So wird das nichts mit den Elektroautos

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Eine Millionen Elektroautos sollen 2020 auf den deutschen Straßen unterwegs sein. So hat es sich zumindest die Bundeskanzlerin gewünscht und der Autoindustrie eine hübsche Aufgabe gestellt. Und diese genannte Industrie tut sich schwer. Elektroautos sind entweder zu teuer (Tesla) oder haben zu wenig Reichweite (fast alle) oder sehen miserabel aus (sehr viele). Wir sind noch weit von einer CO2-neutralen Zukunft entfernt. Natürlich müssen wir die Welt retten. Fossile Brennstoffe sind böse und müssen ersetzt werden. Dem Elektromotor gehört die Zukunft, aber die Frage ist, wo dieser seine Energie hernehmen wird.

Die Probleme liegen nicht beim Antrieb sondern beim Akku. Die sind schwer, teuer und ihre Leistungsfähigkeit sinkt bei stetigen Gebrauch schneller, als man „Elektromotor“ sagen kann.  Die hochgerechneten Reichweiten liegen meist eh 30% über jenen, die man tatsächlich erreichen kann (vergl. Benzinverbrauchsangaben), was die Hersteller aber verschweigen, ist sinkende Kapazität der komplexen Stromspeicher. Jeder, der ein Smartphone hat, kennt das Problem mit sinkenden Akkulaufzeiten. Reicht der Akku bei einem neuen Gerät noch über einen ganzen Tag, sinkt die Leistung nach diversen Ladezyklen immer weiter. Am Ende hilft nur ein Austausch.

Der Akku ist das Problem

Das ist bei den Akkus im Auto nicht anders. Wie viele Ladezyklen die Batterien bei den einzelnen Herstellern halten ist meist Betriebsgeheimnis, aber Experten nennen Zahlen wie 1500 Ladezyklen. Damit sollte man ein Autoleben durchkommen, aber das Problem ist, dass der Akku nach und nach an Speicherkapazität verliert. Aus den schmalen 120 km Reichweite werden dann schnell 80 km oder weniger. Doch ein Ersatzakku kostet schnell eine fünfstellige Summe.

Eigentlich sind Akku-Autos perfekt für die Stadt. Hier braucht man keine großen Reichweite, die meisten Fahrten überschreiten kaum die 50 Kilometer Grenze, was mittlerweile alle reinen E-Autos locker hinbekommen. Doch ausgerechnet in den Städten fehlt es an Infrastruktur, sprich an Ladestellen. Die wenigsten Stadtbewohner verfügen über eine eigene Garage, in die man sich seine Ladestation einbauen kann. Die meisten wohnen in Mehrfamilienhäusern, die sich eng an eng in kleinen Straßen reihen. Dort gibt es so gut wie keine Ladestationen, man müsste also den Wagen entweder weit weg an der nächsten Station parken. Ein Verlängerungskabel aus dem vierten Stock zu werfen wird kaum die Lösung sein. Und selbst wenn sich Hersteller, Stromlieferanten und Kommunen irgendwie darauf einigen würden, wer denn nun die Installations- und Wartungskosten für die Stationen übernehmen mag – es wären immer noch zu wenig. Und für die langen Strecken auf dem Land gibt es noch gar keine Lösung.

vw-idDazu kommt die Frage: sind E-Autos in Sachen „Sauberkeit“ wirklich so viel besser? Sie könnten es sein, wenn man konsequent nur auf regenerative Stromerzeugung setzt. Die „Well-to-tank“ Rechnung gibt an, wie hoch der energetische Aufwand von der Gewinnung der Energie bis zu ihrer Nutzung ist. Bei fossilen Brennstoffen erreicht man einen Wirkungsgrad von über 90%, bei Strom hängt es davon ab, wie die Energie gewonnen wird. Nimmt man regenerative Energien ergeben sich ebenfalls 90%. Kommt der Strom aus dem Kohlekraftwerk neben an, sinkt die Summe auf unter 50%.
Ein weiteres Problem der Akkus ist ihre Zusammensetzung. Die seltenen Erden, die man für die Herstellung der Batterien benötigt, werden in Kanada, verschiedenen südamerikanischen Ländern und China abgebaut. Sie sind, entgegen des Namens, gar nicht so selten, aber schwer zu finden und 97% der geförderten Menge stammt aus China. Ein Akku ist deswegen teuer, aber eben nicht zwingend lange haltbar. Doch das Recycling der seltenen Erden aus den Akkus steckt noch in den Kinderschuhen. Noch werden mehr seltene Erden unwiederbringlich weggeworfen, als dass man sie zurückführt, weil Recycling höchst kompliziert und, nun ja, sehr viel Energie kostet.

Bis die Forschung neue, leistungsfähigere Akkus gefunden hat, dauert es noch etwas.  Im Grunde sind E-Autos für die Industrie im Moment ein sehr großes Loch, in das man sehr viel Geld wirf. BMW soll alleine die Entwicklung des i3 und des i8 mehr als 3 Milliarden Euro gekostet haben.Verkauft haben die Münchner vom i3 in Deutschland laut KBA keine 3000 Wagen im letzten Jahr.

Warum sollte der Verbraucher auch umsteigen? Den Golf gibt es ab ca. 18.000 Euro , doch das E-Pendent kostet knapp 35.000 Euro. Da hilft die E-Prämie in Höhe von 4.000 Euro auch nicht viel. Für die Mehrkosten bekommt man weniger Reichweite und somit Mobilität und die bohrende Frage bleibt, ob man nun dank Akku und Strom deswegen wirklich ökologischer unterwegs ist.  Das zeigt, dass wir noch sehr weit von den Zielen entfernt sind, die wir alle gerne erreichen wollen, denn im Grunde müssten Akkus folgendes leisten: mind. 500 km Reichweite, Aufladung in weniger 15 Minuten und maximal 15% Leistungsverlust in 10 Jahren. Vielleicht ist das in zehn Jahren soweit, aber sicher nicht 2020.