Lieber alles verbieten

Das ULD Schlewig Holstein verbietet Firmen den „Gefällt mir“ Button und Facebook Fanpages zu nutzen. Es ist nicht so, dass ich ein Fan von Facebook bin. Auch wenn hier ein solcher Button eingebaut ist, auch wenn ich selber für das Racingblog eine Fanpage eingerichtet habe. Die Problematik für Firmen ist tatsächlich, dass die Daten außerhalb ihrer Kontrolle an Facebook übermittelt werden. Aber das ist ein grundsätzliches Problem von Facebook, Google und anderen Cloud-Anbietern, dass sowohl die Daten, als auch das Backup aller Diskussionen nicht mehr bei den Firmen, sondern beim Anbieter liegen. Facebook mag als Werbeplattform funktionieren, fürs CRM taugt es nur eingeschränkt. Zudem geht den Firmen alles flöten, sollte Facebook morgen den Laden dicht machen.

Auf der anderen Seite geht mir die „german angst“ seit einiger Zeit wahnsinnig auf die Nerven. Vor allem, wenn sie Bereiche betrifft, die jeder halbwegs erfahrene Internetnutzer selbst auf den Schirm hat. Dagegen werden andere Daten (SWIFT-Abkommen, Flugbewegungen usw.), die einen deutlich sensibleren Bereich betreffen, kaum widersprochen durch gewunken. Die Politik mancher Datenschutzämter ist reine Augenwischerei, blöder Aktionismus, der nur dazu dient, dem Bürger eine Art Datenschutz vorzugauckeln. Tatsächlich passieren tut nichts. Dafür empfiehlt man Nutzern kein Facebookprofil anzulegen, damit die die Firma diese nicht auslesen kann. Da fühlt man sich doch, mit Verlaub, verarscht. Mal abgesehen davon, dass Facebook nur so viele Daten auslesen kann, wie ich auch hinein stelle. Auf die Idee, dass selbst unerfahrene Nutzer mittlerweile mitbekommen haben, dass man sehr private Daten nicht überall reinschmiert, ist man nicht gekommen. Ebenso könnte das ULD dann auch gleich Google verbieten, weil man mit einer einfachen Suche wie „Lebenslauf filetype:doc“ mehr private Daten im Netz findet, als nach einer dreiwöchigen Facebook Recherche.

Inkonsequent und geradezu hanebüchen ist auch die Haltung, die Nutzer zur Verantwortung zur ziehen. Wenn die Datenschutzbeauftragten, in welchem Bundesland auch immer, der grundsätzlichen Meinung sind, dass Facebook gegen das TDG oder andere Gesetze verstösst, sollten sie so konsequent und den Zugang zu Facebook reglementieren. Das wäre dann wenigstens eine konsequente Weiterführung der „german angst“. Dann gibt es kein Facebook mehr in Schleswig-Holstein. Da man sich aber nicht dem Vorwurf der Zensur aussetzen möchte, zwingt man Nutzer und Firmen eben zu einer Art Selbstzensur.

Wie schon erwähnt – ich möchte die Problematik der Datenauswertung durch Facebook überhaupt nicht kleinreden. Aber es ist ein Witz, wenn deutsche Behörden bei jeder innovativen Entwicklung plötzlich „Was da alles passieren kann!“ rufen. Das war bei Google Streetview so (während sich beim Konkurrenten Bing niemand dafür zu interessieren scheint), das ist nun bei Cloud-Netzwerken so. Das faktische Verbot innovative Angebote zu nutzen, ist auch gewaltiger Wettbewerbsnachteil. Die Verbote fördern auch nicht gerade die Bereitschaft deutscher Firmen, in neue Entwicklungen und Ideen zu investieren, weil die sich dann erst einmal wieder fragen müssen, welcher Datenschützer aus welcher Provinz auch immer in den nächsten drei Jahren vielleicht auf die Idee komnen könnte, das irgendwas gegen irgendein Gesetz verstösst. Zu dem wäre ich deutlich weniger genervt, wenn die Datenschutzbeauftragten ihre Energie ebenso auf staatliche Projekte legen könnte, anstatt die Privatwirtschaft zu gängeln.

Und könnte das ULD SH auch mal ein Webseitendesign einsetzen, dass nicht nach 1998 aussieht?

