Tesla legt nach – neuer Autopilot, neue Sensoren

Tesla bringt ein Update für seinen Autopilot. Dabei geht es um ein Hardware-Update, aber auch um eine ganz neue Software. Mit der soll Tesla eine Art selbstlernendes System bekommen.

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Der momentan bei Tesla verfügbare Autopilot bekommt ein Update. Und das ist auch bitter nötig. Denn das bisher verfügbare System wird nicht umsonst gerade heftig kritisiert, denn der Name suggeriert mehr, als das System kann. Die Kritik kommt nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den USA. Kein Wunder, denn der „Autopilot“ ist im Grunde nur ein Fahrassistenzsystem der Stufe 2. Also weit, weit entfernt von echten Autopiloten der Stufe 4. Tatsächlich besteht das bisherige System einzig aus Ultraschallsensoren, einer nach vorne gerichteten Kamera und einem ebenfalls nach vorne gerichteten Radarsensor. Das ist selbst für Level 2 Fahrzeuge etwas dünn. Zum Vergleich: die S-Klasse (Level 2) von Mercedes verfügt über 6 Radarsysteme (vorne/hinten), eine Stereokamera vorne, 4 kleinere Kameras für einen 360° Grad Blick und diverse Ultraschallsensoren.

Tesla zieht nun für das neue System nach und setzt vor allem auf vier neue Kameras und zwei oder drei neue Radarsysteme (ist nicht ganz eindeutig). Das ist immer noch weniger als das, was die Konkurrenz verbaut. Kritik gibt es vor allem, weil Tesla auf die enorm teuren, aber sicheren Lidar-Laser-Sensoren verzichtet. Und zwar als einziger Hersteller in der Branche, der sich dem autonomen Fahren der Level 3 und 4 nähert. Lidar hat gegenüber dem Radar und Kamera eine deutlich höhere und weitere Auflösung. So lassen sich Objekte wie Fußgänger und Fahrradfahrer in größer Entfernung besser und schneller erkennen. Das gilt auch für Autos, die sich von hinten nähern.

Eine Sache ist beim neuen Autopilot allerdings interessant. Tesla hat bisher auf die Technologie von Mobileye gesetzt, eine Firma aus Israel, die führend in der Kamerasensorik/Software ist und auch u.a. für BMW arbeitet. Stattdessen setzt nach meinen Informationen auf das neue System von Nvidia. Das eigentlich als Hersteller von Grafikkarten bekannte Unternehmen arbeitet seit einigen Jahren an Kamera/Softwaresystemen für das autonome Fahren. Gleichzeitig beschäftigt man sich intensiv mit sogenannten „Deep Learning“ Systemen.

Nvidia nennt das „Convolutional Neural Network„, ein System, das automatisch „lernt“. So soll es in der Lage sein eine Straßenführung zu erkennen, ohne dass man ihm vorher beigebracht hat, auf die Seitenlinien zu achten. Die Informationen, die das System „lernt“ werden dann wieder über ein Netzwerk verteilt und weitergegeben. Platt ausgedrückt: die Autos tauschen Erfahrungen untereinander aus.
Die Ankündigung von Elon Musk, dass man das System ab Dezember 2016 einsetzen wird, für die Nutzer aber erst Ende 2017 freischalten will, ist ein Hinweis darauf, dass man auf das Nvidia System setzt. Tatsächlich würde Tesla damit ein kräftiger Sprung in Sachen autonomen Fahren gelingen, der sie wieder ein deutliches Stück von der Konkurrenz absetzt. Denn außer Google kann das bisher niemand.

Tesla hat ein Video veröffentlicht, dass die Fähigkeiten des neuen Autopiloten zeigen soll.

Sieht eindrucksvoll aus, vor allem die letzte Sequenz, wo das Auto einen Parkplatz sucht. Auf der anderen Seite bin ich bei solchen Videos immer skeptisch. Zum einen ist es geschnitten, zum anderen weiß man nicht, ob Tesla die Strecke nicht mit weiteren Sensoren ausgestattet hat. Zum Beispiel durch die Aufstellung von Differential-GPS Sendern an der Strecke. (Meine Skepsis richtet sich bei solchen Demonstrationen aber nicht nur gegen Tesla, die gilt für alle Hersteller.) Sollte das Video echt sein, würde man ein Level 3 Fahrzeug sehen, also ein Auto, das schon größtenteils ohne menschliche Eingriffe auskommt und „nur“ noch überwacht werden muss.

Bleibt aber die etwas dünne Sensoren-Ausstattung auch des neuen Autopilot. Wobei man hier auch wieder etwas einschränken muss. Die Ausstattung in der Kombination mit dem System von Nvidia reicht vermutlich für autonomes Fahren der Stufe 3. Allerdings nicht Deutschland. Schuld daran ist die hier fehlende Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Autobahnen. Die Geschwindigkeitsunterschiede auf deutschen Autobahnen sind einfach zu hoch. Das von Tesla verwendete Radarsystem reicht, bei gutem Wetter, vielleicht 250 Meter nach hinten. Bei 180 km/h legt man aber 50 Meter pro Sekunde zurück, bei 220 km/h sind es schon 61 Meter. Schert ein Tesla mit 130 km/h auf der Autobahn aus, kann das schon mal eng werden. Der Fairnesshalber muss man aber auch sagen, dass das Problem halt nur in Deutschland existiert.

Fazit:

Das neue System von Tesla eine deutliche Verbesserung des bisherigen Autopiloten. Ein deutlicher Vorteil gegenüber der Konkurrenz könnte aus dem Nvidia-System herauswachsen. Während andere Hersteller nicht mal bei Level 2 angekommen sind, sammelt Tesla mit allen seit 2014 verkauften Fahrzeugen schon Daten und baut eine Art neuronales Netzwerk für den Autopiloten auf. Auf deutschen Autobahnen wird sich das System aber weiterhin schwer tun.

Bild: Tesla Motors