Nie wieder HTC

Zugegeben, taufrisch ist das Smartphone nicht mehr. Es wurde im Mai 2011 in Deutschland veröffentlicht, im August 2011 habe ich dann gekauft. Kostenpunkt damals: 479 Euro. Ich behandle das Ding relativ normal. Bin ich unterwegs, steckt es in der Hosentasche oder in einem Fach im Rucksack. Da ich von zu Hause aus arbeite, liegt es eher die meiste Zeit rum.

Nach zwei Jahren ist das HTC fast unbrauchbar. Es will einfach nicht mehr. Jeder Transistor schreit mir „Lass mich in Ruhe“ entgegen. Trotz mehrfachen komplett Reset und Wipe-Out. Die Liste der Mängel ist mittlerweile sehr, sehr lang.

Nur zur Info: Ich habe an dem Gerät oder der Software nichts verändert. Es laufen keine inoffiziellen Apps. Es sind überhaupt nur wenige Apps installiert. 22 um genau zu sein. Alles auf dem Gerät ist, so wie es HTC ausgeliefert hat. Selbst die SMS-App ist nicht verändert.

Und das ist die Mängelliste.

– Das Telefon klingelt nicht mehr
Klingelton ist aus der voreingestellten Liste von HTC übernommen. Aber manchmal mag es einfach nicht klingeln. Auch der Vibrationsalarm mag dann nicht. Vielleicht ist es ein verstecktes HTC-Feature, vielleicht hat man sich gedacht: „Die Leute reden eh zu viel“. Man weiß es nicht. Aber ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass das die mobile Telefoniefunktion der zentrale Vorteil eines Smartphones ist.

– Das Telefon klingelt, aber es entsperrt sich nicht
Da habe ich mich besonders gefreut. Endlich höre ich einen Anruf, aber dann lässt mich das Gerät nicht telefonieren. Da kann man noch so oft auf „Annehmen“ drücken. Irgendwann ist der Anruf dann halt weg.

– Das Telefon klingelt, ich kann abheben, aber der Anruf wird beendet
Gut, kann auch an O2 liegen. Aber ich habe da so meine Zweifel.

– Es hängt sich auf
Auch das passiert den neusten Smartphones. Das ist nicht schlimm. Dann startet das Telefon von alleine neu und man wundert sich nur, dass man den PIN eingeben muss. Das HTC Sensation hingegen hängt sich gerne auch mal einfach so auf. Nur es startet dann nicht neu. Still und leise liegt es da, stundenlang, weil man ja nicht dauernd aufs Handy schaut, und ist mehr oder weniger tot. Das macht es gerne über Nacht, wenn es so rum liegt. Um es wieder zum Leben zu erwecken, muss man den Akku rausnehmen.

– Ach ja, der Akku
Die Leistung war nach knapp einem Jahr auf 60 % runter. Eigentlich hätte ich einen eigenen Stromgenerator auf einem Bollerwagen hinter mir herschleppen müssen. Ein neuer Akku war dann die bessere Lösung. Positiv sei vermerkt, dass man den Akku immerhin auswechseln kann, nicht wahr HTC One.

– Kamera
Die Kamera hatte nach dem Zurücksetzen auf Werkseinstellungen zunächst die Angewohntheit, dass ein Foto das Handy zum Absturz brachte. Das war sehr, sehr lustig. Hat sich merkwürdigerweise nach einem erneuten Reset erledigt. Jetzt bleibt sie nur noch alle paar Wochen mal hängen.

– Kamera 2
Nach einem halben Jahr dachte ich: Oh, ich habe ein unentdecktes Tier fotografiert. Oder ein UFO. War aber nur Staub auf dem Sensor der Kamera. Das sind mittlerweile ganz schön viele unentdeckte Tiere, die ich jedes Mal fotografiere.

– Lautstärkeregler
Der fiel mir vor ein paar Wochen einfach entgegen. Das ist natürlich etwas doof, weil man ohne das Plastikdings die Lautstärke nur schwerlich regulieren kann. Immerhin habe ich es geschafft, das Dings mit Panzerband irgendwie festzukleben. Funktioniert sogar noch zwischen den Lautstärken „Echt laut“ und „Hörschaden“.

– Updates
Ach ja. Das letzte große Update, das HTC an seine User geschickt hat, war Android 4.0.1. Dann kam noch mal 4.0.3. Das war es. Zu weiteren Updates hat HTC gesagt „Hamwa nich, kommt auch nich mehr rein“. Wie viele andere User darf ich also mit einem Smartphone rumlaufen, dem die letzten zwei Android-Updates fehlen. Dabei geht es gar nicht um neue Funktionen, sondern um die Sicherheit, denn mit jedem Update werden Sicherheitslöcher gefixt. Also für alle, die sie nicht für ein HTC-Gerät entschieden haben.

– Updates 2
Die fehlenden Updates machen sich auch so langsam bei den Apps bemerkbar. Richtig lustig ist das bei Instagram im Zusammenhang mit der spinnenden Kamera. Entweder stürzt die App bei der Aufnahme des Fotos ab, oder wenn der Filter hinzugefügt wird. Dabei wird dann ein kompletter Neustart des Gerätes ausgelöst, der ca. 5 Minuten dauert.

