Peugeot, Opel und die Auflösung einer Industrie

Wer kauft wen? Nachdem Renault in den letzten Jahren mehr oder weniger Nissan und Mitsubishi gekauft hat, will sich nun der PSA-Konzern durch den Kauf von Opel vergrößern. Macht das Sinn?

Peugeot, bzw. der PSA-Konzern, (55 Milliarden Euro Umsatz) verhandelt also mit General Motors und möchte gerne Opel (12 Milliarden Euro Umsatz) übernehmen. Der Preis dürfte angesichts der Verluste, die Opel so vor sich herschiebt (257 Millionen US-Dollar 2ß16), moderat ausfallen. Allerdings ist GM auch nicht bekannt dafür, defizitäre Töchter zum Ramschpreis rauszuhauen, das Beispiel Saab fällt einem da spontan ein. Eine Übernahme durch Peugeot klingt aber gleichzeitig für GM äußerst gewagt.

Zum einen hat sich Opel die Krise aus den letzten fünfzehn Jahren einigermaßen abgeschüttelt. Neue Modelle wie der „Karl“ sind gut angekommen, der neue Astra wird hoch gelobt, weitere neue Modelle sollen folgen. Gleichzeitig hat Opel massiv in die digitale Infrastruktur investiert. Angebote wie CarUnity, auch wenn sie bisher nur wenig bekannt sind, zeigen, dass der Vorstand in die richtige Richtung denkt.

Für GM ist Opel einerseits eine finanzielle Belastung, zumindest, wenn man auf die Bilanz des deutschen Herstellers schaut. Andererseits profitiert GM von Opel durchaus mehr, als man denkt. So sind die „Buick“ Modelle in den USA nichts anderes, als leicht veränderte Opel Fahrzeuge.  Die gehen unter dem Namen auch nach China. Auch der Austausch der Modelle zwischen hier und den USA klappt mittlerweile besser. Der neue Ampera-E ist nichts anders, als der Chevy Bolt in den USA. Verliert GM Opel, verliert man auch einen Marktanteil von knapp 6% in Europa und müsste man sich auf dem EU-Markt komplett neu etablieren oder den Markt aufgeben.

Peugeot will wachsen

Für Peugeot macht die Übernahme dagegen durchaus Sinn. Zum einen erweitert man das eigene Portfolio auf dem EU-Markt und kann vor allem im Bereich der Kleinwagen VW angreifen. Schon jetzt ist der der PSA-Konzern, zu dem Peugeot, Citroën und DS gehören, nach VW zweitgrößter Hersteller in Europa. Die Marktanteile von Opel würden Peugeot näher an VW ran bringen. VW erlebt wiederum eine Schwächeperiode. Nicht mal bei den Absatzzahlen, aber die Umstrukturierung des Konzerns wird noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen und viel kosten.

Eine Übernahme von Opel würde Peugeot ebenfalls in die Lage versetzen, Fiat-Chrysler anzugreifen, die vor allem in Südeuropa weiter stärkster Konkurrent von PSA sind. FCA kämpft gerade mit eigenen Problemen, vor allem innerhalb der Kernmarke Fiat und ob der forcierte Wachstumskurs von CEO Sergio Marchionne am Ende aufgehen wird, weiß keiner.

Die Gespräche zeigen aber, dass die Automobilindustrie vor einer Phase der Übernahmen steht. Fiat-Chrysler war da nur der Anfang. Übernimmt der PSA-Konzern Opel, bleiben nur noch die europäischen Hersteller PSA, Renault, FCA, VW, Mercedes und BMW. Bei den beiden letzteren Marken gibt es auch schon lange Gerüchte, dass man die Zusammenarbeit verbreitern will. Zuletzt hieß es, man wolle die beiden eigenen Carsharing-Angebote zusammenlegen.

In den USA wurde die Konzentration auf dem Markt schon in den 70er Jahren durch die Öl-Krise erledigt. Neben GM und Ford gibt es keinen großen US-Hersteller mehr. Gerüchte besagen, dass der Verkauf von Opel an GM nur die Vorstufe zu einer kompletten Zusammenlegung des PSA-Konzerns mit GM ist. Man würde sich quasi gegenseitig kaufen. GM überlässt Peugeot das EU-Geschäft, die Franzosen stecken dafür über die Marke Buick mehr Investitionen in den chinesischen Markt. Und damit würde man auch dem ungeliebten Fiat-Boss eins auswischen, der selber vor ein paar Monaten laut darüber nachgedacht hat, den FCA-Konzern mit GM zu verkuppeln. Nebenbei würde Peugeot damit auch Zugang zu den neuen Technologien und der Digitalisierung der Fahrzeuge bekommen. Ein Feld, dass die Franzosen komplett vernachlässigt haben.

Die Geschichte zeigt aber, das Zusammenlegungen von verschiedenen Markten meist nicht gerade glücklich endet. Unvergessen ist den Zwangszusammenlegung der britischen Automarken unter der Marke „British Leyland“, die der britischen Autoindustrie den Todesstoss versetzt hat.

Aber was würde bei einer Übernahme mit Opel passieren? Vergleicht man die Modellpaletten beider Marken, muss man skeptisch sein, denn da überschneidet sich fast alles. Astra gegen 308, Mokka gegen 3008, Karl oder Adam gegen den 108 oder 208. Selbst wenn man, nach Jahren, es irgendwann mal schafft, die Modelle auf einer gemeinsamen Plattform herzustellen, wie soll dann Opel noch Geld verdienen? Eine Übernahme durch Peugeot weckt dann eher den Verdacht, dass der Käufer die Marke Opel früher oder später ausschlachtet und zusammenschrumpfen lässt.

Bild: Opel

2 Antworten zu „Peugeot, Opel und die Auflösung einer Industrie“

  1. […] Thema Auto: Der mögliche Verkauf von Opel an Peugeot war diese Woche ein dickes Thema. Experte Don Dahlmann hat sich darüber ein paar Gedanken gemacht. […]

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