11 Antworten zu „Lieber alles verbieten“

  1. Tsja, aber ist auch unsere eigene Schuld. Würden wir Internetuser viel eher auf die Straßen gehen und dort Präsenz zeigen, wenn die mal wieder flachtbrüstig quer schießen, dann würden die auch einmal einen Eindruck von unserer realen Macht erhalten. So verpufft jede Diskussion und Energie online als wäre nix gewesen und wird von der breiten Masse der Web-User, die gar nicht verstehen, worum es geht überhaupt nicht wahrgenommen.

  2. […] partiellen Aktion (nur Schleswig-Holstein???) anzugehen scheint und nun wirklich ganz absurd.”Don Dahlmann:“Aber es ist ein Witz, wenn deutsche Behörden bei jeder innovativen Entwicklung plötzlich […]

  3. DAMerrick

    Falls es dich beruhigt: Ihr Deutschen reagiert immer so, Internet ist nur ein Thema von vielen. Ihr habt die Hysterie im Blut.

  4. Facebook ist ein Penner. Facebook-User schenken dem Penner gerne mal 2 Cent. Jetzt kommt der Weiche aus SH und sagt “Facebook ist ein böser Penner, der führt über all eure 2 Cents Buch. Und dann wird euch der Penner bald Bettelbriefe schicken, weil er weiss, wie euer Haus heisst! Wir, die seblbsternannte Datenschutztäterä aus Kiel und Umgebung wollen ALLE Schleswig-Holsteiner vor diesem bösen Penner schützen. Wer also nochmal seine 2 Cent an diesen pösen Kalifornier rüberreicht muß uns bis zu fuffzigtausend Ocken abdrücken. Warum wir das wollen? Das wissen wir auch nicht so genau, aber wir dachten wir machen mal was. Und das mit aller Entschiedenheit. Und wehe ihr Like-Button-in-die-Homepage-Einbauer verlegt euer hosting nach Hamburg. DANN wissen wir nämlich nicht mehr, was wir machen sollen. Also überlegt es euch bist Ende September!” Und die Penner-Sponsoren so: plonk.

  5. @Creezy +1, so isses.

  6. Bitte mal ergänzen was ULD bedeutet ;) Musste erst googlen.

  7. Es ist so unheimlich peinlich und ich schäme mich für S-H, für Kiel. Wieder so typisch, dass gerade hier die Datenschutzbeauftragten mit so einem überflüssigen Move auffallen, so ein kleingeistiger Dorfdeppenmist, bäuerliche Stammtischpolitik, ich kann gar nicht so viel Dings, weisst schon.

    Wenn man sich in 5 Jahren an diesen Fauxpas erinnert, wird die ganze Welt uns auslachen, woanders tut man das schon heute. Werde morgen mal nach Ausbürgerungsmöglichkeiten recherchieren.

  8. […] Lieber alles verbieten "Auf der anderen Seite geht mir die “german angst” seit einiger Zeit wahnsinnig auf die Nerven. Vor allem, wenn sie Bereiche betrifft, die jeder halbwegs erfahrene Internetnutzer selbst auf den Schirm hat. Dagegen werden andere Daten (SWIFT-Abkommen, Flugbewegungen usw.), die einen deutlich sensibleren Bereich betreffen, kaum widersprochen durch gewunken. Die Politik mancher Datenschutzämter ist reine Augenwischerei, blöder Aktionismus, der nur dazu dient, dem Bürger eine Art Datenschutz vorzugauckeln. Tatsächlich passieren tut nichts. Dafür empfiehlt man Nutzern kein Facebookprofil anzulegen, damit die die Firma diese nicht auslesen kann. " […]

  9. Mir scheint es auch komisch dass aus ganz Europa die Deutschen so reaggiert haben. Klar, so ein Daten Monster wie Facebook kann eines Tages gefährlich werden, aber Probleme mit den Daten kann man auch anders bekommen, nicht nur durch Fb.

  10. Jetzt mal nur dass ich nicht doof sterbe. Sie fordern es, aber wirklich verbieten können sie es so wie ich das verstehe nicht, oder?

  11. MC Winkel, ich bin ganz deiner Meinung. Manche Sachen versteht man, aber was hat FB mit allen schlechten Sachen die in der Welt passieren zu tun!?!