und-Punkrock-Special/News/article/view/1738/
gut, der bekanntheitsgrad der Broilers dürfte nicht allzu hoch sein und den namen Chris Kubczak haben wohl die wenigstens vorher gehört, aber ich bin seiner meinung, dass das netz für künstler eher segen denn fluch ist, bewusster umgang damit vorausgesetzt.
btw: die Broilers sind sehr geil (:
Blogger bloggen, Künstlern machen Kunst und Politiker Politik. Oder nicht? Wenn Künstler politisch agieren, dann tun sie das nicht unbedingt als Künstler, sondern vielleicht als engagierte Bürger. Kunst ist kein Mittel. Jedenfalls ist sie nicht immer gezielt einsetzbar. An effektiven, auch kreativen Aktionen mangelt es hier im Land, aber nicht nur von Seiten der Kunst.
Eine wichtige Frage wäre in diesem Zusammenhang vielleicht zuerst zu klären: Wo eigentlich befindet sich heutzutage die so genannte Öffentlichkeit, die sich in frühreren Zeiten mit künstlerischen Mitteln erregen, aufklären und auf neue Gedanken bringen ließ? Und was genau wäre dort, an diesem öffentlichen Ort heute für uns (Künstler, Publizisten u.s.w.) zu tun? Oder anders gesagt: Was nützt Aufmerksamkeit wirklich?
Ich glaube, diese Debatte ist nicht mehr hinreichend zu führen, wenn sie nicht auch philosophisch oder soziologisch geführt wird – gleichzeitig aber auch vor folgendem Hintergrund: Wenn es – und das wäre die These – vielleicht gar keine einheitliche, gut funktionierende Öffentlichkeit mehr gibt, sondern viele spezifische Mini-Öffentlichkeiten (s. Blog-Communities) und irgendwo im Innern der Schaltzentralen, dabei aber bestens vernetzt, inzwischen ausschließlich LOBBYISMUS die politische Richtung bestimmt – wie werden dann aus im Verborgenen nörgelnden oder der finalen Weihen einer Institution (Theater, Verlag etc.) harrenden Intellektuellen und Künstlern oder aus den Mutigen, die sich für ein fröhliches Bohème-Leben entschieden haben, jene Lobbyisten in eigener wie in freiheitlicher Sache, die wir dringend brauchen? Und, die Frage muss man stellen dürfen: Wovon leben die dann unterwegs?
Jetzt könnte tatsächlich der richtige Zeitpunkt für ein Treffen, eine Disukussion dieser Fragen sein. (Bin zwar kein Alpha-Orga-Talent, arbeite aber gern am Konzept sowie auch praktisch mit.)
noch etwas: netzpolitik.org über lauschangriff-musik.de.
geht doch ;-)
[…] » Vorübergehende Depression […]
Viele Punkbands haben kritische Texte zum Thema. An den alten Liedermachern geht das ja eher vorbei. Und der Rest? Was erwartet ihr von den Casting-Bands?
Die kreative Musikerelite hat sich vor gar nicht allzu langer Zeit erst an die Politik gewandt. Allerdings ging es da wieder nur um das eigene Konto: http://www.nerdcore.de/wp/2008/04/24/offener-brief-der-musikindustrie-an-die-kanzlerin-zum-tag-des-geistigen-eigentums-und-meine-antwort/
Position beziehen? Könnt ja ein oder zwei Käufer verschrecken! Elite 2009
Wo ist die selbsternannte “geistige Elite? http://bit.ly/V0FPn #Zensursula (via @weltherrscher )
Unter einem großen Stein? RT @DieFisch Wo ist die selbsternannte “geistige Elite"? http://bit.ly/V0FPn #Zensursula (via @weltherrscher )
RT @DieFisch: Wo ist die selbsternannte “geistige Elite? http://bit.ly/V0FPn #Zensursula (via @weltherrscher )
Da werden jetzt aber ganz verschiedene Debatten vermengt: Netzsperren, Lauschangriff/Vorratsdatenspeicherung und Urheberrecht. Ich finde, dass man mit gutem Grund mal dafür, mal dagegen sein kann.
Aktuell geht es ja um die Netzsperren.
