[Es folgt eine lose Gedankensammlung, ohne großartige Zahlen, der Eintrag ist also eher als offene Diskussion zu verstehen]
War ja klar, dass ausgerechnet Dieter Gorny in die Kerbe haut, wie man bei Nerdcore lesen kann:
Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Musikindustrie, hakte sich sogleich bei der Ministerin ein: „Der Vorstoß der Familienministerin zum Verbot von Kinderpornografie im Internet ist ein richtiges Signal. Es geht um gesellschaftlich gewünschte Regulierung im Internet, dazu gehört auch der Schutz des geistigen Eigentums.“ Das ist die mühsam verklausulierte Forderung, unliebsame P2P-Linkseiten auf die Sperrliste zu hieven.
Logisch, dass die Urheberrechte-Industrie gerne eine Filterliste für ihre Zwecke haben möchte. Ist doch praktisch, wenn man plötzlich p2p-Netzwerke oder auch mal You Tube mittels einer Filterung unter Druck setzen kann. Aber kann sich so etwas die deutsche Wirtschaft auf Dauer erlauben?
Denn immerhin handelt es sich beim Internet auch noch um eine Investitionslandschaft. Da die Exportabhängige deutsche Wirtschaft gerade massiv schwächelt und das Modell einer reinen auf Außenhandel spezialisierten Wirtschaft nicht immer funktioniert, wird das Netz in den nächsten Jahren zu einem wirklich sehr großem Wirtschaftszweig. p2p, Open Source und Seiten wie You Tube (oder vergleichbare Seiten aus Deutschland wie sevenload) zu gängeln, könnte aber kontraproduktiv sein.
Nun hat China auch keine wirtschaftlichen Probleme, obwohl man massiv das Netz filtert. Aber China ist ein Markt, der mehr als 1.2 Milliarden potenieller Kunden umfasst. In Deutschland gibt es gerade mal 80 Millionen.
Im Moment ist der im Netz generierte Umsatz verglichen mit den Einnahmen aus den klassischen Wirtschaftsbereichen noch nicht so wichtig, aber das wird sich ändern und die Frage wird sein, wie weit man sich eine gesetzliche Filterung in Deutschland noch leisten kann und will.
Die Pornobranche ist vielleicht ein merkwürdiges, aber in dem Zusammenhang kein schlechtes Beispiel. Während in Deutschland eines der strengsten Jugendschutzgesetze der Welt hat, das den Zugang zu deutschsprachigen Seiten massiv erschwert und vor allem verteuert, haben es andere Länder leichter. Die Umsätze werden in den USA gemacht, obwohl man sich ja zumindest durchaus vorstellen könnte, dass eine deutsche Sex-Industrie durchaus vergleichbare …ähmmm… Qualität abliefern könnte. Nicht zuletzt hat die Branche ja in den 80er und 90er Jahren in Deutschland floriert, als jeder einigermaßen erwachsen aussehende Mensch die jeweiligen Ecken der Videoverleiher besuchen konnte. Hätte man damals eine elektronische Zugangskontrolle an jeder Videothek angebracht, das Geld wäre vermutlich weniger üppig geflossen. Das hat nicht nur was damit zu tun, dass 16jährige Teenager nun mal Pornos konsumieren, sondern viel mehr damit, dass Erwachsene jetzt auch ungern ihren Porno-Konsum mittels PostIdent-Verfahren und ID-USB-Stick kontrolliert sehen wollen. Wie tief der Frust in der Branche gegenüber den laxen Jugendschutzgesetzen in den USA ist, hat man im letzten Jahr gesehen, als einige Hersteller Anbieter wie „You Porn“ aus dem deutschen Netz per Gerichtsbeschluss filtern wollten. Nicht wenige Anbieter aus diesem Segment haben ihre Inhalte mittlerweile ins Ausland verlegt. Arbeitsplätze, Steuern und sonstige Einnahmen fließen also woanders hin.
Nun kann man die Filterung, bzw. den erschwerten Zugang, zu diesen Angeboten ja noch nachvollziehen, es zeigt aber auch, was mit einem Industriezweig passieren kann, wenn man ihn zu sehr gängelt.
