Das die FAZ jetzt nicht zu den bedingungslosen Unterstützern des Netz gehört, ist kein Geheimnis. Aber offenbar ist die Verwirrung im Hause doch größer, als man annimmt.
Als der Buchdruck erfunden wurde, gab es keine Honorare für Autoren und keinen Schutz für die Verleger. Die Ideen der Aufklärung setzten sich dank vieler Raubdrucke durch. […] Die Förderung und die Erhaltung der Kultur sind so wichtig wie der Natur- und Umweltschutz. Der skrupellose Raubbau durch die Internet-Piraterie verhindert langfristig, dass sie sich selbst ernähren und erneuern kann.
Der erste Satz bringt die Situation lustigerweise aber auf den Punkt. Die CC Open Source und Fair-Use Kultur ist neu und ein recht radikaler Wandel in einem, seit 200 Jahren, erstarrten Urheberrechtssystem, das seit den 50er Jahren einer Rechtsverwertung gewichen ist, in der der Künstler an sich nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Es ist eher wie mit jenen Firmen, die brachliegende Patente aufkaufen und dann aggressiv mittels Abmahnungen, einstweiligen Verfügungen und anderen Rechtsmitteln zu Geld machen.
Was mich auch nervt: die Verlage (wie das bei der FAZ ist, weiß ich nicht), die gerade wg. Copyright rumjammern, sollten dann vielleicht auch mal aufhören, ihren freien Autoren Verträge aufs Auge zu drücken, die eine Verwendung der Texte innerhalb des gesamten Verlages ermöglichen. Es ist irgendwie unschön, wenn man einerseits das Zitatrecht usw. überdenken möchte, andererseits für einen Text aber nur einmal zahlt und ihn dann jahrezehntelang durch sämtliche Verlagspublikationen schleifen kann.
3 Antworten zu „Die FAZ weiß auch nicht was sie will“
es ist halt immer so, das recht des stärkeren gilt. was die faz mit ihren schreiberlingen macht ist in ordnung. auf der anderen seite hat die faz probleme mit dem internet, da durch das internet, ihre ureigene domaine, papier das man verkaufen kann, umgangen werden kann. das geht einfach nicht zusammen.
Da gibt’s ein Wort für. Warte mal, Pluradingenskirchen oder so. Je nach Ressort dürfte es auch recht unterschiedliche Meinungen geben, was man vom Netz zu halten hat. Manche Autoren denken sogar selbst.
Und ja, auch bei der FAZ gibt es „Buyout“-Verträge, die die verlagsinterne Verwendung bzw. den Weiterverkauf an Dritte regeln. Sofern die Konditionen stimmen, scheint mir das eine praktikable Regelung. Muss natürlich jeder Autor für sich selbst entscheiden. Ich halte meinen Vertrag für fair, sonst hätte ich ihn nicht unterschrieben.
Ja, das man innerhalb einer Zeitung als Journalist seine Meinung vertreten darf, ist ja auch eher begrüßenswert. Hier widerspricht sich der Autor halt nur selber innerhalb eines Absatzes.
Total Buyout Verträge müssen nicht schlecht sein, können es aber. Das Problem ist vor allem dann gegeben, wenn Texte für Online bezahlt, aber in Print gehoben werden. Da hier die Bezahlung ja noch ein Ungleichgewicht hat. (Meist)