– Browser
Der interne Browser hat eine Startzeit, über die mich Nokia N70 Besitzer auslachen. Das gilt auch für Opera und Chrome, die, wenn sie schlecht gelaunt sind, das Gerät komplett einfrieren. Einziger Browser der geht ist Firefox, wenn man etwas Geduld mitbringt und einen der Soft-Reset des gesamten Handys nach Beenden des Browsers nicht stört.

– SMS schreiben. Überhaupt schreiben.
In meiner Vermessenheit habe ich mal gedacht, ich könnte Swype installieren. Ja, das kann ich, aber dann startet das Keyboard nur, wenn es will. Das eingebaute Keyboard startet dafür immer. Nachteil: Es reagiert auch gerne einfach mal nicht. Man muss dann das Telefon ausschalten und wieder anmachen. Dann geht es. Vielleicht.

-Allgemeine Performance
Ich sag mal so. Ich hab das Display jetzt so eingestellt, dass es erst nach 60 Sekunden ausgeht. Dann reicht die Zeit gerade so, dass die meisten Apps starten können.

Update 09.05.2013: Gestern dann die nächste lustige Meldung. Das Telefon vermeldete, dass es nicht aufladen mag, weil es mehr Strom verbrauchen verbraucht, als es geliefert bekommt. Dabei hing es am Ladegerät. Wechsel des Ladegeräts brachte auch keine Änderung, die Ladefunktion ging dann erst wieder, nachdem ich das Gerät neugestartet habe.

Wie gesagt, ich hab schon alles gemacht, um das Telefon zu entlasten. Standard-Skin, Standard-Apps, neuer Akku, neue Speicherkarte. Worauf ich keine Lust habe, ist ein das komplett gesperrte Smartphone mittels einer fünfseitigen Anleitung zu flashen.

Anders ausgedrückt – nach zwei Jahren mittelmäßiger Beanspruchung ist das HTC Sensation relativ teurer Elektroschrott. Man erwartet ja mittlerweile nicht mehr, dass ein Gerät nach zwei Jahren so richtig in Ordnung ist, aber dass es derartig viele Ausfälle hat, ist dann schon unschön.

Die ganzen Fehler sind nicht auf einmal aufgetreten, sondern nach und nach. Los ging es nach knapp sieben Monaten. Aber die Masse der Fehler und eingestellten Funktionalitäten sagt zumindest mir einiges über die Qualitätskontrolle bei HTC. Dazu kommt, dass HTC seine Käufer nach einem knappen Jahr mit einem veralteten Betriebssystem zurücklässt.

Das im übrigen fast zeitgleich erworbene iPad 2 ist komplett frei von Fehlern, selbst der Akku liefert noch eine ordentliche Leistung ab.

Vielleicht bin ich ja konservativ, aber ich dachte, dass ein Gerät in der Preisklasse etwas länger hält, als dieses HTC. Die Erfahrung mit HTC reicht mir. Es war mein letztes Gerät der Firma. Eine schlimmere User-Experience bieten im Moment vermutlich nur US-Fluggesellschaften und das Finanzamt.

6 Antworten zu „Nie wieder HTC“

  1. andreas

    Traurig zu hören, mein Beileid. Ohne das typische Apple-Fanboy-Gelaber: habe meines seit knapp 3 Jahren, funktioniert alles wie es soll. Zum Glück, könnte auch anders sein. 600 EUR, aus UK.
    Aber wenn die Dinger alle unendlich funktionieren würden, wären die Firmen ja pleite.
    Und beim letzten Satz fehlen noch »deutsche Handwerker«.

  2. Nungut: Ich habe ein HTC Sensation XL, dass ich mir im März 2012 zugelegt habe. Und glücklicherweise kann ich von keinem deiner Probleme berichten. Mein HTC ist flott beim Aufruf von Apps (auch wenn ich fast 90 davon installiert habe) und einen Neustart macht das Telefon nur sehr selten – etwa einmal im Monat. Über die Akkulaufleistung kann ich wenig sagen, denn sie leidet sehr darunter, dass ich keinen guten Empfang im Büro habe.
    Zwischendurch war das Gerät man in Reparatur, weil mein Baby es runtergeworfen hat und ein neues Display nötig war.
    Mein Mann hat das Sensation (ohne XL) und hat damit auch ein paar kleinere Probleme – aber es ist nicht so schlimm, wie von dir beschrieben. Obwohl er sein Gerät nicht schont.

    Der Nachteil des XL ist aber, dass es für meine Hände zu groß ist. Wenn mein Vertrag im kommenden März ausläuft, dann werde ich mich nach einem anderen Gerät in einem anderen Netz umschauen. Die Abdeckung von ePlus ist einfach zu grausam.