Was spricht denn wirklich gegen Netzsperren? Sie sollen ein Einfallstor für die Zensur sein? Wer das glaubt, unterschätzt das BVerfG und das Gewicht der Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit völlig (und wie schwer die Meinungsfreiheit wiegt, hat man heute (24.06.2009) an zwei Nachrichten gesehen: „Contergan-Opfer dürfen wieder zum Boykott aufrufen“ und „BGH weist Klage gegen Spickmich.de ab“).
Der gewöhnliche Internetnutzer wird vermutlich in seinem ganzen Surfer-Leben kein Stop-Schild sehen! Warum dann diese Aufregung?
Oder mal andersrum gefragt: Wenn es eine effiziente Methode gäbe, Geisterfahrer schon auf Autobahnabfahrten (die sie ja rauffahren) zum Umdrehen zu zwingen, zum Beispiel, indem sich vor ihnen auf der Fahrbahn ein Wald von Stop-Schildern aufrichtet, würdet Ihr das dann auch als „allgemeine Einschränkung der persönlichen Freiheit“ bezeichnen? Mit Verlaub: Das wäre Unsinn.
Nunja, ganz freundlich ist hier weder der Artikel noch die folgenden Kommentare. Nur mal so zu einem Bereich, in dem ich mich ganz gut auskenne, nämlich dem Theater: Da passiert durchaus was, und zwar nicht etwa unbemerkt auf nischigsten Hinterhofbühnen, sondern in den Münchner Kammerspielen, im schauspielfrankfurt, im Schauspielhaus Köln. Weil da Leute wie Stefan Pucher inszenieren, Schorsch Kamerun oder Peter Kastenmüller, Leute, die durchaus netzaffin sind, und die ihre Subventionen dazu nutzen, auf Fehlentwicklungen hinzuweisen. Lieber Chris K., was gibt es denn dagegen einzuwenden, wenn Dramaturgen, Regisseure und Intendanten einen Spielplan bestimmen? Sie implizieren, dass es besser wäre, wenn Schauspieler (wobei vollkommen unter den Tisch fällt, dass es Bühnen gibt, an denen das so gehandhabt wird) oder Dramatiker diese Aufgabe übernehmen würden – weswegen eigentlich? Glauben Sie denn, dass ein Dramaturg an einer hochsubventionierten Bühne bewusst Aufführungen aus dem Programm raushalten würde, wenn diese netzpolitische Themen behandeln? Dann sollte man vielleicht schon die Frage stellen: Wann waren Sie denn zuletzt an einem tonangebenden Theater?
@DonDahlmann
„Hier in Berlin gibt es ja nun genügend Künstler, da sollte sich doch jemand finden, der Lust hat, teilzunehmen.“
Nicht nur in Berlin. Kritische Masse braucht auch ein bissl mehr. The more, the merrier…. ;-)
Don Dahlmann zumindest wird nichts bewegen, da kann er noch so enttäuscht sein, herrje, wie wir uns über diesen Blog-Eintrag totlachen. Na Don, mal wieder Twitter geschult und sonst hört Dir keiner zu? Tja!
@Zahnwart: Vor 2 Wochen. Im DT. Und du?
Und ich habe keinesfalls impliziert, dass es „besser“ wäre, wenn Schauspieler oder Dramatiker den Spielplan gestalten. Ich habe nur aus eigener Erfahrung als Autor sagen, dass der Spielplan der meisten Theater eben von Dramaturgen und Intendanten gestaltet wird. Das ist nicht gut, nicht schlecht, das ist ein Faktum. Und deshalb kann man nicht von Autoren und/oder Schauspielern verlangen, dass sie Netzthemen auf die Bühne bringen.
Nur ein Beispiel: Der Künstler Johannes Kreidler hat eine Aktion gegen die Vorratsdatenspeicherung gemacht, die auch in die Presse kam: http://www.youtube.com/watch?v=do6ISwfV65E
ich würde mich von der bild auch nicht als fast-pado hinstellen lassen, im falle einer parteiergreifung.
Wir (www.freischreiber.de) wollen im nächsten Frühjahr einen Kongress machen, bei dem das Thema Internet & Kreative eine Rolle spielen wird.