Die Zukunft des Autofahrens wird elektrisch sein, darüber sind die sich die Hersteller auf der IAA weitestgehend einig. Doch erstaunlicherweise hat man auch zwei Jahre nach dem Ausbruch des Diesel-Skandal kaum eine fertige Antwort auf die Mobilität der Zukunft parat.
Messen wie die IAA gelten als Gradmesser für das Wohlbefinden der Industrie. Natürlich haben die sich alle Hersteller auch in diesem Jahr wieder viel Mühe gegeben, ihre Fahrzeuge zu präsentieren. Aber die Stimmung ist angespannt, der Diesel-Skandal und die Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel, sie sei stocksauer auf die Autoindustrie, schwebt weiter über die Branche.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren geht es auf der IAA nicht um Superlative und mehr Leistung. Es geht vor allem um Konzepte und Design-Studien. Davon haben die deutschen Hersteller jede Menge mitgebracht. Und gleichzeitig offenbaren diese Studien eine gewisse Ratlosigkeit der Branche.
Ein gutes Beispiel ist der BMW iVision Dynamics. Die viersitzige Limousine, die BMW als Studie etwas überraschend aus dem Hut gezaubert hat, hat natürlich einen elektrischen Antrieb und wird laut Hersteller bis zu 700 Kilometer weit kommen. Das sind beeindruckende Zahlen und tatsächlich soll das Auto schon 2021, also in vier Jahren, zum kaufen sein. Ganze neun Jahre, nach dem Produktionsbeginn des Tesla S. So lange hat BMW benötigt, eine Antwort auf den Tesla zu finden. Und dabei muss man den Münchnern noch eins zu gute halten: Sie sind die einzigen, die eine vollelektrische viersitzige Limousine zeigen, die es mit dem Tesla S aufnehmen kann. Der Rest der Branche setzt auf den SUV.
Tesla selber ist im übrigen gar nicht erst angereist, obwohl man den neuen Tesla 3 zum ersten Mal in Europa hätte vorstellen können. Man verzichtet auf die IAA nicht wegen der Kosten, sondern weil man die Werbung für das Auto nicht benötigt. Volvo, die gerade angekündigt haben, den Verbrennungsmotor ab 2020 aus dem Programm zu werfen, ist auch ebenso wenig vor Ort wie Nissan. Den neuen vollelektrischen Nissan Leaf hat man lieber in Tokio vorgestellt.
Das einzig halbwegs fertige Fahrzeug kam von Mercedes. Die haben ihren Mini-SUV mit einer Brennstoffzelle und einem E-Antrieb ausgestattet. Der GLC F-Cell wurde als Vorserienmodell präsentiert und soll 2018 auf den Markt kommen. Damit hat Daimler immerhin schon mal ein Fahrzeug auf dem Markt, auch wenn der Preis weit jenseits der 60.000 Euro liegen wird. Für die Massenmobilität ist das zu teuer.
Für Startups wird die Messe erst ab Donnerstag und Freitag interessant. Dann startet die „New Mobility World“ und die „Me Convention“. Dort wird es neben etlichen Diskussionen über die Zukunft der Mobilität auch Startups geben, die ihre Vision vorstellen dürfen. Warum man dies macht, nachdem ein Großteil der Pressevertreter wieder abgereist ist, bleibt ein Geheimnis der IAA.
Die IAA 2017 ist bisher also vor allem eine Messe der Studien und Konzepte, eine Veranstaltung der Ankündigungen und möglichen Plänen so ab 2022. Auf Nachfrage, ob diese oder jene Studie denn auch auf den Markt kommen soll, zucken die meisten PR-Mitarbeiter der Hersteller nur mit den Schultern. „In zwei Jahren,“ so ein führender Manager von Audi, „sei man vielleicht weiter.“ Bis dahin wird es noch viele Konzeptstudien geben.
Bilder: Don Dahlmann
2 Antworten zu „IAA 2017 – Die Messe der Ankündigungen“
[…] eine große Rolle, aber trotzdem fehlte das gewisse Etwas. Und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da. Denn E-Mobility ist das Zauberwort in der Automobilbranche, wobei „Zauberwort“ von mir doch […]
Interessant zu sehen wie phantasielose alte Herren bei den etablierten Herstellern die Zukunft verschlafen…
Fatale Entwicklung leider.