Bookmarks vom 26.11.14 bis 28.12.14

Gesammelte Links:

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  • FM4 Davidecks – Urbalized Special: The History of Relax by Frankie Goes To Hollywood – prelistening by davidecks – David Ecks von FM4 über Trevor Horn und sein Meisterwerk "Frankie goes to Hollywood" am Beispiel von "Relax". Das Album "Welcome to the Pleasure Dome" war tatsächlich eine Offenbarung in den frühen 80erJahren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ecks in seiner Interpretation etwas zu kurz greift, wenn er Horns musikalischen Werdegang nur auf die späten Disco Zeiten zurückführt. Frankie hat viel mehr Anleihen, darunter den Soul der 60er, den fetten Philadelphia-Sound mit seinen Streichern der frühen 70er, Kraftwerk, Glam-Rock und den orchestrierten Sound von Deep Purple. Dazu viel frühe New Wave Sachen wie Joy Division, "The Jam" und auch frühe Depeche Mode. Also viel, was das "Mute" Lable mit den frühen Electronic Body Music Sachen raus brachte.

    FGTH war, wie im Beitrag verdeutlicht wird, eine Idee von Trevor Horn. Von den Ideen der ursprünglichen Band blieb nicht viel übrig. Horn drehte es durch seine Sequencer und schuf dabei, vermutlich für ihn selbst überraschend, den Sound der 80er.

    Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich "Relax" hörte. Ich war ein wenig verwundert, aber jetzt nicht überaus angetan. Netter Song, ein wenig "over the top" für meinen damaligen Geschmack. Die 12" Version gefiel mir schon besser, weil sie insgesamt ein wenig komplexer und komponierter erschien, als die 3.30min Radio Version. Sie sprach mich an und berührte mich dann nicht genug, um mich weiter für FGTH zu interessieren. Ja, die "skandalösen"Anspielungen in Sachen Sex, waren natürlich ein Thema, aber musikalisch war dann doch zu wenig Substanz für mich vorhanden. Eine Single macht dann eben noch keinen Sommer.

    "Two Tribes", die zweite Single, die ich dann von FGTH wahrgenommen habe, weckte mein Interesse dann schon mehr. Vor allem mal wieder die 12", die deutlich besser war, als die Single Auskopplung. Ab dem Moment war FGTH dann in meinem Bewusstsein verankert und ich wartete auf die nächste Single.

    Meine Musik besorgte ich mich mir damals entweder bei einem winzigen Laden in Bad Godesberg oder bei einem Plattenladen in Linz, was auf der anderen Rheinseite von Remagen liegt, wo meine Eltern damals wohnten. Der Besitzer des Ladens hatte einen ziemlich guten Geschmack und brachte mich auf einige Musiker, darunter Johnny Guitar Watson, Alan Parson und andere. Als das "Welcome to the Pleasure Dome" Album erschien, zog er mich bei einem Besuch direkt zur Seite und meinte "Das wird dir gefallen". Er stülpte mir einen angeranzten, aber immer noch gut klingenden Kopfhörer von "Pioneer" über die Ohren und legte die erste Seite mit dem Titelstück "Welcome to the Pleasure Dome" auf. Ich hörte die ganze erste Seite durch und war verwirrt. Das Album, und es war ja nur die erste Seite, überforderte mich. Das hatte ich von FGTH nicht erwartet. Es war komplex, quasi ein Konzeptalbum. Was damals nicht ungewöhnlich war. Jede Band, die nicht ganz blöd war, hatte in den 70er Konzeptalben gemacht, Deep Purple, Led Zeppelin, Roxy Music, Kraftwerk, Can, Alan Parson, ELO und sonstige. Selbst frühe Punk-Sachen von den Bollock Brothers gingen in die Richtung, Mike Oldfield hatte mit dem "QE2" Album 1980 durchaus eine Messlatte für die Konzeptalben der 80er Jahre gelegt (Natürlich unübertroffen in Sachen Komplexität war "The Wall" von Pink Floyd).

    Aber "Welcome to the Pleasure Dome" war etwas besonderes. Es war eine Hymne an den Hedonismus der 80er Jahre. Und es war, vor allem durch das kurze, vorgelagerte, völlig überdrehte "The world is my oyster" ein Schlag ins Gesicht der damaligen Popmusik, die sich völlig darauf konzentrierte knackige Popsongs abzuliefern. Die Alben bestanden aus einem meist langweiligen Mix von ein paar Hits und Füllmaterial. Egal, ob man Depeche Mode, Duran Duran oder sonst was hörte. Das erste Album von FGTH, bzw. von Trevor Horn, schmiss einem einfach ein großes "Fuck You" ins Gesicht, was die Erwartungshaltung anging. Dabei war Horn klug genug eine Doppel-LP zu produzieren, die einerseits die Hits beinhaltete, die man erwarten durfte, andererseits eben auch "Welcome to the Pleasure Dome" oder das völlig bescheuerte "Power of Love", das auf Seite 4 auftauchte. Nachdem Horn auf Seite 3 zwei Stücke von Bruce Springsteen (Born to love) und vom "King of Easy Listenting" Burt Bacharach (San Jose) verballhornt hatte, konnte "Power of Love" nicht anderes sein, als eine großes "WTF". Aber ein Schönes, immerhin.

