Die bisherigen Entertainmentsystem in Fahrzeugen wirken oft altmodisch und sind technisch auf dem Stand eines Handys aus dem Jahr 2005. Das will Daimler ändern.
Wenn man mal fünf Minuten Spaß haben will, dann probiert man im Auto den Sprachassistent aus. Selbst in modernen Fahrzeugen versteht die Software mit Glück die Hälfte, von dem, was man sagt. Das soll, wenn es nach Mercedes geht, der Vergangenheit angehören. Das neue Entertainmentsystem, dass auf den Namen MBUX hört, soll nicht nur besser zuhören, sondern auch erkennen, was der Fahrer will, bevor dieser das selber weiß.
Angesprochen wird der Sprachassistent für Daimler Verhältnisse geradezu flappsig. Mit „Hey Mercedes“ startet man den Assistenten, der dann einerseits teilweise die Bedienung des Autos, andererseits aber auch die Vernetzung mit der Außenwelt übernimmt. Bei einem ersten Test in einem noch getarnten Vorserienfahrzeug der neuen A-Klasse funktionierte das System schon erstaunlich gut. Dem Sprachassistent müssen keine genauen Befehle mehr gegeben werden. Statt „Klimaanlage auf 22 Grad“ kann man einfach sagen „Mir ist kalt.“ Die Klimaanlage erhöht die Temperatur nach Wunsch.
Völlig neu sind die prädektiven Funktionen. Das System merkt sich genau, welche Routen man nimmt und was man dort macht. Fährt man zum Beispiel immer an einem bestimmten Tag ins Fitnessstudio, rechnet das System schon vor der Fahrt die beste Strecke aus. Wer regelmäßig zu einer bestimmten Zeit zu einem Radiosender mit Nachrichten wechselt, bekommt dies ebenfalls als Vorschlag. Die endgültige Entscheidung liegt dann beim Fahrer.
Das System vernetzt sich logischerweise mit dem eigenen Smartphone, aber auch mit Smartwatches. Man kann bestimmte Kartendaten auf die eigene Smartwatch laden. Der Parkplatz des Autos wird ebenso angezeigt, wie eine „last mile“ Navigation, wenn man mit dem Auto das Ziel nicht direkt erreichen kann.
Neu ist auch, dass Mercedes auf Augmented Reality setzt. Die Frontkamera zeichnet die Umgebung auf, die dann mit Navigationsdaten angereichert wird. Laut Mercedes können Hinweispfeile zum Abbiegen und auch Hausnummern auf dem großen Display eingeblendet werden.
Logischerweise ist das System permanent mit dem Cloud-Servern von Daimler verbunden. Es werden also jede Menge Daten hin und geschickt. Mercedes betont, dass man die Daten nicht an Dritte weitergibt, sondern nur intern für die Verbesserungen der Services verwendet. Zudem könne man seine Einwilligung jederzeit widerrufen.
Der erste Test zeigte, dass das neue System die Vernetzung mit seinem Fahrer deutlich weiter treibt, als die Konkurrenz. Das neue System wirkt so, als sei es in Sachen Bedienkonzept und Funktionen endlich auf der Höhe aktueller Smartphones. Und ist gegenüber der Konkurrenz eine ganzes Stück voraus.
Bilder: Daimler AG
Eine Antwort zu „Daimler macht das Auto zum Smartphone“
Klingt begeisternd.
Nach kurzem Nachdenken beunruhigend. Wenn Daten verschickt werden, können sie dabei u. U. mitgeschnitten oder manipuliert werden.
Und die Erfahrung lehrt, dass jede Datensammlung irgendwann missbraucht (bzw. kreativ genutzt) oder geklaut wird.