Was macht der Dahlmann eigentlich?

In den letzten Jahren habe ich mich viel mit dem Thema „Startups“ beschäftigt und gerade in meiner Zeit bei „Allryder“ (heute „ally“) auch mit der Disruption im Mobilitätssektor. Gleichzeitig bin ich seit einigen Jahren mit der Autoindustrie verzahnt. Ich habe also mit zwei Geschäftsmodellen zu tun. Einerseits dem klassischen Geschäft der Hersteller, andererseits mit den neuen Ideen von Softwareherstellern. Dass sich die beiden Dinge überlappen, dass Autos immer mehr zu Datenzentralen werden und Apps die Mobilität u.a. mittels Data-Mining verändern, war mir schon länger klar. Gegen Ende 2014 wurde mir aber deutlich, dass sich hier gerade einerseits eine „alte“ Industrie komplett verändert, während gleichzeitig das gesamte Konzept der individuellen Mobilität neu gedacht und von vielen Seiten befeuert wird.

Um ein Beispiel für diese Veränderung zu finden, musste ich gar nicht weit schauen. Der Spiegel reichte. Ich hatte im Jahr zu vor mein Auto verkauft, einfach aus dem Grund, weil es nur noch rumstand. Der Entschluss, den Wagen abzuschaffen, ist mir nicht leicht gefallen. Vor allem die Angst vor dem Verlust der „Freiheit“, der Entscheidung, mal eben spontan an die Ostsee zu fahren, machte mir Sorgen. Nach vier Wochen hatte sich der Verlust in einen Gewinn verwandelt. Ich musste keinen Parkplatz mehr suchen, mich nicht um die Pflege des Wagens kümmern usw. Stattdessen bastelte ich mir ein multimodales Verkehrskonzept, bestehend aus Carsharing, Fahrrad, ÖPNV und Taxi. Damit komme ich bis heute deutlich besser klar, als nur auf das Auto zu setzen. Und ans Meer kommt man auch mit dem Zug.

Je mehr ich mich mit dem Thema „Mobilität“ beschäftigt habe, desto mehr wurde mir klar, dass da draussen an einer Revolution gearbeitet wird. Und zwar nicht nur von ein paar wenigen Entwicklern, Liegeradfahrern und Autohassern, sondern von Konzernen wie Daimler, Google, BMW, Apple, Uber und anderen. Dazu die Apps und Entwickler, die in den Bereichen Smart Mobility, Smart Cities usw. unterwegs sind. Ich erkannte: da mag vieles noch außerhalb der Sichtweite stattfinden, aber es findet statt und es wird eine gesamte Industrie verändern und neu starten. Die digitale Disruption, die bisher, grob gesagt, sich auf die Unterhaltungsindustrie beschränkt hatte, schwappt langsam aber sicher in Industriebereiche, die seit Jahrhunderten existieren.

Der Wunsch keimte auf, darüber zu schreiben, was ich 2014 dann auch schon tat. Für Heise, für Mobilegeeks und andere. Ich entwickelte die Idee, das Thema journalistisch enger zu begleiten und dachte über ein eigenes Blog nach und schilderte die Idee ein paar Freunden und Bekannten. Um drei Ecken ergab sich dann ein Kontakt zur Gründerszene. Deren Geschäftsführer Mark Hoffmann und der Chefredakteur Frank Schmiechen zeigten sich nicht nur sehr offen für das Thema, sondern wollten das auch umsetzen. Und so bin ich seit Juli 2015 bei der Gründerszene und leite dort den Bereich „Automotive & Mobility“.

Seit August 2015 ist der Kanal online, also nicht mal sechs Monate. Um so überraschender war dann die Reaktion der „alten“ und neuen Industrie. Die fiel überaus positiv aus. So positiv, dass wir zusammen mit der Wired Ende November sogar eine erste Konferenz zum Thema „Future of Mobility“ auf die Beine stellen konnten. Und ich hatte derartig viel zu tun, dass ich nicht mal dazu gekommen bin mein eigenes Blog zu führen.

2016 dürfte es nicht weniger Arbeit werden. Der diesjährige Besuch der CES in Las Vegas vor ein paar Tagen erbrachte die Erkenntnis, dass niemand aus der „alten“ Industrie der Autohersteller daran zweifelt. dass da eine Revolution auf sie und damit auch auf die Käufer zu rollt. Es geht nicht mehr um die Frage, ob das autonome Fahren kommt, es geht nicht darum, ob die Fahrzeuge komplett vernetzt werden und Daten per Cloud auch untereinander austauschen und Städte sich vernetzen. Es geht nicht mal mehr darum, ob der Verbrennungsmotor abgeschafft wird – es geht nur noch darum, wann das alles kommt und wer sich am besten darauf einstellt. Und dabei geht es vor allem aus deutscher Sicht um die Frage, ob und wie die deutsche Industrie in diesen Fragen mit der internationalen Konkurrenz mithalten kann. Denn die Autoindustrie ist so wichtig, wie kaum eine andere für Deutschland.

Mich erinnert die Disruption in der Mobilitätsbranche, die sich im Moment zusammenbraut, an die Jahre im die Jahrtausendwende. Die nächsten zehn Jahre werden einiges auf den Kopf stellen. Um einen Vergleich zu machen: Die Mobilitätsbranche wird gerade einer digitalen Welle erfasst, die vor 15 Jahren die Musikindustrie und den Journalismus auf den Kopf gestellt hat.

Diese Themen, und die Frage, was sonst noch so kommt, werden mich in diesem Jahr (und vermutlich länger) weiter beschäftigen. Ich werde weiter viel reisen, denn die neuen Technologien in den Fahrzeugen wollen ja auch ausprobiert werden, dazu kommen jetzt auch noch die ganzen großen Automessen in Genf, Peking, Paris und L.A. in diesem Jahr. Zusätzlich: Konferenzen und andere Veranstaltungen zu dem Thema. Darauf freue mich schon sehr. Und vor allem darauf, die wichtigsten Themen aus dem diesem Bereich zu identifizieren und den Lesern aufbereiten zu können. Die Disruption zu entflechten und die neuen Chancen zu beschreiben – das ist nicht nur spannend, sondern macht mir gerade auch jede Menge Spaß.

2 Antworten zu „Was macht der Dahlmann eigentlich?“

  1. Ich wünsche mir E-Tuk-Tuks ohne Hupe für Vietnam.