  3. Wenn Du das Gerät schonmal neu geflasht hast, dann wäre vielleicht ein Cyanogen Mod eine Idee. Nur, um sich mit der Hardware zu versöhnen und etwas Zeit zu schinden, sich einen Nachfolger auszusuchen.
    Mein Motorola Defy+ hatte ungefähr die gleiche Entwicklung hinter sich (abgesehen von der Akkusache und dem kaputten Schalter). Es wurde immer langsamer und langsamer und hängte sich auf und startete neu und blieb manchmal einfach so stehen und die Oberfläche hing und an manchen Tagen war es nur als Taschenwärmer zu gebrauchen. Bumm. Und das ganz ohne Android 4, für solchen Blödfug reicht 2.3.6 völlig aus.
    Ich identifizierte dann einige der „Branding“-Besonderheiten als Game-Stopper. Da sind Apps der T-elekom, von der das Gerät stammte, die kein Mensch außerhalb der T-elekom-Zentrale braucht. Zum Beispiel eine App, die mir Liste der empfohlenen die Top-Apps der T-elekom anzeigt, um dann in den Play Store zu verzweigen, damit ich sie angucken kann. Die letzte Version im Juni, die ich noch drauf hatte, belegte 10 MB Hauptspeicher und das Miststück ließ sich weder deinstallieren noch dauerhaft beenden. Man konnte lediglich die Updates deinstallieren und die Urversion wieder herstellen und dann alle automatischen App-Updates unterbinden. Und einmal die Woche die erwünschten Updates manuell nachholen.
    Noch dreister war aber Motorola. Neben den unsäglichen Social Media-Dingsen, die mir gefühlt 5483 Sozialnetzwerke unter einer einzigen, völlig unbrauchbaren Oberfläche vereinigen wollten (und sich weder deinstallieren noch dauerhaft abschalten ließen und mit jedem der gefühlt täglichen Updates ein weiteres Megabyte Hauptspeicher mehr fraßen) war da der Music Player. Der, den Motorola ursprünglich verbaut hatte, war leidlich. Er spielte MP3, aber selten mehr als drei Stücke hintereinander.
    Dann wurde er durch ein Dings mit eigenem Social Network ersetzt, wo man Musik Streamen und teilen und diskutieren kann. Ach ja, wenn man den Pfad dorthin findet auch die MP3 auf der Speicherkarte anhören. Also bis zu drei hintereinander, bevor es stehen bleibt. Dafür belegte das Dings statt einem Megabyte Hauptspeicher im Leerlauf jetzt 20 (in Worten: zwanzig!). Bei rund 80 freien MB nach dem Booten und 40 nach vollständigem Laden aller anderen Zwangs-Apps grenzt der Update einer System-App auf so einen Klotz an Sachbeschädigung.
    Ich wollte diese Bloatware loswerden. Dazu musste ich das Telefon rooten. Nach mehreren Wochen, in denen ich damit schwanger ging, fand ich einen Blogpost, der das für mein Defy+ gut beschrieb. Inclusive der Sicherungen vorher, mittendrin und nachher 90 Minuten Arbeit. Prompt war das Handy in einem T-elekomfreien Zustand. Ich wollte gerade mit der NoBloat-App alle System-Apps von Motorola deinstallieren, die unerwünscht waren, da las ich, dass das Aufspielen von CynogenMod 10, also einem Community-Android-4.1.x, jetzt nochmal lediglich 20 Minuten dauert. Und ich könne den aktuellen Zustand mit einem sauberen 2.3.6 ja jederzeit wieder flashen.
    Ich wagte den Schritt und hab jetzt wieder ein Smartphone.
    Zugegeben: Das Ding IST langsam. Singlecore-CPU und so. Aber die spontanen Abstürze durch ein zickendes Funkmodul sind entschärft (wenn der Bildschirm eingeschaltet ist fragt Android sogar, ob mir der Reboot gerade passt), die Hänger wegen fehlendem Hauptspeicher sind viel, viel weniger geworden (ich habe jetzt zwischen 120 und 140 MB Hauptspeicher frei).
    Und hab vermutlich Zeit bis Mitte nächsten Jahres gewonnen, mir einen Nachfolger auszusuchen.

  4. Nicht dass ich Fanboy wäre. Aber iPhone G3. Schnurrt seit vier Jahren ohne Zicken. Mit drei Zillionen Apps.

  5. Kann ich fast komplett so unterschreiben. Ähnliche Erfahrungen mit dem HTC Desire gemacht. Preisklasse Richtung iPhone. Und dann nur ein Update plus immer mehr sich verabschiedende Funktionen. Kann Android mittlerweile nur noch empfehlen, wenn ein reines OS drauf ist. Sowohl Hardwarehersteller als auch Provider behindern durch „Anpassungen“ nur die Updatefähigkeit. Was die Hardware betrifft, war das auch mein letztes HTC. Dabei war ich von von den vorher ganz überzeugt.

  6. […] yeah! Hinsichtlich Updates und Lautsärkeregler schliesse ich mich vorbehaltlos dem Don Dahlmann an. Ich erwarb mein Desire HD Ende 2010, Android-Updates OTA waren der heisse Scheiß und […]