Der garantiert freie Zugang zu Webseiten ist also auch deswegen wichtig, weil das Netz eine gigantische Werbe- und PR-Maschine ist. Wenn zum Beispiel Google feststellt, dass der eigene Bewegungsspielraum in Deutschland zu eng wird, könnte die Firma theoretisch ihre Investitionen hier zurückschrauben und sich auf andere Märkte konzentrieren. Sicher, erneut das Beispiel China, wo Google sich sehr wohl den Zensurmaßnahmen anpasst, aber, wie gesagt, China ist zu groß, als dass man auf den Markt verzichten könnte. Deutschland ist das unter Umständen nicht, oder wäre es nur dann, wenn alle Filtermaßnahmen im europäischen Kernland identisch wären.
Die Theorie des Kapitalismus und der Gedanke des „Freien Markt“ umfasst auch die Idee, dass seine Ausbreitung für mehr Demokratie sorgt. Die Forderungen der Politik gegenüber Staaten, die andere Systeme pflegen, lautet ja immer: „Führt freie Wahlen ein, öffnet die Märkte, schützt den freien Handel“. Diese Forderungen gelten auch für neue Wirtschaftssysteme wie die Open Source Kultur. Zu dem sucht die Werbe- und PR-Wirtschaft immer die Lücken, die bisher frei von Werbung waren. Das p2p-Börsen der Musikindustrie schaden ist unbestritten (der Umfang des Schadens aber aber wohl), aber man sieht durch aus auch den Nutzen, die diese Börsen, You Tube, MySpace, Last.fm etc. mit sich bringen. Die Musikindustrie bekämpft mittlerweile ja nicht die p2p-Börsen wegen der illegalen Verbreitung, sondern weil sie mittlerweile die Wichtigkeit des Distributionsweges erkannt hat und diesen für sich monetarisieren will. Letztlich versucht man das alte Logistiksystem nur in einem neuen Kleid zu präsentieren. Das funktioniert aber nicht mehr, weil die Stars und Nachwuchsbands anfangen, sich selbst zu vermarkten, sich also eigene Wege suchen und dafür auch bewusst p2p Börsen nutzen. Wenn Gorny also fordert, dass solche Börsen gefiltert werden sollen, dann kastriert er sein eigenes Vertriebssystem und schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland.
Der Treppenwitz wäre, dass der Kapitalismus dafür sorgt, dass Filtersysteme nicht durchsetzbar sind.
9 Antworten zu „Wirtschaft vs. Zensur“
Richtig, von Pornos lernen, heißt siegen lernen. Daran sollte sich nicht nur die Musikindustrie ein Beispiel nehmen.
Die Sperrlisten werden wohl eher für ausländische Tunnelendpunkte sorgen – SCNR
[…] Herr Engeln hat heise zufolge dann nur noch mit den Kosten argumentiert und den Buchhändlern und Verlegern angedroht, dass sie dann auch zahlen müssten. Don Dahlmann hat ebenfalls gestern mal anders herum mit wirtschaftlichen Argumenten gespielt und die ganze Debatte auf den Investitionsstandort Deutschland hin geprüft: "Der Treppenwitz wäre, dass der Kapitalismus dafür sorgt, dass Filtersysteme nicht du… […]
Die Pornobranche ist vielleicht ein merkwürdiges, aber in dem Zusammenhang kein schlechtes Beispiel. Während in Deutschland eines der strengsten Jugendschutzgesetze der Welt hat, das den Zugang zu deutschsprachigen Seiten massiv erschwert und vor allem verteuert, haben es andere Länder leichter. Die Umsätze werden in den USA gemacht, obwohl man sich ja zumindest durchaus vorstellen könnte, dass eine deutsche Sex-Industrie durchaus vergleichbare …ähmmm… Qualität abliefern könnte.
Als Adult Webmaster, kenne ich mich in diesem Punkt sehr gut aus.
Es ist Fakt, daß youporn und co das Geschäft ziemlich zerstört hat, die meisten deutschsprachigen Erotikseiten sitzen im Ausland (Niederlande, Spanien, USA, panama etc) und kümmert die ZENSUR (Jugend“SCHUTZ“gesetz) einen scheiss Dreck, da sie nicht gegen die Gesetze ihres Firmensitzes verstösst. Hierbei gehen dem deutschen Staat sicher nicht nur Millionen, sondern MILLIARDEN verloren. Denn bedenke: Deutschland ist nach den USA das
Deutschsprachige Erotikseiten verdienen nur noch an Sexdating, Amateurportalen und Gayseiten + aussergewöhnliche Fetisch-Nischen relativ gut. Mainstream ist relativ tot. Dank der illegalen Seiten. Da der deutsche Nischen-Fetischkunden Kreis eher gering ist, gibt es für manche Nischen nur US-Seiten.
