Update aus meinen Leben – Alters-Edtion

45 bin ich jetzt schon ein paar Monate und neulich kam der Gedanke auf, was ich eigentlich mit 30 dachte, wie das Leben sein wird, mit 45. Aber darauf gibt es keine Antwort, weil man mit so großen Zeitsprüngen nichts anfangen kann. Man weiß ja nicht mal, wie das Leben in einem Jahr, einen Monat oder einer Woche aussehen wird. Man hofft halt darauf, dass alles so seinen rechten Gang nehmen wird, das große Schicksalsschläge weiterhin einen Bogen um das eigene Leben machen und man langsam aber sicher durchs Leben schreitet.

Natürlich haben sich Dinge verändert, habe ich mich verändert. Erlebnisse und Menschen haben einen geprägt, schlechte Zeiten haben sich eingebrannt, gute sich dazu gesellt, damit das Gleichgewicht nicht aus der Kontrolle gerät. Aus manchen Fehlern lernt man nie und man begeht sie fröhlich immer wieder, nur um danach da zu stehen und ein Facepalm-Déjà-vu zu haben.

Das Suchen hat sich nicht verändert. Die Suche nach Neuem, nach Spannung, nach Abwechslung, nach Kicks und Seelenruhe. Von Letzterem bin ich weit, weit entfernt, aber das ist vermutlich auch gut so.

Freunde sind gestorben oder sehr krank geworden. Und das sind da so Signale, dass man älter wird. Und dass man sich mehr Gedanken über das Altern macht. Senta Berger hat mal irgendwo und irgendwann den herzerfrischenden Satz gesagt, dass Altern Scheiße ist. Meine Mutter wiederholte den neulich, als ich ihr zum Geburtstag gratulierte, ebenfalls. „Keine Lust mehr auf Zahlen“, sagte sie.

Alter ist sicher nur eine Zahl. Ich kenne 60 Jährige, denen man das Alter nicht ansieht, die meisten 50 Jährigen sind heute irgendwie immer noch ewige Studenten, besonders dann, wenn sie keine Familie haben. Man taucht, springt mit Fallschirmen aus Flugzeugen, fährt Autorennen, raucht und trinkt gerne mal etwas mehr, als ob man noch 25 sei. Und irgendwie ist man ja auch noch, jedenfalls im Inneren. Die Rechnung kommt halt später, aber ein Freund fasste seinen Fatalismus mit dem schönen Bekenntnis zusammen, dass er auf die Fortschritte der Medizin bauen würde. Dumm, einerseits, aber zeugt auch davon, dass sich nicht vom Alter beugen lassen möchte. Das ist ein erfrischenderer Umgang mit den Jahreszahlen, als es viele Generationen vorher gemacht haben, die die formatierten Lebensmodelle nachgelebt haben, ohne darüber nachzudenken. Und führt zu so Dingen, dass eine Bekannte, Ende 40, nach jahrelangem Kampf mit dem klassischen Beziehungsmodell auf Poly umgeschwenkt ist. Die Probleme seien zwar die gleichen, maulte sie neulich per Facebook, aber immerhin würde man nicht vor einem kompletten Trümmerfeld stehen, wenn es mal wieder schief gegangen sei.

Was aufdringlicher wird, sind die inneren Problemknoten, die man so mit sich rumschleppt. Man denkt lange, dass die sich mit der Zeit von alleine auflösen, weil die Zeit ja voranschreitet. Oder dass sie zumindest von anderen Problemen beiseite geschoben werden um die man sich dann irgendwann mal später kümmert. Das klappt bei manchen, andere sind hartnäckig und melden sich mit zunehmend enervierender Lautstärke.

Ich hab so ein paar Knoten und stehe seit einem Jahr vor ihnen unentschlossen rum. Die Konversation zwischen mir und meinen Problemen läuft auch immer gleich ab:

Ich so: „Ich kann dich nicht sehen, lalalala“
Problem so: „Aber höööören“.
Ich so: „Halt ich mir halt die Ohren zu.“
Problem so: „Denk mal über den letzten Satz nach.“
Ich so: „Geh halt weg“
Problem so: *arme verschränk*

Manche Dinge lassen sich dann irgendwann nicht mehr ignorieren. Wünsche können das sein, die man sich nie getraut hat anzugehen. Mangel an Einsicht, Disziplin, Durchsicht, zu viel Narzissmus, zu wenig davon, Ängste. Bei mir haben sie ein Ultimatum gestellt. Entweder ich gehe das jetzt mal an, oder mein Leben wird in bestimmten Bereichen weiterhinso aussehen, wie mein unsortierter Legokarton vor 35 Jahren. Dieses Mal habe ich zugehört. Was einer der Vorteile ist, wenn man älter wird, das Zuhören können. Und vielleicht bin ich ja auch alt genug, die Dinge dann endlich mal so zu ändern, dass ich nicht weiterhin an ihnen scheitere. Langer Weg. Und Krebsvorsorge sollte ich auch mal wieder.

5 Antworten zu „Update aus meinen Leben – Alters-Edtion“

  1. Marcel

    Wann soll ich dich dran erinnern?

  2. Ich vermute es gibt keinen Menschen der sich nicht irgendwo in dieser Beschreibung selber wiederentdeckt. Den Mut aufzubringen, mal was Neues zu wagen. Probleme angehen. Sich nicht von den dunklen Seiten des eigenen Lebens beugen lassen. Das ist sehr wichtig, aber nicht selbstverständlich. Manche lernen es nie. Man kennt die die es nicht lernen und hofft selber nicht dazuzugehören sondern es „richtig“ zu machen. Wie immer das auch gehen mag.
    LG Michael

  3. Anja

    Schönes Update…Danke.

  4. Jacky van der Groenen

    Auch wenn hier jetzt nicht die Riesendiskussion entstanden ist, fände ich es doch sehr schade, wenn man nicht mehr kommentieren könnte, dass man den Beitrag gerne gelesen hat und die Inhalte wie so oft hier befruchtend fand.