Doofe Frage I

Vielleicht sollte ich das ja wissen, wo ich ja auch was mit Medien mache, aber ich weiß es nun mal nicht.

Es geht um einen Satz, den ich gestern bei Turi gelesen habe:

Die Gesamtreichweite der erfassten Titel steigt sogar minimal an – von 60,7 auf 60,8 Mio Leser. Der simple Grund: Die Leser kaufen in finanzschwachen Zeiten zwar weniger Magazine, tauschen diese aber vermehrt untereinander aus, so Michael Walter, Vorstand Zeitschriften der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (AG.MA).

Anders ausgedrückt: Obwohl die Auflagen aller Zeitungen laut IVW um 0,65 Millionen in einem Jahr gefallen ist, es also 650.000 Leser weniger gibt, steigt die Reichweite um 100.000 Leser.

Meine doofen Fragen hierzu:

1. Wer misst denn die angebliche Tauscherei? Ist das so ne Umfrage, wie die, die man auf Shampooflaschen sieht?
2. Ist das jetzt in der Verlagsbranche so wie in der Musikindustrie, wo man seit 10 Jahren behauptet, dass man ja eigentlich nicht weniger verkauft, die Leute nur illegalerweise mehr tauschen?
3. Wird das Weitergeben von Zeitungen illegal?

11 Antworten zu „Doofe Frage I“

  1. Lass uns einen kriminellen Druckerzeugnissetauschring gründen! Lesezirkel zu limewire!

  2. Hi Don. lass mich dir mal helfen und deine fragen ein wenig beantworten.

    1. solche tauscherein messen die zeitungen oft selbst. bei leserumfragen (z.B. alle halbe jahre oder in einem anderen rhythmus) ist oft die frage dabei: wie viele Personen außer ihnen lesen ihr Exemplar auch regelmäßig?
    diese frage habe ich schon in sport-, computer-, musik- und kochmagazinen gefunden

    2. also grundsätzlich sind die verkaufszahlen bei zeitungen schon eine gewisse zeit lang ruckläufig. vorallem bei tageszeitungen oder „sparten-magazinen“

    3.ich hoffe nein. momentan ist es jedenfalls legal. solage du das magazin nicht komplett kopierts und selber verkaufst :) aber ich glaube nicht, denn die meisten zeitungen kosteten nicht so viel, das das ein lukratives geschäft werden könnte. also müsste dem auch keiner hinterher rennen wie bei cds oder markenware.

    so ich hoffe das hilft dir in deiner ungewissheit weiter

    freundliche grüße martin

  3. Danke. Frage 3 war auch nicht ernst gemeint. Ehrlich :)

  4. ja kein problem. aber heutzutage weiß man nie. in zeiten von vorratsdatenspeicherungen wird vielleicht auch bald das zeitunstauschen illegal :)

  5. Mal ernsthaft. Auch die Umfragen sind ja nur Schätzungen. Man kann einen groben Wert festlegen, dass zum Beispiel in einem Haushalt eine Zeitung meistens von mindestens zwei Personen gelesen wird. Vielleicht ab und an noch eine dritte. So kommt man ja auch schön auf die 60irgendwas Millionen. Das dies feste statistische Größen sind, ist mir klar. Warum die sich plötzlich ändern sollen, ist mir alles immer noch ein Rätsel, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich die Lesegewohnheiten der meisten Menschen gerade massiv ändern. Wenn vor allem die Verkaufszahlen runter gehen, heißt das auch, dass die Menschen nun mehr im Netz lesen. Dazu kommt, dass die angeblich wirtschaftlich schwer Lage bis Q4 2008 überhaupt keine Rolle gespielt hat.
    Wenn man dann noch einen Blick darauf wirft, dass viele über „sonstige Verkäufe“ die Auflage abgefedert haben, wird klar, dass da viel schön gerechnet wird.

  6. dampfbadbiber

    dass sich die Lesegewohnheiten der meisten Menschen gerade massiv ändern.

    Der meisten Menschen? Massiv? Ändern? Gibt es da Quellen für, oder ist das eine suibjaktive Wahrnehmung aus dem persönlichen Umfeld?

  7. Soll ich jetzt die 27,8 Studien rauskramen, die belegen, dass es mir mehr Leute ins Netz und immer weniger ins Holz zieht? Oder dass gerade die Tageszeitungen bei den Abonnenten verlieren? Ich sage ja nicht, dass die Leute weniger lesen, nur eben auf andere Art und Weise.

  8. hoffentlich lernen die bei diesen zeitungen und bringen endlich ordentliche e-mag versionen auf den Markt. wenn richtig gute sachen dabei sind, kann man ja auch darüber nachdenken einen kleinen beitrag zu verlagen um so seine verluste bei den altmodischen zeitungslesern wieder auszubügeln.

    bis jetzt kenn ich nur ein richtig gutes, und vor allem inter aktives e-mag. und zwar das „gee display“ vom magazin „gee“. wirklich gut gemacht.

    http://herrmartinschroeter.blogspot.com/2009/01/gee-display-epaper-fr-computerkultur.html

    auf jeden fall mal einen blick wert

  9. @Umfragen=Schätzungen: Oder sagen wir vielleicht lieber Näherungen. Die Media-Analyse ist nicht nur eine mal eben hopplahopp zusammentelefonierte Zufalls-Stichproben-Befragung, sondern die anerkannte Leitwährung, deren Validität sich die beteilgten Verlage und Sender durchaus was kosten lassen. Und bei der es auch weit weniger Möglichkeiten des Schönrechnens gibt als bei den IVW-Auflagen mit ihren Bord- und Kloexemplaren.

    Der große Unterschied zur Musikindustrie ist der, dass sich die Tonträgerhersteller im Gegensatz zu Zeitungshäusern für Reichweite nichts kaufen können und nur von den Vertriebserlösen leben. Wenn ich aber als Werbekunde eine Printanzeige schalte mit dem Zielwert von soundsoviel Nettokontakten, dann kann es mir doch wurscht sein, ob jetzt nur drei Viertel der Erreichten das Blatt auch selber gekauft haben. Vor diesem Hintergrund ist es extrem unwahrscheinlich, dass die Verleger versuchen werden, das Weitergeben ihrer Erzeugnisse zu kriminalisieren.

  10. @mark793 genau. genau das ist der punkt. werbung. das ist der kern der finanzierung. und wieso können tonträger ihre reichweite da nicht ausnutzen? ist ja kultur und musik das eigentliche produkt, ja versteh ich. aber bei der zeitung, magazin, internettext ist auch der text, der artikel das produkt. und doch kommt der gewinn über die werbung, also eigentlich über die reichweite. und ein bissl über abos. is das so schwer? ich sag wohl nix neues, aber ich wollts doch mal gesagt haben.

  11. @Mark793 Aber genau hier wird’s ja eben etwas seltsam. Obwohl die Auflagenzahlen in der IVW trotz der von Dir erwähnten Schönrechnereien fallen, bleibt die für die Werbewirtschaft relevante Zahl stabil.
    Lustig übrigens, dass Zeitschriften scheinbar sehr fleißig herumgereicht und verliehen werden: Wie sonst erklärt sich z.B. die Reichweite des Spiegels von 7,5 Mio. Lesern laut ma – bei einer Druckauflage von 1,2 Mio. Exemplaren (IVW)? Lesezirkel und Arztwartezimmer lasse ich bei dem Faktor nicht gelten.