Nur mal angenommen: Alle legalen aber gegen KJM-verstossende Webseiten werden wegzensiert. Das hätte nicht zur Folge, daß deshalb ausländische Anbieter zurückkehren und in Deutschland dann zensurseiten mit „Du bist Pornokonsument du perversling, geh zur post mach ein identieverfahren“ aufbauen. Das lohn nicht. Einzig Fundorado kriegt es erfolgreich hin, über 500.000 zahlende Kunden zu erreichen. Würde Deutschland nicht weiterhin gegen das geltende EU-Recht der Wettbewerbsfreiheit für EU-Unternehmen verstossen, sondern den Jugendschutz bei den Eltern anfangen und damit Pornoseiten „legalisiert“, würden sicherlich dem Staat hunderte Millionen + tausende Arbeitsplätze dazubekommen. SO ABER, werden auch die Adult Webmaster umdenken müssen und nur noch für den englischen Markt Seiten bauen, da ja zu befürchten ist, daß der deutsche Markt bald „tot“ ist. Selbst wenn die Seiten nicht gesperrt werden, bleibt es bei dem jetztigen Jugendpornografiegesetz (25 JÄhrige Frau mit Zöpfen = verboten), dnn werden soviele Internetuser abgeschreckt, Erotikseiten zu betreten, weil sie nicht mehr sicher sein können, was dem DE-Recht entspricht und was zum Kipo-Generalverdacht führt.
Wenn Deutschland so weitermacht, werden Straftateten deutlich zunehmen und viele neue Jobs durch Einstellung weiterer Kaufhausdekteive geschaffen, denn was würde passieren, wenn die geschätzten 7 Millionen Arbeitslose, die sich keine 40 Euro teueren DVDs leisen können oder 40 Euro für Kinobesuch (mit Getränken + Popkorn + Eintritt + Fahrgeld), aber mit irgendetwas ihre Zeit verbringen möchten nicht mehr im Netz laden können? Ganz einfach, die Ladendiebstähle werden zu nehmen. Vielleicht entesteht auch in Deutschland eine organisierte Klaumafia, die für arme Bürger die Einkaufsliste zu 30% des normalen Einkaufspreises „besorgt“ (klaut). Diese Klaumafia existiert selbst auf dem sonnigen Mallorca.
Was werden Internetunternehmen machen, die mitbekommen was in Deutschland passiert? Da sie unter Generalverdacht gestellt werden, wenn sie mit Steueroasen Geschäfte machen und in Deutschland eh keine Zukunft haben, werden sie ihren Sitz real oder virtuell ins Ausland verlagern und das wird MILLIARDEN kosten.
Ähnlich dem Pornobusiness entgeht Deutschland sicher auch einige MILLIARDEn an ihrem merkwürdigen Glücksspielgesetz, die Politiker sind so kurrupt und verlogen, es ist einfach nur lächerlich.
Realität in Deutschland: Poker wird massiv im Fernsehen beworben, zu den Besten Sendezeiten laufen Pokersendungen mit Stefan Raab und alle werben mit ihrer DE-Domain um Mailadressen zu sammeln und werden die Spieler dann auf ihre COM leiten. Ganz legal wird so das Glücksspielgesetz untergangen, mit dem Effekt, daß Deutschland lediglich mehrere Milliarden Euro Steuern verliert.
Gleichzeitig werden tausende Existenzen von Kioskbesitzer gefährdet, durch das neue Glücksspielgesetz, das sie verpflichtet Kiosk / lotto zu trennen, was für manche Kioskbesiter nicht möglich ist. Und: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/731436?inPopup=true da können Spielautomatenbesitzer dem Konsumenten pro Studne 3600 Euro abknöpfen und Pokerseiten sollen verboten werden? LOL? Naja liegt wohl am Spielautomaten-Vorstand Theo Weigel :-))
Wenn sich an der wirtschaftsfremden Politik in Deutschland nichts ändert, weden auch gut 20.000 Suchmaschinenoptimierer und Affiliates aufgrund von Massenabmahnungen, Zensur etc ihren Firmensitz in das Ausland verlagern und die verdienen teilweise mehr pro Kopf als Politiker :-).