    Das Album alleine war es aber nicht, was FGTH und Trevor Horn für mich zu "der" Band, bzw. dem Produzenten der 80er Jahre gemacht haben. Da waren zum einen die 12", also die "Maxi" Singles, die an Bescheuertheit und Genialität nicht zu übertreffen waren. Horn dekonstruierte, überraschte, verarschte, und verzauberte dabei gleichzeitig den Hörer. Es waren kleine Symphonien der elektronischen Popmusik, an denen sich alle, aber auch wirklich alle, bis heute die Zähne ausbeissen. Wenn man dachte, dass es nicht weiter "over the top" gehen konnte, setzte Horn noch einen oben drauf und man blieb sprachlos zurück.

    Aber "Welcome the Pleasure Dome" ist vielleicht nicht mal das beste Album, dass Trevor Horn jemals produziert hat. "Slave to rhythm" von Grace Jones geht meiner Meinung nach noch ein ganzes Stück weiter. Was auch mit Kunstfigur "Grace Jones" zu tun hat, die damals schlichtweg eine kulturelle Sensation war. Im Grunde genommen besteht das Album nur aus einem Stück: "Slave to rhythm", das Horn einfach in bewährter FGTH Manier in verschiedenen Versionen abgemischt hat und in ein Album gepresst hatte. Eigentlich ein Witz eines Albums, weil man, bis auf eine Ausnahme, nicht anderes zu hören bekommt, als eben verschiedene Versionen des "Slave to rhythm" Stück. Aber dann erzählt mittendrin der Journalist Paul Morley, wie er aus Jones eine Kunstfigur gemacht hat, wie er sie fotografierte, sie in Szene gesetzt hat. Wie er sich in sie verliebte. Ich halte es bis heute für eines der besten Alben der 80er Jahre, jedenfalls was britische Variante der Pop Musik angeht. Es gibt da noch auf deutscher Seite andere Alben wie Kraftwerk "Computerliebe", das Rheingold Album "FAN" oder, etwas früher Grauzone mit ihrem gleichnamigen Debütalbum.

    Aber Trevor Horn hat mit FGTH und "Relax" die Messlatte für perfekten Pop und der klug gemachten und inszenierten Dekonstruktion derartig hoch gelegt, dass sie vermutlich nie wieder erreicht wurde. Derartige Alben, sowohl in ihrer Hörbarkeit, als auch in ihrer Komplexität, hat es dann leider nicht mehr gegeben. Auch weil es sie nicht mehr geben konnte. Es hat Hymnen gegeben, großartige Alben, aber keiner ist mehr soweit gekommen wie damals Trevor Horn, der einfach Pop Musik nahm, sie zerstückelte, etwas komplett Neues daraus machte und gleichzeitig am Ende alles wieder auseinander nahm und was epochales daraus konstruierte.

  • Sweet Hat Bro – YouTube – Patrick Stewart, ein Hut, seine Frau und eine Videokamera
  • Goshawk high-speed flight through woodland – YouTube – Faszinierende Bilder eines Falken, der durch einen dichten Wald fliegt.
  • The Ultimate Parisian Guide To Paris – Ich muss dringend mal wieder nach Paris.
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3 Antworten zu „Bookmarks vom 26.11.14 bis 28.12.14“

  1. Ich bin ja ein großer Fan von Trevor Horn und vielem, was er so gemacht hat. Und das auch, ohne es teilweise zu wissen, dass er daran beteiligt war. Aber angefangen bei The Buggles, deren Age of Plastic auf Vinyl rauf und runter bei mir lief (und nicht nur wegen „Video killed the radio star“), über ABC, deren erfolgreiche Songs Horn auch alle teilweise geschrieben und produziert hat. FGTH und Welcome to the Pleasure Dome ist natürlich ein Highlight, die läuft immer noch gerne mal bei mir in der Rotation. Dazu dann noch u.a. Propaganda, Pet Shop Boys, Lisa Stansfield, und und und. Trevor Horn hat sicherlich einen großen Anteil am Sound der 80er überhaupt.

  2. Oh? Du hörst FM4? Na da schau einer an. Mein persönlicher Lieblingssender unter den deutschsprachigen ;)

    cu, w0lf.