Ich habe heute aus Gründen so 50 bis 60 Medien/Presse Webseiten und Microsites von diversen Unternehmen abgesurft. Da waren große, internationale Unternehmen ebenso dabei wie mittelständische Firmen aus Deutschland. Was ich in rund 65% aller Fälle gesehen habe, hat mich ein bisschen weinen lassen. Rund 10% versteckten ihre Seite hinter einem Login. Man muss sich registrieren, freigeschaltet wird der Zugang dann per Hand. Dauert also schon mal, bis man an die Infos kommt. Warum das Unternehmen heute noch machen ist mir ein Rätsel. Was soll das? Angst, dass jemand die Pressemitteilung klaut? Oder aus Versehen das Bild eines Produktes über Facebook gestreut wird? Wie kann ein Unternehmen heute, in dem im Grunde genommen jeder ein Sender ist, noch so agieren? Ein britisches Automobilunternehmen verwies zusätzlich auf einen privaten Anbieter, bei dem man die Pressemitteilung zwar lesen kann, wenn man Bilder haben will, muss man sich aber auch registrieren.
Bei mindestens 40% aller Seiten gab es zwar Pressemitteilungen und Bilder ohne Registrierung, einen Ansprechpartner und Kontaktdaten suchte man aber vergebens. Ein paar hatten eine allgemeine Adresse (press@….) angegeben, ein paar hatten ein Webformular für den Kontakt. Andere hatten auch einfach gar nichts.
Wenn überhaupt Social Media Aktiväten bei den Unternehmen vorhanden waren, so waren sie im Pressebereich entweder nicht verlinkt, oder nur verschämt mit einem winzigen Facebook, Twitter usw. Logo sichtbar. Nur zwei Firmen hatten einen Newsroom mit allen Feeds eingerichtet. Bei beiden wurden keine Ansprechpartner genannt und Kontaktdaten gab es auch nicht. Bewegtbildmaterial gab es nur, wenn das Unternehmen einen YouTube Kanal hatte. Und selbst wenn es in gab, war er sehr oft einfach nicht verlinkt. Videomaterial zum Download? Da kann man länger suchen, als nach den Kontaktadressen.
Immerhin hielten es dann halt rund 35% der Unternehmen einigermaßen übersichtlich. Name, Arbeitsfeld, Telefon, Mail, Links zu Bildern oder PMs. Nicht schön, aber immerhin besser, als die anderen. So kann man wenigstens nachfragen und verliert nicht viel Zeit, bzw. muss sich über Zentralnummern zu jemanden durchstellen lassen, der einen dann weiterleitet oder gerade im Meeting ist usw.
Dabei sind klassische Journalisten ja schon lange nicht mehr ausschließlich die Menschen, die Produkte, Neuheiten und das Branding einer Firma durch die Medien treiben. Nach 20 Jahren Internet sollte sich das eigentlich langsam rumgesprochen haben. Tatsächlich werden ganze Kanäle einfach komplett ignoriert. Multiplikatoren, die einen reichweitenstarken Kanal auf Instagram, Pintrest oder You Tube haben werden überhaupt nicht bedient.
Wenn man bedenkt, dass Medienarbeit halt heute crossmedial ist, dass es auf den „Push“ und nicht auf den „Pull“ ankommt und das gerade Bilder und Videos das Transportmittel für PR sind, dann sehen fast 100% aller von mir quer durch alle Branchen angesurften Presseseiten aus wie aus den 90er Jahren. Zumindest wird einem dabei klar, wie die internen PR-Strukturen in vielen Unternehmen aussehen. Verknöchert. Rheumatisch. Langsam.
2 Antworten zu „The Horror mit Presseseiten“
Wer und wo sind die guten und schlechten Beispiele? Du machst auch nen Fehler. Haust einen Beitrag raus, der aber im Endeffekt nix bringt. Eben weil die Linkverweise fehlen.
Weil ich hier niemanden anschwärzen will. Einmal selber die DAX Unternehmen durchsurfen, dann sieht man, was ich meine.