Ehrlich gesagt, es kotzt mich an, mitzusehen wie meine potenziellen Geldgeber (internetuser die im Internet Geld ausgeben), massiv aus dem Netz verjagd werden sollen UND wie man munter einen Überwachungsstaat in Deutschland einführt. Naja vielleiht muss ich umsteigen auf das Bewerben von VPN-Servern, wird ja nen rentables Geschäft werden *lol*.
LG ein ausgewanderter Webmaster, der nie wieder mit Steuergeldern Korruption und Überwachungsmassnahmen finanzieren wird :-).
Das Netz braucht illegale Seiten (Ausnahme Kipo, die gehören sofort bgeschaltet und die Konsumenten therapiert bzw hinter Gittern), um attraktiv für die Masse zu bleiben. Das trotz youporn (alexa charts platz 18) und Co mehr als 500.000 User bereit sind, für eine Erotikflat zu zahlen, zeigt doch, daß Qualität zu einem erschwinglichen Preis zu vielen Kunden führen kann.
Wenn die Film- und Musikindustrie also P2p-verhindern möchte, dann müssten die Preise radikal runtergesetzt werden und den drm-müll abschaffen. Mir ist es immer noch ein Rätsel, wie ich es geschafft habe für eine drm-verseuchte erotik-videothek soviele ahlende user ranzuschaffen, aber anscheinend liegts an der qualität der videothek.
Bezüglich USA: Hier haben die Angebote für den Kunden auch eine ganz andere Qualität als in Deutschland, da mehr Konsumenten = geringe Contentkosten pro User. Da bekommt man bei manchen Seiten für 9,95 Dollar im Monat Zugang zu 1200 DVDs etc… (damit du kein link löschen musst –> porn.com gehört pimproll die so ein angebot wohl recht erfolgreich betreiben müssen, denn die porn domain war sicher nicht billig).
Also lasst Hirn bei der Conentmafia regnen und bringt die Schweine, die Deutschland kaputt machen ins Gefängnis.
Die Pornobranche ist vielleicht ein merkwürdiges, aber in dem Zusammenhang kein schlechtes Beispiel.
Nochwas: Als die DDR 1.0 abgeschafft wurde und in die DDR 2.0 (jetztige Volksrepublik Deutschland) integriert wurde, boomte der Erotik-Offlinemarkt. Zeitungen wie COUPE hatten Auflagen von bis zu 500.000 pro Monat, heute nichtmal 30.000 im Monat. Selbst die Internetverweigerer Videorama (Gina Wild) haben sich damit abgefunden, daß nicht mehr DVDs gekauft werden, sondern im Netz konsumiert wird und haben in Zusammenarbeit mit einem der bekanntesten Erotik-Partnerprogrammen aus Österreich Best-OF-Seiten zu ihren Stars geschaffen und die laufen aussergewöhnlich gut, trotz der Verfügbarkeit der Filme über P2p.
Danke für diesen letzten Einblicke die Branche.
"Der Treppenwitz wäre, dass der Kapitalismus dafür sorgt, dass Filtersysteme nicht durchsetzbar sind." http://is.gd/u36I
Mitten im Land der Dichter und Denker, am ICE-Bahnhof der Republik, entdeckte das Bundespresseamt ein provinzielles Tagesschau-Bild. Dieses Optiksignal war kein wahrer Kanzler, sondern nur die Liniendarstellung eines zeitlich begrenzten Kanzlers im Fernsehen eines Unionsbuergers in der Deutschen Provinz. Auf der Grundlage des ungesetzlichen “Domainrechtes” liess ein Rechtkreativer der Bundesregierung eine einstweilige Verfügung vom Landgericht Berlin gesetzlos abstempeln. Dem Unionsbuerger wurden 6 Monate Gefängnis für seine Internetdichtung versprochen. Ihm wurde verboten, sein unabhängiges Bild “reserviert und/oder konnektiert” zu halten. Gegen diesen undemokratische Beschluss wurde im Geist der Bürgerrechtsdeklaration widerstanden. Nach einem geistreichen Disput vorm Landgericht Berlin vertrugen sich sich die Parteien auf der übernationalen Grundlage der Europäischen Charta der Grundrechten .
Das Bundespresseamt der Bundesregierung versprach Wahlleiter.de, Unionsbuerger.de, Praesidentin.de, nicht zu belegen.
Moral dieser Leitkulturellen Uchronie
OHNE AUTORITÄT KEIN RECHT !