Warum die Hersteller so am Diesel hängen

Die deutschen Hersteller wollen gemeinsam eine Öffentlichkeits-Kampagne für den Diesel starten. Damit will man der lauter werdenden Kritik am Diesel entgegentreten. Immerhin überlegen einige Kommunen mittlerweile schon laut, Fahrzeuge mit Dieselmotoren bei bestimmten Wetterlagen oder auch generell aus den Innenstädten zu verbannen. Damit macht man sich allerdings in der Bevölkerung keine Freunde, lag der Dieselanteil bei den Neuzulassungen im letzten Jahr doch bei 45,9%.

Gleichzeitig rückt aber der Schadstoffausstoss bei Dieseln immer ins Blickfeld. Stickoxide und Feinstaub sind vor allem das Problem. Stickoxide sorgen laut Umweltbundesamt für Atemprobleme und können Kreislauferkrankungen auslösen. Feinstaub geht ebenfalls auf die Atemwege und soll Krebs auslösen können. Da der Dieselanteil in Deutschland immer weiter steigt, steigt logischerweise auch die Belastung der Luft in den Städten. Zwar setzt die relativ neue Euro6 Vorschrift enge Grenzen, aber das Problem sind einerseits die alten Fahrzeuge, die noch ohne Filter unterwegs sind und andererseits die aus dem Diesel-Skandal bekannt gewordenen Abschaltautomatiken, die bei bestimmten Fahr- und Temperatursituationen eingreifen.

Ein Diesel ist also nur bedingt „sauber“. Die Hersteller sind auf den Diesel umgestiegen, weil man damit leichter den CO2 Ausstoß der der Flotte drücken kann. Ein Diesel stösst bekanntermaßen weniger CO2 aus, als ein Benziner. Läge der Anteil der Diesel in der Flotte niedriger, käme man in Probleme mit der EU-Vorordnung. Der Diesel liegt den Herstellern also schon allein deswegen sehr am Herzen.

Und weil man ohne den Diesel die CO2-Ziele nicht erreichen würde, hat man sehr viel Geld in den Diesel investiert. Das gilt für die Produktion aber auch für die Forschung. Denn der Diesel ist nur deswegen so umweltfreundlich, weil die Hersteller Milliarden in die Abgasreinigung gesteckt haben. Was früher mal ein Auspuff war ist heute eine kleine Chemiefabrik. So geht bei großvolumigen Diesel ohne zugefügten Harnstoff (AdBlue) überhaupt nichts mehr, denn das Zeug killt 90% der Stickoxide. Wer Zeit hat, kann sich auch mal die gesamte Abgasreinigungsanlage eines Diesel erklären lassen, aber man sollte wirklich sehr viel Zeit mitbringen. Mittlerweile ist es fast teurer die gesamte Anlage zu ersetzen, als wenn man den Motor tauschen muss.

Die konsequente Entscheidung auf den Diesel zu setzen, hat vor allem bei den europäischen Herstellern zu großen Abhängigkeiten geführt. Der Dieselanteil bestimmter Modelle beträgt je nach Hersteller mittlerweile mehr als 70 %. SUVs, die sich gerade gut verkaufen, sind ohne Diesel kaum denkbar und selbst in Kleinwagen bastelt man den Diesel in großen Stückzahlen ein.

Man kann also nicht einfach in zwei oder drei Jahren den Diesel rauswerfen. Dafür müsste man erst neue, kleinvolumige Hybrid-Motoren entwickeln, die den Diesel ersetzen könnten, was wiederum ein paar Jahre dauert. Die Leistung der Motoren müsste reduziert werden, damit der Schadstoffaustausch nicht die EU-Vorgaben überschreitet. Dies alles würde die Hersteller Milliarden kosten. Geld, das man gerade in die Elektrifizierung stecken muss.

Dennoch wird der Diesel aber vermutlich schneller verschwinden, als der Benziner. Einen Benziner mit einem Hybrid-Antrieb auszustatten ist weitaus günstiger, als einen Diesel. Was wiederum mit der Abgasbehandlung zusammenhängt. Die ist enorm teuer, die ebenso teuere Hybrid-Technologie treibt den Fahrzeugpreis in weitere Höhen. Zwar gibt es einigen Diesel-Hybride (Audi, Kia, Volvo u.a.) aber die Verkaufszahlen sind gering.

Je günstiger die Akkus werden, desto mehr Benzin-Hybride wird es geben, die die Klimaziele dann ebenso einhalten können, wie die Diesel. Aus dem normalen PKW wird der Diesel in zehn Jahren verschwunden sein. Bis es absehbar ist, dass die Verkaufszahlen von Hybriden und Elektro-Autos die Investitionskosten wieder reinholen, werden die europäischen Hersteller den Diesel allerdings mit allem verteidigen, was sie haben.

Bild: Daimler (Mercedes-Benz 240 D 3,0-Liter (Baureihe 115, 1974 bis 1976)

6 Antworten zu „Warum die Hersteller so am Diesel hängen“

  1. Ich glaube man sollte eher mal die Abgasreinigung bei den LKW angehen.
    Aber die haben ja ihre Lobby …

  2. LKWs und vor allem Schiffsdiesel sind noch mal ein ganz anderes Thema. Da ist die Abgasreinigung noch mal komplizierter, wegen des hohen Schadstoffausstosses. Aber da sind Diesel halt leider nicht so schnell zu ersetzen.

  3. Langsam wird die Hetzjagd auf Diesel-Fahrer unerträglich! HH sperrt die ersten Straßen für Diesel. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis andere Städte nachziehen. Ärgerlich und auch unverständlich, denn wesentlich mehr Feinstaub entsteht durch Kraft- und Fernheizwerke sowie durch Öfen und Heizungen von Wohnhäusern. Gleichzeitig ist ein guter Diesel sparsam und damit umweltfreundlicher als andere Motorkonzepte.

    Gleichzeitig ist Elektroauto ist eine Utopie wie der Kommunismus. Klingt toll, funktioniert aber nicht! Es ist egal was Batterien kosten, die Ladezeit sind inakzeptabel. Und dann bleibt da noch die unbeantwortete Frage, was ist mit den Laternenparkern? Dann lieber Wasserstoff, den man übrigens prima auch verbrennen kann – wenn es denn keine Brennstoffzelle sein soll.

  4. Lars

    „Hetzjagd auf Dieselfahrer“. Ach herrje. Als ob jemand gezwungen werden würde ein KFZ zu besitzen und zu nutzen. Gerade dort wo Diesel den meisten Schaden anrichten (in der Stadt) ist doch gar kein Auto notwendig um von A nach B zu kommen.

  5. […] Wo wir beim Thema Straßenverkehr sind. Autoexperte Don Dahlmann erklärt, warum der Diesel nicht ganz so schnell verschwinden wird. […]

  6. Florian

    Zu Herrn Dahlmanns Internetauftritt bin ich über die Produkteinführung der neuen elektrisch angetriebenen Smart-Modelle gekommen. Ein viersitziger Smart mit 160km Reichweite und maximal 2,5Stunden Ladezeit gibt es nämlich bereits für gûnstige 18500€ zu kaufen, Alter Schwede????